De Mortem et Diabolum 2017
Der große Festivalbericht

Konzertbericht

Billing: Gaahls Wyrd, Destroyer 666, October Tide, Baptism, Acherontas, The Committee, Attic, Auðn, Furia (Pol), The Stone, Krater, Rimruna, The Great Old Ones und Hemelbestormer
Konzert vom 15.12.2017 | Columbiahalle, Columbia Theater, Berlin

De Mortem et Diabolum – Freitag, 15.12.2017

AUÐN

Galerie mit 10 Bildern: Auðn - De Mortem et Diabolum 2017

Die isländischen Atmospheric Black Metaller AUÐN haben kürzlich erst ihr großartiges, neues Album „Farvegir Fynrdar“ veröffentlicht, weshalb es ein wenig schade ist, dass die Band gleich als erste des diesjährigen De Mortem Et Diabolum auf die Bühne muss. Aber egal: AUÐN klettern auf die Bühne und beginnen ihr rund 40-minütiges Set, und das übrigens nur zu viert: Sänger Hjalti Sveinsson hat mit Stimmproblemen zu kämpfen, weshalb Gitarrist Aðalsteinn Magnússon als Haupttexter der Band den Gesang übernimmt. Woran erkennt man Profis? Richtig, daran, dass sich eine Band von solchen Schwierigkeiten nicht aus der Bahn werfen lässt. AUÐN hätten allen Grund zu meckern, und sicherlich ist ihr heutiger Gig nicht perfekt – wie sollte er das auch sein -, aber was die Isländer hier und heute hinlegen, das ist dank der hervorrangenden Kompositionen großes Atmo-/Melo-Black-Metal-Kino.

Leider sind in den Blastparts die Drums zu dominant für diese Art von Black Metal, es sind kaum Melodien zu hören, dazu klingt die Kickdrum stark nach Plastiktrommel. Dem Publikum gefällt der Auftritt der komplett in schwarz gekleideten, introvertierten Herren trotzdem: Es ist zwar noch relativ leer vor der Bühne, aber für AUÐN gibt es einiges an Zuspruch von Seiten des Publikums. So verschwindet die Band dann mit einem einfachen „Thank you“ von der Bühne, als ihr Auftritt zuende geht, selber mit sich unzufrieden – obwohl es wenig Grund dafür gäbe, schließlich haben die Isländer aus der Situation herausgeholt, was herauszuholen war.

(Stephan Möller)

THE STONE

Galerie mit 9 Bildern: The Stone - De Mortem et Diabolum 2017

THE STONE haben am Donnerstag noch auf der Warm-up-Party des Eindhoven Metal Meeting gespielt, da passt es schon, dass die Band erst mal an der Matratze horcht. Wäre es nach den Serben gegangen, hätte der Slot im Billing weiter oben liegen dürfen – man kann nicht immer alles haben. Genauso wenig wie einen guten Sound, der nicht zunächst die Stimme verschluckt. Die kommt glücklicherweise noch beim Opener wieder, der nach und nach ein paar Interessierte vor die Bühne zieht. Fronter Nefas lässt seine Mitmusiker erst mal machen und steht nur da; mit dem obligatorischen und wie gewohnt akkurat gedrehten Strick am Gürtel. Das mit dem Sound wird leider nicht besser: Einer der Gitarristen gestikuliert immer wieder hektisch in Richtung Soundpult, kurze Zeit später nimmt er sogar das Mikro zu Hilfe. Insgesamt dröhnen die Nummern zu übersteuert aus den Boxen, die Drums klacken ungesund vor sich hin. Entsprechend verhalten ist auch die allgemeine Stimmung.

Also sucht man Dinge, die einen solchen Gig retten. Und siehe da: Heute ist es die Leadgitarre. Zumindest die Melodieparts schlängeln sich ordentlich hörbar durch den sonstigen Soundbrei und fördern doch noch das eine oder andere Nicken. Per Beamer wird das THE-STONE-Logo im Designrahmen des De Mortem Et Diabolum an die Rückwand geheftet – macht vor allem in Kombination mit der Lichttechnik Eindruck. Na, schau an (beziehungsweise hör zu), der Sound wird besser! Zwar schaffen es die Drums bis zum Schluss nicht und auch die Vocals sind wieder zu leise, doch der Rest der Instrumentalfraktion geht klar. Weniger klar geht die Attitüde von THE STONE, die sich gefühlt alles anmerken lassen, was ihnen in den letzten Stunden auf den Sack ging.

(André Gabriel)

KRATER

Galerie mit 7 Bildern: Krater - De Mortem et Diabolum 2017

Na, geht doch! KRATER dürfen mit deutlich besserem Sound musizieren. Flankiert von zwei Bannern, besudelt mit (Kunst-?)Blut und standesgemäß leichenblass hämmern die Sachsen nicht nur ein paar musikalische Nägel in den Grabdeckel der Menschheit, sondern auch ins Gaspedal. Es gibt sofort auf die Ohren (und die Nase, Kauleiste, …) – in äußerst hohem Tempo. Musikalisch vermöbeln lassen und dazu Bier trinken? Sind wir dabei, denken einige, und so ist der Publikumsbereich fix voller als beim Auftritt davor. KRATER kommen übrigens aus der Gemeinde Lichtentanne … klingt ganz schön besinnlich, so kurz vor Weihnachten. Etwas Weihrauch verfeinert die Stimmung noch.

