De Mortem et Diabolum 2017
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
De Mortem et Diabolum – Samstag, 16.12.2017
RIMRUNA
Galerie mit 12 Bildern: Rimruna - De Mortem et Diabolum 2017
Uns erwartet in vielerlei Hinsicht ein anderes Bild. Das liegt insbesondere daran, dass das De Mortem Et Diabolum von der Columbiahalle ins Theater gezogen ist. Eine prächtige Entscheidung, wobei konstatiert werden muss, dass die Halle nur eine Notlösung war. Also: zweiter Festivaltag, neue Location, hungrige Bands, durstige Besucher. Auch auf der Bühne sieht es anders aus, denn RIMRUNA sind nur zu zweit und tragen wie gewohnt schwarze Kutten. Der Sound drückt mächtig (fast schon zu laut), zieht die Leute aber reihenweise aus allen Richtungen vor die Bühne. RIMRUNA landen als Anheizer und erste Band einen Volltreffer: Der Gig selbst macht richtig Laune und die Lust auf mehr köchelt gen Siedepunkt. Entsprechend nett ist das Theater zur frühen Stunde gefüllt. Und siehe da, weil alles so wunderbar ist, passt sich auch der Sound an und landet schließlich bei „richtig gut“. Wenn Wintergrimm und Hiverfroid aus ihren Kapuzen lugen, sehen sie so einige nickende Köpfe. Partystimmung darf bei kühlem Black Metal dieser Art auch nicht aufkommen. Und so verläuft der Auftritt ohne eine einzige Ansage, konstant von blauem Licht untermalt, das die Albumstimmung einwandfrei trägt. Da die Lieder in der Regel überdurchschnittlich lang sind, können nicht allzu viele präsentiert werden. Doch der ständige Wechsel zwischen Midtempo und schnellen Parts sorgt auch so für genug Abwechslung. So spielen sich Wintergrimm und Hiverfroid in einen kleinen Rausch und beschließen ein fantastisches Set unter eindrucksvollem Beifall.
(André Gabriel)
HEMELBESTORMER
Galerie mit 9 Bildern: Hemelbestormer - De Mortem et Diabolum 2017
Die zweite Band des zweiten Tages liefert das größte Kontrastprogramm zum Rest. Zwar ist es auf der Bühne wesentlich dunkler, doch musikalisch bewegen sich HEMELBESTORMER weit abseits von Gekeife und Geballer. Flankiert von beleuchteten Bandlogos geben sich die Belgier ganz ihrer Musik hin, die summa summarum als Post-Metal bezeichnet werden kann. Musik, die eher zum Lauschen und Schwelgen als zum Feiern anregt. Songs, die eine ganz besondere Dramaturgie darbieten, vom Aufbau her, im Sinne der strukturellen Steigerung innerhalb einzelner Lieder. Man erschreckt beinahe, wenn es doch mal rockiger wird, aber auch das geschieht. Die Mischung stimmt. Einnehmend atmosphärische Instrumentalmusik, die keiner Stimme bedarf, eingebettet in einen derart passenden Sound, dass HEMELBESTORMER tatsächlich einen Sog entwickeln – den sie an sich nicht benötigen, denn schon Beginn an warten viele Interessierte auf die ersten Töne. Und sie bleiben auch. Kompliment an die Veranstalter für die mutige, aber gute Entscheidung, einen solchen Exoten ins Festivalaufgebot zu holen.
