De Mortem et Diabolum
Der große Festivalbericht 2015
Konzertbericht
Samstag
Eine neue Runde, eine neue Wahnsinnsfahrt – auf geht’s in den zweiten Tag des De Mortem et Diabolum 2015!
SERPENTS LAIR
Neuer Tag, neues Glück – und ein erster Höhepunkt gleich zu Beginn. Die musikalisch orthodoxen, lyrisch philosophisch-nihilistisch-existenzialistischen Dänen SERPENTS LAIR entern in Tücher, Laken, Kapuzen und Masken gehüllt die Bühne des K17, um die Bude abzureißen, wo noch keiner damit gerechnet hat. Ein bisschen SVARTIDAUÐI, ein bisschen DØDSENGEL, dazu eine eigene Note und ein angemessen nordisch-klirrender Sound, das sind die Zutaten, die den SERPENTS LAIR-Gig zum ersten Höhepunkt des De Mortem et Diabolum-Samstags machen. Erwähnenswert sind vor allem die zweistimmigen Gesänge der beiden Gitarristen und die halbklaren Klagegesänge des Frontmanns sowie die sich immer wieder von akustischer Ruhe in disharmonische Raserei steigernden Songstrukturen. Leider kriegen diesen Auftritt nur wenige Leute mit – auch wenn es sich mit der Zeit etwas füllt. Wer nicht da ist, verpasst einen tollen, ob der hypnotischen Musik absolut faszinierenden Auftritt. SERPENTS LAIR, diesen Namen sollte man auf dem Zettel haben.
(Stephan Möller)
NARVIK
Nach dem unheimlich starken Auftritt von SERPENTS LAIR hat es eine Combo wie NARVIK nicht leicht. Und so erscheint die auffällige Bühnendeko wie ein Ablenkungsmanöver von den eher spannungsarmen Songs. Haben sich die Baden-Württemberger ihr Abendessen selbst mitgebracht? Denn zur Blutschmiererei und Leichenbemalung gesellen sich abgetrennte Schweineköpfe, in denen Räucherstäbe zu stecken scheinen. Ein eigener Backdrop und zwei Banner bauen die optische Fokussierung noch aus. Schade, dass hier im Vergleich zur Vorband rund doppelt so viele Leute zuhören, denn am interessantesten sind noch die leicht hypnotischen Downtempo-Momente, ansonsten kommen NARVIK heute nicht über „ganz nett“ hinaus – das spiegelt sich in den Reaktionen auch wider. Wer richtig punktet, ist der Sound. Und dann, kurz vor Schluss, kommt sie doch noch, die Aha-Passage: in Form eines auf die Gitarrenarbeit bezogenen melodischen Parts, der das Ruder nicht rumreißen, aber zumindest etwas reißen kann. Dass der gute Sound anschließend doch noch in die Knie geht und die Stimme kurzzeitig komplett mitnimmt, steht dennoch irgendwie symbolisch für den Auftritt.
(André Gabriel)
BLAZE OF PERDITION
Man kann konstatieren: Das De Mortem et Diabolum versammelt schon beim Debüt zig hochkarätige Bands, die eher intensive und einnehmende Musik spielen, statt eine Party zu feiern. Da reihen sich auch BLAZE OF PERDITION mit ihren von schleppend bis wutentbrannt reichenden Tempo-Facetten, den zermürbenden Leadgitarren und leidenschaftlichen Vocals ein. Genau das wollen gefühlt alle Ticketträger sehen, denn das K17 platzt beinahe aus seinen Nähten. Und während sich die meisten dem hypnotischen Sog hingeben, vergessen einige doch wieder, worum es eigentlich geht, und verquatschen die Show – nächstes Mal an die Bar bitte! Apropos hypnotisch: Einer der Gitarristen, der mit den schier unendlich vielen Knochen um den Hals, wirkt wie in Trance – passt irgendwie. Der Sound ist übrigens gut, nur das Schlagzeug tönt etwas zu leise. Insgesamt kommen die komplexen Arrangements und das ausgefeilte Songwriting aber gut zur Geltung. BLAZE OF PERDITION beweisen also auch live ein unumstößliches Gespür für Melodik und vertonte Finsternis in bester polnischer Black-Metal-Manier.
(André Gabriel)
THE COMMITTEE
Wie gewohnt bauen die international(istisch)en Black-/Doom-Geheimniskrämer THE COMMITTEE von einem schwarzen Vorhang verdeckt auf – zum Konzept der Band gehört es eben, dass die Identitäten und Gesichter der involvierten Musiker absolut geheim bleiben. Dann ist es soweit, der Vorhang fällt, und THE COMMITTEE beginnen ihren Auftritt gleich mit einem neuen, bisher nur in verschiedenen Liveversionen auf Youtube hörbaren Song namens „Dead Diplomacy (Weapons Of War)“. Nach der ersten Strophe checkt die Technik dann auch, dass das Saallicht noch an ist – danke! Jetzt ist’s besser, und nun kann man sich auch in die tiefschwarze, sumpfige Atmosphäre der Musik fallen lassen.
