Delain
Delain

Konzertbericht

Billing: Delain, Sonata Arctica und Winterborn
Konzert vom 2009-11-23 | LKA Longhorn, Stuttgart

Ein echter Blickfang ist hier ohnehin jemand anders. Was gutaussehende weibliche Metal-Sängerinnen angeht, die auch noch hervorragend singen können, haben die Holländer schon längst ein Niveau erreicht, von dem sie im Fussball nur träumen können. Und so reiht sich auch Charlotte Wessels in den munteren Reigen solch bezaubernder Landsfrauen wie Anneke van Giersbergen (ex-THE GATHERING), Sharon den Adel (WITHIN TEMPTATION), Floor Jansen (ex-AFTER FOREVER) oder Simone Simons (EPICA) ein. Erfreulicherweise versucht sie aber nicht, eine dieser Szene-Größen zu imitieren, sondern kultiviert ihren eigenen Stil, der sich hervorragend in den komplexen, aber nicht übertrieben oppulenten und kitschigen Bandsound einfügt.

Für Aufsehen sorgt auch das Outfit der Zweiundzwanzigjährigen, das aus einem knielangen Rock und einer trägerlosen Corsage besteht, beides komplett aus Leder. Am Anfang wirkt das Mädel zwar noch etwas verunsichert, nach der Hälfte des ersten Songs beginnt sie aber so wild zu hüpfen und zu bangen, dass man(n) sich wundert, dass hier nichts unfreiwillig verrutscht. Wie ihre Bandkollegen, hat die Frontfrau sichtlich Spaß auf der Bühne – und der überträgt sich aufs Publikum, das begeistert mitklatscht.

Musikalisch brechen DELAIN zwar nicht aus den Grenzen aus, die Bands wie NIGHTWISH, AFTER FOREVER oder auch THE GATHERING gesteckt haben, doch findet die Band ihren eigenen Weg durch das Labyrinth an Genre-Konventionen und quasi-patentierten Trademarks anderer Bands. Man geht mit weniger orchestralem Bombast ins Rennen als WITHIN TEMPTATION, spielte seine Bombast-Stücke annähernd so schmutzig-rockig wie AFTER FOREVER und bringt die progressive Schlagseite etwas schneller und eingängiger auf den Punkt als THE GATHERING. Somit bieten DELAIN zwar nichts wirklich neues, überzeugen aber mit einer technisch brillianten Umsetzung und starken Songs. Eine bessere Werbung für die beiden Studio-Scheiben, die ich bislang noch gar nicht auf dem Schirm hatte, kann man eigentlich nicht machen.

Der ebenso unvermeidliche wie pubertäre „Ausziehen!“-Ruf gegen Ende des Sets bleibt zum Glück ein Einzelfall, denn angesichts ihrer stimmlichen Leistung braucht man Charlotte Wessels nun wirklich nicht auf ihre durchaus vorhandenen körperlichen Reize reduzieren. Und obwohl die extrem steife, fast an einen ledernen Harnisch erinnernde Maßanfertigung heute eine Superbowl-gerechte „Nippelgate“-Inszenierung verhindert, dominiert am Ende nicht Enttäuschung, sondern Zufriedenheit die Gesichter des Publikums.

Delain

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29.11.2009

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