Dark Tranquillity & Evergrey
Live in Heidelberg
Konzertbericht
Auf ihrer kurzen „Midsummer Tour“, die eigentlich fast ausschließlich aus Festivalauftritten besteht, kamen DARK TRANQUILLITY und EVERGREY auch für einige wenige Clubshows nach Deutschland. Neben Erfurt wurde auch Heidelberg beehrt. Weiteren Support holten sich die Schweden in Form von NOTHGARD mit ins Boot.
Etwas ungünstig an einem Mittwoch gelegen, steht der Abend nicht unter dem besten Stern. Schon zu Beginn hat sich aber ein recht ansehnliches Publikum versammelt, das bis zum Auftritt von DARK TRANQUILLITY noch mal deutlich anwächst. Wirklich voll wird die Halle02 aber zu diesem Konzert nicht. Das könnte zum Teil an den Staus liegen, die einigen Besuchern aus Richtung Stuttgart zu schaffen machen. Doch auch aus dem Norden ist die Anreise schwierig, weshalb unser Fotograf es erst zum Set von EVERGREY schafft. NOTHGARD-Fotos gibt es deshalb von einem Auftritt in Berlin 2018.
NOTHGARD
Galerie mit 15 Bildern: Nothgard - The Burning Cold Over Europe 2018Den Anfang machen NOTHGARD, die mit dem Stück „Malady X“, dem Titeltrack ihres aktuellen Albums, loslegen. Das bis eben noch dünn gesäte Publikum vermehrt sich rapide, als die vom Intro aufgescheuchten Zuschauer aus dem Außenbereich nach innen strömen. Die Melodic Deather liefern ein von Anfang an tightes und druckvolles Set, das neben der am harten Ende des Spektrums angesiedelten Rhythmusgitarren auch viele melodische Momente bietet. Vor allem die Solos, die Bandchef Dom R. Crey vorzugsweise beidhändig am Gitarrenhals spielt, ziehen in ihren Bann. Spätestens ab dem zweiten Song, „Epitaph“ kommt ordentlich Bewegung ins Publikum, was nicht zuletzt daran liegt, dass sich in den vorderen Reihen einige echte Fans der Band versammelt haben.
Das fällt auch NOTHGARD auf. Anerkennend spricht Dom einige Mädels an und kommentiert „ihr macht es vor, die anderen machen es nach!“ Mit „Guardians Of Sanity“ und „Fall Of An Empire“ werden neben den bereits genannten Tracks zwei weitere vom aktuellen Album gespielt. So kommen die älteren Stücke etwas kurz, denn mit insgesamt sechs Songs ist das NOTHGARD-Set nicht unbedingt großzügig bemessen. Vom Album „Age Of Pandora“ gibt es aber noch den Titeltrack sowie „In Blood Remained“. Dass das dazwischen liegende Album „The Sinner’s Sake“ komplett ausgespart wird, überrascht allerdings etwas. Das Heidelberger Publikum nimmt es NOTHGARD allerdings nicht übel und feiert sie zum Abschied noch mal richtig ab. „Ihr wart verdammt geil!“ – meint auch die Band, bevor sie die Bühne EVERGREY überlässt.
Setlist:
1. Malady X
2. Epitaph
3. Guardians Of Sanity
4. Age Of Pandora
5. In Blood Remained
6. Fall Of An Empire
EVERGREY
Galerie mit 20 Bildern: Evergrey - Tour 2019 in HeidelbergDiese beginnen ihr Set mit einem ausgiebigen Intro, das neben reichlich Atmosphäre auch ein paar U-Boot-Geräusche enthält. Zusammen mit dem blauen Licht, in das die Bühne gehüllt ist, kreiert dies einen Eindruck von dunkler Tiefe und Kälte. Das perfekte Setting also für die Düsternis, die nun folgen wird. Als EVERGREY auf die Bühne kommen und mit „A Silent Arc“, ebenfalls Opener des aktuellen Albums „The Atlantic“, starten, erhebt sich aus dem Publikum der zu erwartende Jubel. Durch Mark und Bein geht der Bass, der im gut abgemischten Sound für den notwendigen Druck sorgt. Mitreißend und melancholisch wird es direkt während des ersten Tracks, was neben dem von Fronter Tom Englund gespielten Solo vor allem an seinem gefühlvollen Klargesang liegt. Diese Elemente tragen auch den nächsten Song, „Weightless“, der sich gleichzeitig aber deathiger zeigt und die Stimmung im Zuschauerraum noch steigert.