Die Songs liefern indes ein Kontrastprogramm und werfen eine misanthropische Bombe nach der anderen in der Columbiahalle ab. Schön, dass sich der Sound von gut zu großartig entwickelt, bei dem nahezu konsequenten Geballer auch dringend nötig. Trotzdem geht einer der Gitarrist mal eben und justiert kurz nach. Erst beim vierten Lied tönt es etwas getragener, sphärischer. Doch auch das mittlere Tempo steht KRATER außerordentlich gut, die sich perfekt aufeinander eingespielt präsentieren. Dabei sind es insbesondere die Leads, die sich als einwandfreie Songstützen erweisen und dem gesamten Gig eine angenehm zermürbende Dunkelatmosphäre bescheren – bis hin zu einem klassisch orientierten Solo im Black-Metal-Gewand. Das bisherige Band-Highlight!

(André Gabriel)

ATTIC

Galerie mit 11 Bildern: Attic - De Mortem et Diabolum 2017

Das De Mortem Et Diabolum schafft es jedes Mal aufs Neue, ein bis zwei Bands zu buchen, die gemessen am restlichen Billing durchaus einen Exotenstatus haben, aber trotzdem ins Gesamtkonzept passen. ATTIC, die als Ersatz von TOTALSELFHATRED ins Festival gerutscht sind, fallen in diese Kategorie. Zwar gaukeln einem die Kerzenständer und vielen Grabkerzen lupenreinen Black Metal vor, doch musikalisch bewegen sich die Nordrhein-Westfalen klar im Heavy Metal. Den stärksten Kontrast liefert Frontmann Meister Cagliostro; genauer seine Stimme: Die hohen Vocals zeigen dem sonst omnipräsenten Krächzen und Grunzen amüsant den Mittelfinger. ATTIC erinnern damit immens an die Briten HELL, zelebrieren ihre düstere Schlagseite aber wesentlich authentischer. Unterm Strich muss man die Stimme nicht mögen, technisch wertschätzen aber durchaus.

So richtig spielt das aber keine Rolle, denn die Anwesenden nehmen die Band und Musik vom Start weg gut an. Alle anderen holen sich in der Zwischenzeit eben ein kühles Getränk. Songs wie „Satan’s Bride“ und „Join The Coven“ heizen gut ein, werfen einige Haarpropeller an und provozieren gereckte Fäuste – auch hier eher Heavy- als Black-Metal-Stimmung. Der Sound ist während des gesamten Sets gut, und so bildet lediglich das Lied „Born From Sin“ vom aktuellen Album „Sanctimonious“ einen kleinen Schwachpunkt, weil die Gitarrenarbeit im Vergleich zu den restlichen Songs eher uninspiriert ist. In der Summe aber ein sehr starker Auftritt einer durchweg sympathischen Band.

(André Gabriel)

THE GREAT OLD ONES

Galerie mit 7 Bildern: The Great Old Ones - De Mortem et Diabolum 2017

THE GREAT OLD ONES brauchen beim Aufbau noch ein bisschen: Die französischen Ambient/Post-Black Metaller fangen heute nämlich an, als sie planmäßig eigentlich aufhören sollten. Macht aber nichts, denn in der großen Columbiahalle stehen doch einige Leute brav vor der Bühne und warten geduldig auf den Auftritt der Lovecraft-Verehrer aus Bordeaux, die im Frühjahr erst ihr großes drittes Album „EOD: A Tale Of Dark Legacy“ veröffentlichten. Auf diesem Album liegt dann auch das Augenmerk der heutigen Setlist der Band: Es fängt mit dem „EOD“-Intro „Searching For R. Olmstead“ und dessen Opener „The Shadow Over Innsmouth“ an, bevor es mit „When The Stars Align“ – ebenfalls von „EOD“ – weitergeht. Leider sind hier schon ein paar Problemchen festzustellen: Plötzlich ist eine Gitarre weg, die zwar relativ schnell wieder da ist, trotzdem fällt es im komplexen Soundbild der Band natürlich auf, wenn auf einmal eine von drei Gitarren fehlt.

Anschließend gibt es einen Album- und Atmosphärewechsel: THE GREAT OLD ONES schmeißen das „Tekeli-Li“-Intro „Je Ne Suis Pas Fou“ an und spielen anschließend dessen Opener „Antarctica“, dazu gibt es einen Lichtwechsel von Rotdominanz zu Gründominanz. Generell legen die Franzosen viel Wert darauf, ihre Musik auch mit der passenden Atmosphäre zu unterlegen: Sie haben viel Nebel auf der Bühne, die Beleuchtung kommt überwiegend von hinten, sodass die Band hauptsächlich als Schemen mit Kapuzen zu sehen ist – sehr cool! So gibt es dann zum Ende des Gigs auch ein Outro, angelehnt an das Hauptthema aus John Carpenters „The Thing“, eben passend zur „Mountains Of Madness“-Thematik des „Tekeli-Li“-Albums. Was bleibt, ist der Eindruck eines technisch sehr guten und atmosphärisch verdammt dichten Auftritts. Besonders das auf die Atmo der jeweiligen Songs abgestimmte Licht gefällt, und einziger Wermutstropfen ist somit, dass der Sound nicht immer mit dem relativ komplexen Zusammenspiel der drei Gitarren klarkommt.

