Dark Tranquillity
Where Death Is Most Alive Tour 2008

Konzertbericht

Billing: Dark Tranquillity, Fear My Thoughts und Poisonblack
Konzert vom 2008-11-10 | Röhre, Stuttgart

Dafür kann man sich jetzt auf die Headliner das Abends freuen, und die haben nicht nur eine Menge guter Songs aus ihrer nun mittlerweile schon recht langen Bandgeschichte zu bieten, sondern sind auch erfahrungsgemäßg eine geniale Liveband. DARK TRANQUILLITY gibt es seit 1989, damals übrigens noch mit einem gewissen Anders Fridén hinter dem Mirko, während der heutige Fronter Mikael Stanne noch den Gitarristenposten innehatte. 1993, nach den Aufnahmen zu „Skydancer“, dem Debutalbum der Band, verließ Fridén jedoch die Band, um sich wenig später IN FLAMES anzuschliessen – der Rest ist Geschichte. Ab jenem Jahr übernahm Stanne das Mikro, welcher zu dieser Zeit auch bei HAMMERFALL die Vocals ablieferte, bis er 1996 von Joacim Cans abgelöst wurde. Danach ging es mit DARK TRANQUILLITY immer weiter aufwärts, wobei die Band glücklicherweise bis heute nicht in ihrer Entwicklung stehengeblieben ist, sondern immer wieder, manchmal zum Leidwesen von eingefleischten Fans, auch Experimente wagte. Bis dato haben die Schweden, die man neben AT THE GATES und IN FLAMES als die Pioniere in Sachen melodischer Elchtod sehen kann, acht reguläre Alben veröffentlicht; das letzte, „Fiction“(Century Media), ist mittlerweile auch schon wieder eineinhalb Jahre alt, und wenn man den News auf der Website der Truppe trauen kann, dann wollen sich die sechs Musiker nach ausgedehnter Touraktivität bald wieder im Studio verschanzen. Apropos Musiker, in deren Reihen gab es diesen August einen Verlust zu verzeichnen, als nämlich Michael Nicklasson, der langjährige Bassist der Band, seinen Hut nahm. Inzwischen ist ein dauerhafter Ersatz gefunden, und zwar in Gestalt von Daniel Antonsson, welcher durch seinen kurzzeitigen Einsatz bei SOILWORK und seine Band DIMENSION ZERO kein unbeschriebenes Blatt mehr sein dürfte.

Aber nun zu ihrem Gig an diesem Novemberabend in der Stuttgarter Röhre. Was soll ich sagen, es war wieder einmal ein Hammerkonzert! Es stimmte einfach alles, der Sound war, vor allem für Röhre-Verhältnisse, sehr gut, das Licht wahnsinnig abwechslungsreich und stimmungsvoll, wozu man zu der üblichen Lichtanlage noch so einige Effektstrahler aufgebaut hatte, und die Band war phantastisch gelaunt – wobei ich sagen muß, daß ich sie noch nie anders erlebt habe. Das Schöne an der Röhre ist, daß sie eine recht niedrige Bühne hat, und daß es dort so gut wie nie einen Photograben gibt – und so kann es einem während des Auftritts als Fan in der ersten Reihe durchaus passieren, daß man mit Stanne zusammen ins Mikro grölen, seine Hand halten oder ihn einfach umarmen darf. Soviel Fannähe hat man selten, und in dem kleinen Stuttgarter Club kann der DARK TRANQUILLITY-Fronter sie so richtig zelebrieren. Überhaut ist der charismatische und dabei äußerst sympathisch wirkende Sänger der Mittelpunkt auf der Bühne, er ist immer in Bewegung, mal kniet er ganz nah bei Publikum, dann wieder läßt er seine rote Lockenmähne kreisen; zwischen den Songs gibt es immer wieder kurze Ansagen, Anekdoten zu den Songs, und zu fortgeschrittener Zeit auch die Ankündigung, keine Zugabe, sondern einfach mehr Songs spielen zu wollen. Aber auch der Rest der Band beeindruckt mit einer glänzenden Leistung, allen voran die beiden Gitarristen Sundin und Henriksson, und der neue Basser fügt sich schon bestens in das Gesamtbild der Truppe ein. Etwas weniger auffällig bleiben der Keyboarder Martin Brändström sowie Anders Jivarp hinter der Schiessbude, was weniger an ihrem Spiel liegt, woran es nichts auszusetzen gibt, sondern vor allem daran, daß sie so gut wie den ganzen Auftritt über im Dunklen bleiben.

Das Set startet mit „The Treason Wall“ von 2002er-Album „Damage Done“ in bester DARK TRANQUILLITY-Manier, gefolgt vom schnellen, heftigeren und live schön roh daherkommenden „The New Build“(„Character“, 2005). Die Röhre ist fast voll, schon jetzt ist das Gedrängel vor der Bühne recht groß, und wenn dann angetrunkene Fans mit halbvollen Biergläsern auch noch anfangen, rumzuspringen, wird es recht feucht-fröhlich in den ersten Reihen. Als nächstes bietet die Setlist mit „Focus Shift“ erstmals einen Track vom neuen Album, welcher sich nach ein paar Durchläufen ziemlich im Ohr festsetzt und live gespielt nichts von seiner Dynamik einbüßt, sondern im Gegenteil, wie die meisten Stücke, durch den weniger glatten Sound eher noch an Energie und Atmosphäre gewinnt. Und so arbeitet sich die Band durch einen genialen Song nach dem anderen, wie die brandneuen Nummer „The Lesser Faith“ und das verträumt-atmosphärische „Inside The Particle Storm“, geht aber mit „Punish My Heaven“, „Lethe“ und „Edenspring“ erfreulicherweise weit zurück in der Bandgeschichte, zum großartigen „The Gallery“-Langspieler, welcher nun schon dreizehn Jahre auf dem Buckel hat. „Yesterworld“ stellt den ältesten Song in der Setlist dieses Abends, findet er sich doch bereits auf dem Demo „Tranquillity“ von 1993. Es ist fast von jedem Album etwas dabei, es gibt keine Einbrüche, auch stimmungsmäßig nicht, ein Titel nach dem anderen wird begeistert abgefeiert, und bei den schnelleren Nummern bildet sich sogar ein richtiger Moshpit in dem kleinen Club. Das Schlußlicht bildet naheliegenderweise „Terminus (Where Death Is Most Alive)“, abermals von „Fiction“, wonach sich die Band verabschiedet und, wie bereits angekündigt, auch zu keiner Zugabe mehr überreden läßt. Von mir aus hätten sie noch ein Weilchen weiterspielen können. Hut ab, ein wunderbarer Gig!

Dark Tranquillity

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29.11.2008

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