Death Shall Rise 2016
Unser Festivalbericht von der zweiten Auflage
Konzertbericht
Samstag, 02.07.2016
Das eigentliche Festival am Samstag war ja ursprünglich als Open Air im Innenhof des Exzellenzhauses geplant. Doch aufgrund der unsicheren Wetterprognose und des eher schleppend verlaufenen Vorverkaufs entschließt sich der Veranstalter dann schweren Herzens, die Konzerte nach innen zu verlegen. Das ist einerseits natürlich schade, aber wenn man andererseits die Möglichkeit hat, so kurzfristig umzudisponieren, warum nicht. Und so finden die Gigs nun auf zwei Sälen statt, während man sich draußen verköstigen und mit Merchandising eindecken kann. Eine Entscheidung, die sicher nicht jedem gefiel, aber in finanzieller Hinsicht absolut nachvollziehbar war, das sollten letztlich auch die Nörgler einsehen.
Galerie mit 3 Bildern: Death Shall Rise 2016 ImpressionenKATATONIE
Und wieder schickt man als erstes eine Trierer Band auf die Bühne des Großen Exils, vor der sich zu früher Stunde allerdings nur recht wenige Besucher verlieren. Dabei gelingt es KATATONIE mit ihrer zwischen Brutal Death und Deathgrind pendelnden Mucke durchaus, die Gehörgänge ordentlich durchzublasen. Das Ganze fällt musikalisch am ehesten in die Kategorie solider Auftakt. Beim Wettbewerb um den schrägsten Album-Titel des Wochenendes schickt man mit „Herpes der Götterbote“ und „Zombie Thrombose“ allerdings zwei absolute Schwergewichte ins Rennen. Wird schwer zu überbieten sein.
MINDFLAIR
Ab jetzt ist wandern angesagt, denn in den nächsten rund drei Stunden wechselt man nach jeder Band die Bühne. Den über Nacht zum Glück wieder abgekühlten Balkensaal dürfen die Kaiserslauterer MINDFLAIR heute als erste vernebeln. Und das scheint so einige zu interessieren, die Hütte ist schon jetzt richtig gut gefüllt. Warum, das bleibt allerdings zumindest mir etwas schleierhaft. Grindcore in all seinen Facetten steht auf dem Speiseplan, das mag einem nun munden oder nicht. Und rein musikalisch machen MINDFLAIR ihre Sache auch sicher nicht schlecht. Aber der Sänger geht mir persönlich dann doch auf den Zeiger. Das ist wohl eher für absolute Krachfetischisten geeignet. Doch davon waren scheinbar so einige vor Ort. Und wem es nicht passt, der kann ja ein leckeres Trierer Bierchen im Innenhof naschen.
OPTIMIST
Der Tanz auf zwei Sälen hat natürlich einerseits den Vorteil, dass es keine größeren Pausen zwischen den einzelnen Auftritten gibt. Aber andererseits bleibt auch kaum Zeit, sich mal zwischendurch mit etwas anderem zu beschäftigen. Und da der Mensch ja schließlich auch mal feste Nahrung braucht, kann man schon mal bei den Chilli-Cheese-Fritten hängenbleiben. Auch Saskia war zu der Zeit ganz offensichtlich anderweitig beschäftigt, so dass an dieser Stelle nun Alex zu Wort kommt:
Aus dem Pott treten nun OPTIMIST auf die Bühne im Großen Exil. Für den echten Death Metal-Flair haben sie einen Kampftroll in Form von Sänger Kevin dabei, der mit seinem Gepose hoffentlich nicht ernst genommen werden möchte. Musikalisch ist an den Jungs hingegen nichts auszusetzen und die Temperatur in dem alten Kellergewölbe steigt. Trotz des mäßigen Wetters vor der Tür wird es Zeit, sich nochmal mit dem ärztlichen Rat zu befassen und Flüssigkeit aufzunehmen. Saskia macht sich eine mentale Notiz: Dem Herrn Popp muss unbedingt Trierer Viez empfohlen werden. Der ist aus Apfelsaft, da sind bestimmt Vitamine drin! (Alex)
DEATHRITE
Einmal quer durch Deutschland von Ost nach West und ab auf die kleine Bühne: DEATHRITE aus Dresden sind zu Gast. Und die weite Fahrt hat sich definitiv gelohnt, denn mit ihren deutlich am alten Schwedentod angelehnten Liedern passen die Jungs absolut perfekt aufs DEATH SHALL RISE. Da wird man schon mal bestens darauf eingestimmt, was einen an diesem Abend noch so erwartet. Die Sachsen garnieren ihre DISMEMBER bzw. ENTOMBED Huldigung immer wieder mit Zitaten von Meister Speckmann, und nicht nur stimmlich bricht immer wieder der MASTER durch. Das macht Laune und versetzt so manchen zurück in die gute alte Zeit.