(Stephan Möller)

GAAHLS WYRD

Galerie mit 8 Bildern: Gaahls Wyrd - De Mortem et Diabolum 2017

Er strahlt ungemeine Erhabenheit aus und wirkt dabei erstaunlich freundlich: Gaahl ist eine Kultfigur im norwegischen Black Metal, keine Frage. Wer ihn eher als Alleingänger einstufen würde, bekommt beim Tages-Opener große Augen, denn Gaahl schaut sich die Isländer nicht etwa vom Bühnenrand aus an, sondern aus dem Publikumsbereich heraus. Macht Sinn, da ist der Sound auch besser. Auf der Bühne entfaltet der Norweger dann eine ganz andere Aura. Er stolziert von einer Seite zur anderen, bedächtig und ein wenig bedrohlich, und spuckt auch mal in eine Ecke – Gaahl darf das. Natürlich ist die Halle im Vergleich zu allen bisherigen Bands besser gefüllt und natürlich ist die Resonanz insgesamt größer. Das hat aber nicht allein Statusgründe, sondern liegt auch an GAAHLS WYRD an sich, die sich harmonisch aufeinander eingespielt präsentieren und es ihrem Frontmann in Sachen Erhabenheit gleichtun. Die gesamte Show hat unzweifelhaft Headliner-Niveau. Ein klein wenig übermotiviert ist nur der Sound, der noch gut, aber einen Tick „drüber ist“. Präsentiert wird ein wildes Potpourri aus Songs von GORGOROTH, TRELLDOM und GOD SEED. Dabei reisen wir mit GAAHLS WYRD teilweise bis in die frühen 90er-Jahre zurück. Großartig. Das trifft auch auf den cleanen Vocals von Gaahl zu, der eifrig zwischen eher epischem Klargesang und giftigem Keifen wechselt, während mindestens einer der Gitarristen in ausufernder Rock-n-Roll-Manier posiert. Und ganz ehrlich? Alles vollkommen in Ordnung, passend, würdig.

(André Gabriel)

THE COMMITTEE

Galerie mit 6 Bildern: The Committee - De Mortem et Diabolum 2017

Der Auftritt von THE COMMITTEE steht unter einem schlechten Stern: Eigentlich als 80-minütiges Special-Set angekündigt, sagt die Halle leider, dass um Mitternacht Schluss sein muss. Schade, dass das niemand Gaahl und THE GREAT OLD ONES mitgeteilt hat, die trotz Verspätung noch ein Stück über ihre eigentliche Spielzeit überzogen haben. Dann gibts beim Umbau auch noch Probleme mit einem Kabel und dem Mikro. Das Ergebnis: THE COMMITTEE haben planmäßig keine 20 Minuten mehr Zeit, als sie endlich anfangen können. Bitter für die Band – doch immerhin lässt sich noch ein bisschen Zeit bei der Halle rausschlagen, sodass die Band am Ende immerhin etwa 40 Minuten Zeit hat.

Und so stimmen THE COMMITTEE erstmal den „Memorandum Occultus“-Opener „Dead Diplomacy – Weapons Of War“ an und geben sich, wie immer, stilsicher: Bandkopf Igor Mortis steht vor einem Rednerpult, an dem sein Mikro angebracht ist, alle sind in den offiziellen Hemden des Kommittees gekleidet, die Gesichter hinter schwarzen Seidenmasken verborgen. Aber die Pechsträhne will nicht abreißen: Beim zweiten Song – „Golden Chains – Weapons Of Finance“, ebenfalls von „Memorandum Occultus“ – fällt kurzzeitig Aristo Crassades Gitarre und dessen Mikro aus. Bitter.

Um 23:58 Uhr – aktuell ist noch der Stand, dass um Mitternacht Schluss sein muss – stimmen THE COMMITTEE dann noch „The Last Goodbye“ vom Debütalbum „Power Through Unity“ an, weiterhin mit einer Gitarre und einem Mikro. Anscheinend dürfen sie also länger – schön wärs ja: So viele Headbanger und Begeisterte wie bei THE COMMITTEE hat das De Mortem Et Diabolum heute sonst nicht gesehen. Wirklich schade, dass es gerade diese Band so hart trifft – zumal sie im Sommer auf dem Darktroll Festival angeblich schon ähnliches hatten. Zum Abschluss, von dem letztlich keiner weiß, wann er jetzt kommt, spielen die Herren dann noch „Synthetic, Organic Gods – Weapons Of Genocide“ sowie den „Power Through Unity“-Übersong „Katherine’s Chant“, bevor endgültig das Licht des De Mortem Et Diabolum-Freitags ausgeht.

(Stephan Möller)

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02.02.2018

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