(André Gabriel)
FURIA
Galerie mit 16 Bildern: Furia - De Mortem et Diabolum 2017
Auch am Samstag lässt sich die Verspätung nicht ganz lumpen, aber immerhin sind es nur zwölf Minuten Verzögerung, mit denen die polnischen Experimental Black Metaller FURIA die Bühne betreten. Dort angekommen, starten sie ihr 50-minütiges Set mit einem sehr ruhigen Song, der den wütenden Black Metal immer wieder mit sphärischen Akustikparts unterbricht – bei FURIA ist das per se nichts Ungewöhnliches, aber mit einem solchen Song einzusteigen, ist trotzdem mutig. Mit toller Lichtshow und einem ausgewogenen Set, das sowohl die klassischere Black-Metal-Seite der Band, als auch deren experimenteller ausgelegtes Material würdigt, überzeugen FURIA hier und heute nahezu jeden: Das Columbia Theatre ist gut gefüllt und es gibt von überall her Beifall zwischen den Songs. Nur: Wie schon gestern überzieht die Band, die den verlängerten Aufbau selbst verschuldet hat, ihr Set. Das ist unfair gegenüber den anderen Bands, aber FURIA will man es irgendwie verzeihen – die spielen nämlich einen technisch wie musikalisch perfekten Auftritt. Chapeau!
(Stephan Möller)
BAPTISM
Galerie mit 18 Bildern: Baptism - De Mortem et Diabolum 2017
Unter Gejubel aus den vorderen Reihen dürfen im Anschluss an FURIA dann die finnischen Black-Metal-Urgesteine BAPTISM loslegen. Deren Auftritt wirkt heute jedoch nicht ganz so tight, wie der Ruf BAPTSISMs als hervorragende Liveband hatte vermuten lassen. Allerdings muss gesagt werden: An vielen Dingen, die schieflaufen, trifft die Band, die sich – mit Ausnahme des desinteressiert wirkenden Bassisten – viel Mühe auf der Bühne gibt, keine Schuld. Es ist vor allem der Sound, der nicht ganz mitspielen will: Gitarren gibts zu wenig zu hören, Drums dafür zu viel. Das ist bei den älteren, rumpeligeren Sachen von den ersten beiden Alben noch zu verschmerzen, geht es dabei doch vor allem um kalten Hass und mächtiges Gerödel.
Aber spätestens wenn die Finnen Material von den letzten beiden Alben „As The Darkness Enters“ und „V: The Devil’s Fire“ spielen, deren Kompositionen viel ausgefeilter und detaillierter sind, geht das in die Hose. Schade. Trotzdem: Stücke wie „Morbid Wings Of Sathanas“, wie „Devil’s Fire“ oder wie der grandiose Abschluss „The Prayer“ sind Prachtstücke der finnischen Black-Metal-Schmiede, die eben heute nur nicht so richtig zur Geltung kommen. Schade, denn BAPTISM sieht man ja nun wirklich nicht oft live. Netter Auftritt, aber eher als Kuriosum zu verbuchen – von der Band weitestgehend unverschuldet, wohlgemerkt.
(Stephan Möller)
OCTOBER TIDE
Galerie mit 17 Bildern: October Tide - De Mortem et Diabolum 2017
OCTOBER TIDE sind kein echter Exot, aber gerade im Vergleich zu den davor auf der Bühne wütenden BAPTISM ein extremer Kontrast – die Abwechslung stimmt mal wieder. Und so versprüht der melodische Death-Doom der Schweden deutlich mehr Melancholie als Aggression, besonders passend in der herbstlichen Atmosphäre von goldgelbem Bühnenlicht. Unter drückendem Sound, der den Boden vereinzelt vibrieren lässt, ziehen musikalische Regenwolken aller fünf Studioalben durchs Columbia Theater. Den Beginn macht „Reckless Abandon“ vom letzten Werk „Winged Waltz“ – im Gesamtvergleich eines der flotteren Lieder. Dominiert wird der Auftritt natürlich vom mittleren Tempo, das viele Anwesende als Einladung betrachten, den Zopf zu öffnen und den Kopf zu bewegen. Gitarrenharmonien und schwere Riffs wechseln sich ebenso ab wie bedrückende Downtempo-Passagen und härtere Parts, die den musikalischen Kosmos von OCTOBER TIDE immer mal wieder auffrischen. „Our Constellation“ und „Sleepless Sun“ beschließen das erste Song-Drittel. Klar und gut, dass obligatorische Nummern wie „12 Days Of Rain“ und „The Custodian Of Science“ noch folgen. Technisch gesehen ein rundum gelungener Gig mit einer gut ausbalancierten Setlist; allein die Animationsversuche und leicht moderne Note, die hier und da auf den Stimmbändern von Fronter Alexander Högbom liegt, wirken etwas deplatziert. Dass die Musiker die Bühne am Ende einzeln verlassen, verleiht dem eh schon emotionalen Auftritt noch einen Tick Extra-Dramaturgie.
