Deafheaven und Inter Arma
- zwischen Gaze und Grobheit

Konzertbericht

Billing: Deafheaven und Inter Arma
Konzert vom 15.09.2018 | Beatpol, Dresden

DEAFHEAVEN und INTER ARMA in Dresden. Ein Abend der Kontraste: Strenge Abendgarderobe trifft auf rosa Sportshorts, dreamy Blackgaze auf träge Sludge-Walzen. Und vor allem anderen: Müdigkeit auf Energyplörre. Die Damen-Division steuert mit Zero-Sugar-Gier den nächsten Einzelhandel an und spritzt sich für die kommenden Stunden fit. Neben dem Wachmach-Effekt bringt das auch die abendfüllende Sorge mit sich, ob das vom charakteristischen Energydrink-Geschmack begleitete Aufstoßen nur die Kollegin selbst oder auch umstehende Personen bekümmert. Sie hofft inständig ersteres.

INTER ARMA – Sludge zum Start…

Pünktlich um neun starten INTER ARMA ihr Set, das erfreulich gut zur Stimmung der Kollegin passt. Das Quintett hebt gewichtige Töne durch den Raum und garniert die Bedächtigkeit mit Gitarrensoli. Damit bekommt der stumpf schlagende Sludge-Pfosten einen wärmenden Anstrich. Das erfreut den leider nur zu einem Drittel bis halbgefüllten Beatpol. Um Füllstände scheinen sich INTER ARMA aber sichtlich wenig zu scheren. Mit Hingabe, Bodenständigkeit und nicht zuletzt einem Auge für das farbliche Spiel zwischen schlichtem blauen Bühnenlicht und der visuell perlenden Sporthose T.J. Childers‘ vergeht eine Dreiviertelstunde schnell. Deren Ausklang hält noch eine nette Facette des Stilmixes bereit: Neben Doom, Sludge und Post kommt eine Schippe Prog in Form versetzter Schlagzeughiebe zutage. Die funken derart minutenlang zwischen monoton geriffte Achtel, dass im Publikum zum Teil nervöse Blicke zu beobachten sind. Dickes Ding und feiner Einstieg!

Inter Arma bei ihrem Auftritt im Beatpol Dresden 2018.

Beeindrucken auf mehreren Kanälen – Inter Arma.

 … und Gaze zum Abgang – DEAFHEAVEN

Die auf mehreren Ebenen stilistische Kehrtwende bringen DEAFHEAVEN auf die Bühne. Deren jüngstes Album „Ordinary Corrupt Human Love“ sorgte nicht nur unter den Lesern für Diskussionen. So vielgestaltig ihre Musik ist, so unterschiedlich ist schon der erste optische Eindruck der Band: Die Instrumentalisten ließen sich eher (wenn man sich denn dem Schubladendenken hingibt) als Post-Rock-Gruppe einordnen. Das bricht sich mit dem Auftauchen der beinahe geschniegelten Montur des Fronters George Clarke: Straffes Hemd, schwarze Handkleider und ordentlich Produkt im Haar –  die Beschreibung „Michael Jackson des Blackgaze“, die die Konzertbegleitung später abgibt, könnte treffender nicht sein. Clarkes exaltiertes Auftreten wiederum trifft leider so gar nicht den Nerv der Kollegin. Muss auch nicht, denn die Musik reicht vollkommen für ein ordentliches Konzerterlebnis.

Deafheaven bei ihrem Auftritt im Beatpol Dresden 2018.

Deafheaven – classy.

Die Wendungen zwischen Black Metal, Post-Rock, Shoegaze und zum Teil überraschend geradliniger Rock-Parts begeistern das inzwischen zahlreichere Publikum. Bisweilen so arg, dass die-hard-verdächtige Jünglinge im Mitklatschrausch für beginnendes kollektives Beschämen sorgen. Sei’s drum, jeder feiert die Darbietung in individueller Manier. Und ob das nun wild fummelnd mit der Partnerin, mitgerissen hin- und herwiegend, headbangend oder eben schlagerartig klatschend ist, who cares. Nach einer abwechslungsreichen Stunde und großen Gefühlen auf beiden Seiten der Bühne sorgt der erste Abgang von DEAFHEAVEN für beharrlichen Applaus. Damit werden weitere 30 Minuten Konzert eingefordert. Kaum einer, der danach nicht zufrieden den Heimweg antritt.

 

Setlist DEAFHEAVEN

Honey Comb
Canary Yellow
Sunbather
Brought To The Water
Worthless Animal

You Without End
Glint
Dream House

16.09.2018

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2 Kommentare zu Deafheaven und Inter Arma - - zwischen Gaze und Grobheit

  1. Kazanian sagt:

    Hi Sophia

    Ich war auch in Dresden beim Konzert. Mir hat es sehr gut gefallen.
    In der Setliste von dir hat sich ein Fehler eingeschlichen. Statt „From the Kettle onto the coil“ haben sie „Glint“ vom neuen Album gespielt.

    LG
    Kazanian

    1. Sophia Kostudis sagt:

      Hee,
      danke, ich hab es korrigiert. Der Fehler hat sich nicht eingeschlichen – ich hab die Titel schnöde von der Setlist abgetippst ^^ Vielen Dank!