Es folgt „The Last Goodbye“, zu dem der bereits vom „Power Through Unity“ bekannte Gastsänger auf die Bühne kommt – und im Gegensatz zu früheren Auftritten der Band, bleibt dieser auch bis fast zum Schluss auf der Bühne. Akustisch genauso beeindruckend wie optisch – THE COMMITTEE nutzen ein eigenes Schlagzeug, das an der Bühnenkante aufgebaut ist, womit alle Musiker in einer Reihe musizieren -, spielt sich die Band durch fast ihr komplettes Album sowie zwei neue Songs (der zweite namens „Genocide“ folgt auf das jetzt schon kultige „Man Of Steel“). Höhepunkt des Auftritts sind allerdings „Katherine’s Chant“ mit der schwarzmetallisierten Katushka-Weise am Ende, zu der so viele rotierende Matten wie sonst noch nicht auf dem De Mortem et Diabolum 2015 gesichtet werden, und dem darauffolgenden Titelsong des 2014er-Albums, der heute jedoch charmant als „Kraft durch Einheit“ angekündigt wird. Top-Band, Top-Songs, Top-Auftritt – ein weiterer Höhepunkt!
(Stephan Möller)
NECROS CHRISTOS
Galerie mit 5 Bildern: Necros Christos - De Mortem et Diabolum 2015Was! Für! Ein! Sound! War der bei den meisten anderen Bands gut bis sehr gut, ist er bei NECROS CHRISTOS der Inbegriff von geil. Meine Fresse, der Boden massiert durch stetes Beben die Fußsohlen, es ist bahnbrechend laut, aber so perfekt abgestimmt, dass die Deutschen vermutlich alles hätten spielen können – der Sound hätte es schon gerichtet. Nun gut, NECROS CHRISTOS spielen ja aber auch noch großartigen Metal, genauer eine angeschwärzte Death-Metal-Variante, der dieser fette Sound unheimlich gut steht. Damit fallen auch die Berliner im Billing auf, denn die Mucke regt durchaus zu Bewegungen an, die über bloßes Nicken hinausgehen. Seit fast fünf Jahren hat die Combo kein Studioalbum mehr veröffentlicht, zuletzt im Sommer 2014 eine EP. Doch Fans wissen es: Die Diskografie hält etliche druckvolle Highlights bereit, die auch nach fast zwei Tagen Indoor-Festival noch spielend leicht mitreißen. Und genau das schaffen NECROS CHRISTOS mühelos.
(André Gabriel)
THE RUINS OF BEVERAST
Das live zur fünfköpfigen Band erweiterte Soloprojekt des TRUPPENSTURM/Ex-NAGELFAR-Schlagzeugers Alexander von Meilenwald, THE RUINS OF BEVERAST, kann zum Abschluss des Festivals mit einem ähnlich fetten Sound aufwarten wie zuvor NECROS CRISTOS – jedoch ohne dass das so viele Leute mitbekommen wie bei den Berlinern. Bei THE RUINS OF BEVERAST gilt natürlich wie schon bei diversen anderen Bands des Wochenendes, dass wir es eher mit Musik zum Genießen denn zum Abgehen zu tun haben, weshalb wenig Bewegung im Publikum ist – obwohl keiner unzufrieden ausschaut. In Sachen Setlist liegt das Hauptaugenmerk auf dem 2009er-Album „Foulest Semen Of A Sheltered Elite“, ergänzt um ein paar Stücke von „Blood Vaults“ (2013). Schade ist, dass die ersten beiden Alben – wie bisher immer – nur mit einem Song („Between Bronze Walls“ vom 2004er-Album „Unlock The Shrine) bedacht werden – aber das ist bei einem THE RUINS OF BEVERAST-Auftritt ja leider zu erwarten. Dafür bedankt sich die Band am Ende stilecht beim Publikum, indem sie als Rausschmeißer ihren Überhit „I Raised This Stone As A Ghastly Memorial“ (von „Foulest Semen…“) samt hervorragend intoniertem Klargesang aus der Kehle Meilenwalds spielen. Alles ein bisschen routiniert – aber trotzdem bzw. gerade deshalb ein rundum gelungener Auftritt.
(Stephan Möller)
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Blaze Of Perdition und The Ruins Of Beverast auf Tour
06.12. - 07.12.24 | metal.de präsentiertDe Mortem Et Diabolum Vol. X - 2024 (Festival)Ancient, The Ruins Of Beverast, Schammasch, Desaster, Sulphur Aeon, Manbryne, Drowned, Worm, The Flight Of Sleipnir, Agrypnie, Ponte Del Diavolo, Naxen, Horns Of Domination, Praise The Plague und Three Eyes Of The Void |
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