Randbemerkung I:
Irgendwann am späten Nachmittag berichtet Kollegin Saskia von einem Gesöff namens Viez, eine Art Apfelwein, Trierer Spezialität. Und da man ja gerne mal fremde (Trink)kulturen kennen lernt, startet man als höflicher Gast umgehend mit der Verkostung. Sehr guter Tipp, vielen Dank dafür! Bier ist ab jetzt ziemlich out, der Teufel hat den Viez gemacht, definitiv …
CHAPEL OF DISEASE
Am leicht gestiegenen Alkoholpegel liegt es allerdings nicht, dass bei mir die Mucke von CHAPEL OF DISEASE irgendwie nicht so richtig zünden will. Mit dem okkulten Death Metal der Kölner werde ich auch sonst nicht so richtig warm. Dabei bietet die Band ein durchaus intensives Hörerlebnis abseits der Legionen anderer Bands. Die oft ausufernden Songs, die Zwischenspiele, die düstere Atmosphäre – das alles ist für sich genommen schon stark gemacht. Doch irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass CHAPEL OF DISEASE immer wieder mal zu viel wollen, das wirkt mir dann manchmal doch zu kopflastig. Doch zum Glück sehen das viele Besucher offensichtlich anders und feiern die Band für ihren Death Metal abseits von Stumpf ist Trumpf ordentlich ab. Auch Saskia z.B. haben die Jungs wesentlich besser als mir gefallen. Und mit ihrem Hang zum Prog und bewaffnet mit einem frischen Becher Viez ist sie natürlich unter den Fans. So ist das halt, man kann schließlich nicht immer einer Meinung sein.
CONAN
Kurzer Abstecher in den Balkensaal, hier spielen nun CONAN auf. Aber sorry, liebe Engländer, euch konnte ich mir echt nur wenige Minuten anhören, für solche Musik sind meine Ohren einfach nicht geschaffen. Das gilt weniger in Bezug auf die Musik, die man irgendwo zwischen Doom und Stoner einsortieren kann. Nichts Besonderes, aber gar nicht mal schlecht gemacht. Ob nun allerdings der Sänger einen schlechten Tag hatte, oder aber doch eher immer so klingt, kann ich nicht beurteilen. Aber das ist mir dann definitiv zu schräg … Da schleicht auch Saskia beizeiten genervt wieder nach draußen.
Randbemerkung II:
Die Flucht auf den Innenhof führt einen nicht nur schnurstracks zum nächsten Viez, sondern auch mitten in eine Art Gedächtnisfeier für Bud Spencer. Da wird doch tatsächlich die metallische Horde mit dem legendärem Banana-Joe-Soundtrack beschallt, durchaus stilvoll. Allerdings hätte man die CD dann nach einem Durchlauf auch durchaus wieder wechseln können. Trotzdem, coole Idee.
FLESHCRAWL
So, und ab jetzt regieren die alten Death-Metal-Hasen. Alle seit mindestens Anfang der 90er Jahre aktiv, alle auf der Bühne im Großen Exil. Den Auftakt machen die Ulmer FLESHCRAWL. Der Pegel der Menge steht eindeutig auf Party und die Uhrzeit noch nicht auf Fußball-EM-Viertelfinale. Der Kellersaal platzt dementsprechend aus allen Nähten und FLESHCRAWL prügeln sich mit voller Wucht durch den frühen Nachmittag. Draußen finden sich immer wieder Menschen mit hochroten Köpfen ein, die schnell nach Luft und Bier/Viez schnappen, ehe sie wieder in die Todeskatakomben abtauchen. Das hätte Outdoor bei Sonnenschein nicht so viel Spaß gemacht! (Saskia)
GRAVE
Etwas Neues über GRAVE schreiben wäre ganz sicher wie Eulen nach Athen bzw. Viez nach Trier tragen, also schon ziemlich unsinnig. Meister Ola und seine Bande stehen seit nunmehr fast 30 Jahren einfach durchgehend für traditionellen Old School Death, Punkt. Und sie sind immer und überall in der Lage, ihren Set punktgenau in die Meute zu zimmern, da macht natürlich auch dieser Abend in Trier keine Ausnahme. Experimente oder gar Stilbrüche? Niemals, doch nicht bei GRAVE. Und das Gute bei der Band ist, dass sie im Vergleich zu manch anderem eben nicht nur auf die alten Klassiker zwingend angewiesen sind, da auch die neuen Songs ansprechend zünden. Da ist es fast schon egal, ob man beispielsweise mit dem brandneuen “Out Of Respect For The Dead“ aufwartet oder aber natürlich die Allzeit-Klassiker “Into The Grave”, “And Here I Die”, “You’ll Never See” oder “Soulless” in die bangende Menge feuert. GRAVE sind ganz einfach immer stark und enttäuschen wirklich nie.