(André Gabriel)
DESTRÖYER 666
Galerie mit 17 Bildern: Destroyer 666 - De Mortem et Diabolum 2017
Sie sind der Headliner des De Mortem Et Diabolum 2017, und das gut gefüllte Columbia Theatre zeigt: Das sind sie zurecht. DESTRÖYER 666 mögen im Billing als einzige Thrash-lastige Band ein wenig aus der Reihe fallen, aber das macht den Anwesenden gar nichts: Frenetisch werden die Australier bejubelt, als sie auf die Bühne kommen, und die danken das dem Publikum mit einem runden, sehr aggressiven und intensiven Auftritt. Zwar macht der Bass-Amp zwischendurch Probleme, und auch hier ist der Gitarrensound ein Stück zu matschig, aber ansonsten eine sehr dynamische Performance, die vor Aggression, Wut und Hass nur so überquillt. Passend dazu gibt es kein langes Gerede zwischen den Songs, lediglich Songtitel werden ins Mikro gekrächzt, dann geht es mit der 666er-Zerstörung weiter. Das ist auch völlig okay – Songs wie „I Am The Wargod“ oder „Satanic Speed Metal“ sprechen schließlich für sich. Und so unterstreicht es den Eindruck des Auftritts nur, dass die Band am Ende keine großen Worte übrig hat und stattdessen einfach nur einen Mikroständer umschmeißt und von der Bühne abhaut. Kurz, knackig, intensiv und seeeehr aggro.
(Stephan Möller)
ACHERONTAS
Galerie mit 13 Bildern: Acherontas - De Mortem et Diabolum 2017
Ein wenig nervt es: Es ist spät, die Band wird wohl sowieso kürzen müssen, die Umbaupause hat sich zum Erbrechen gezogen. Muss es dann wirklich noch ein mindestens fünfminütiges Intro sein? Aber sei’s drum: Hoffen wir, dass ACHERONTAS nach all den Querelen und bei aller Fragwürdigkeit der Band dann wenigstens musikalisch abliefern. Und nun ja – das tun sie mit Abstrichen. Los gehts mit dem „Ma-Ion“-Titeltrack, gefolgt von „Amenti – The Lamp Ov The Desert“, bei dem es weitere Probleme mit den Monitoren gibt. Das führt zwangsläufig zu Unsauberkeiten, Bandkopf Acherontas V.Priest bricht sogar kurz seinen Gesang ab. Schade für die Band.
Doch die meistert die Situation relativ professionell, fängt sich wieder, und die anschließenden Tracks – „Blood Current Illumination“ von „Vamachara“, „Legacy Of Tiamat“ von „Theosis“ und „Sopdet Denudata“ vom aktuellen 2017er-Werk „Amarta“ – schmettern tatsächlich ziemlich gerade und tight von der Bühne ins Publikum. Anschließend ist auch schon Schluss und die Band verlässt die Bühne mit angepisster Attitüde – okay, für die Monitor-Probleme kann ja nun keiner was, aber muss das wirklich sein, wenn man selbstverschuldet das Set kürzen muss? Zumal das eben doch einen Wermutstropfen unter dem Auftritt verstreicht – fast hätte man nämlich gesagt, dass ACHERONTAS ihr Set ziemlich gut gerettet haben, bedenkt man, dass sie sich scheinbar kaum gehört haben.
(Stephan Möller)
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