ENTOMBED A.D.
Einige behaupten ja, ENTOMBED mit A.D. seien einfach nicht mehr dasselbe wie früher. Da mag schon was dran sein, aber solange L.G. wie gewohnt ins Mirko rödelt, soll es mir zumindest ziemlich egal sein, denn dessen Stimme steht für mich für diese Band. Daher fällt es auch nicht weiter schwer, zunächst einmal auf das Halbfinale der Fußball-EM zu verzichten. Denn genau wie auf der Tour mit BEHEMOTH und ABBATH versprühen die Jungs eine unglaubliche Spielfreude, das ist absolut ansteckend. Im Gegensatz zu GRAVE sind ENTOMBED A.D. schon in gewisser Weise ein Sklave ihrer eigenen glorreichen Vergangenheit. Denn das bei ihren Konzerten der Großteil des Publikums natürlich auf unsterbliche Hymnen wie „Revel In Flesh“ oder aber den unvermeidlichen Höhepunkt „Left Hand Path“ wartet, ist ja logisch. Dagegen kann das neue Material ganz einfach nicht anstinken. Dennoch, der Gig der Stockholmer macht trotzdem von A bis Z Spaß.
Randbemerkung III:
Saskias Gatte Alex bittet an dieser Stelle einzufügen, dass die Fotos der Band nicht derart verschwommen sind, weil er schon zu viel Viez intus hatte, sondern weil die Meute einfach zu hart bangte. Christian und Saskia finden das verzeihlich. (Alex)
Nicht nur das, wir sind sogar unheimlich stolz darauf, wie unser Fotograf das Getümmel im nicht vorhandenen Fotograben gemeistert hat. Und für die Tatsache, dass die Fotos nur unter vollstem Ellenbogen-Einsatz geschossen werden konnten, sind die absolut gelungen. Danke Alex! (Christian)
ASPHYX
Als ASPHYX die Bühne entern, ist die zweite Halbzeit von Deutschland gegen Italien schon im vollen Gange. Verdammt, warum muss man manchmal vor solch schwierige Entscheidungen gestellt werden? Den bei dieser EM durch Abwesenheit glänzenden Holländern ist das natürlich herzlich egal, und so zeigt man von Beginn an absolut eindrucksvoll, wo der „Deathhammer“ hängt! Die Jungs sind nun schon so viele Jahre am Start, und immer noch unverzichtbar für die Szene.
Randbemerkung IV:
Dennoch zieht es den Fußball-Fan in mir dann doch wieder Richtung Balkensaal zur EM-Übertragung, zwar schweren Herzens aber dennoch unvermeidbar. Hier fiebert man vor der Großleinwand zusammen mit zahlreichen anderen Kunstbanausen dem letztlich glücklichen Ende für die deutschen Kicker entgegen. Guter Service des Veranstalters, der auch keinen Fußball-Hasser gestört haben sollte.
Saskia kann die Balltreterei indes nicht aus dem Exil treiben. Der freundlichste Holländer der Welt und seine Jungs treiben die Temperatur noch um ein paar weitere Grade nach oben, obwohl der Saal fußballbedingt weniger gefüllt ist als bei FLESHCRAWL. Und auch hier hat die spontane Verlegung nach drinnen dem Abend nicht geschadet, denn die unangemessen geringe Zuschauerzahl (Hallo?! Fußball gegen ASPHYX?! Der Christian ist doch nicht ganz sauber!) hätte auf dem deutlich größeren Platz vor der Sommerbühne den Spaß dann doch reduziert. Im Großen Exil bringen ASPHYX indes die Wände zum Tropfen. So gehen legendäre Abende zu Ende! Also, so und mit einem Absacker-Viez. (Saskia)
(Über diese Klammerbemerkung wird noch mal zu reden sein, Frau Becker. Anm. d. Verf.)
FAZIT:
Mit dem DEATH SHALL RISE haben die Veranstalter ein liebevolles kleines Festival auf die Beine gestellt, das hoffentlich seinen festen Platz in so manchem Terminkalender finden wird. Leider haben dann am Ende doch ein paar Besucher gefehlt, um auch finanziell die berühmte schwarze Null zu erreichen. Aber mit solchen Schwierigkeiten hatten ja auch ganz andere am Anfang zu kämpfen. Man kann hier wirklich nur hoffen, dass die Veranstalter durchhalten und letztendlich von der Szene dafür belohnt werden. Wir für unseren Teil freuen uns jedenfalls jetzt schon auf DEATH SHALL RISE III..!
Text: Saskia Becker & Christian Popp
Fotos: Alex Becker
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