Eine kleine Verschnaufpause mit Ansage gibt es im Anschluss. EVERGREY hätten noch nie in Heidelberg gespielt, meint Tom, oder zumindest glaube er das. „I would have remembered“, befindet er schließlich. Nachdem EVERGREY anschließend mit „Distance“ einen Gang runterschalten, geht es mit „Passing Through“ wieder schneller weiter. Ein stampfiger Beat und Elektro-Elemente laden zum Mitklatschen ein. Mit einem eingängigen Refrain und einem wieder mal erstklassig abgelieferten Solo ist dieser Track eines der Highlights des Sets.
Dass die Zuschauer aber noch nicht ganz so sehr abgehen, wie es die Band gerne hätte, stellt Tom in seiner nächsten Ansage klar. Warum alle so still seien, fragt er „It’s like in a church, man, what the fuck? There is no god here – I hope.“ Das nimmt sich das Publikum zu Herzen und liefert zum nächsten Stück „My Allied Ocean“ einen kleinen, aber langanhaltenden Moshpit. Mit „All I Have“ bremsen EVERGREY diesen dann aber selbst wieder aus, denn es wird doomig und für die Verhältnisse der Band „balladesk“. Mit „A Touch Of Blessing“, auf das hier offensichtlich alle gewartet haben, reißt die Band das Ruder aber wieder herum. Hiermit wäre die bisher beste Stimmung des Abends erreicht, auch, wenn eigentlich noch ein Song, nämlich „King Of Errors“ kommt.
Setlist:
1. A Silent Arc
2. Weightless
3. Distance
4. Passing Through
5. My Allied Ocean
6. All I Have
7. A Touch Of Blessing
8. King Of Errors
DARK TRANQUILLITY
Galerie mit 20 Bildern: Dark Tranquillity - Tour 2019 in HeidelbergDie Lichter gehen aus, der Sound wird lauter und es kommt – nicht etwa das Intro von DARK TRANQUILLITY, sondern erst mal BLACK SABBATH. Ob es von der Band oder von der Halle ausgeht, lässt sich nicht sagen, aber dieses Abspielen von eigentlich nicht in Bezug zur Band stehenden Songs in voller Länge ist scheinbar nach wie vor ein Phänomen, von dem keiner so wirklich weiß, was es soll. So bleibt aber noch etwas Zeit zum in die Gegend schauen, und wer vorne rechts an der Bühne steht, kann dort DARK TRANQUILLITY-Fronter Mikael Stanne erspähen, der am Bühnen-Ausgang einen prüfenden Blick ins Publikum wirft und dabei seine In-Ears feinjustiert. Minutenlang geht er auf und ab und bleibt dabei von den Fans weitestgehend unbemerkt.
Mit dem „Atoma“-Opener „Encircled“ geht es schließlich los. Mikael wirbelt gerade rechtzeitig für den Einsatz seiner Vocals als Letzter auf die Bühne und gesellt sich zu seinen Musikern, die allesamt ganz vorne und damit nah an den Zuschauern stehen. Als Band, die für ihre Fannähe bekannt ist, werden sie die meiste Zeit ihres Auftritts förmlich am Bühnenrand kleben, um ihrem Publikum ganz nah zu sein. Doch wer Mikael Stanne kennt, weiß, dass ihm das noch nicht nah genug ist. So kniet er bereits beim zweiten Track, „Monochromatic Stains“ nieder und schüttelt Hände. Live-Gitarrist Chris Amott spielt derweil konzentriert einen intrikaten Part und zieht dabei die „Amott-Schnute“, die man auch von seinem Bruder Michael (ARCH ENEMY) kennt.
„I can tell this is gonna be a good night“, kündigt Mikael in der nun folgenden Pause an. „You wanna hear some Gothenburg Death Metal?“ – fragt er noch kurz, bevor DARK TRANQUILLITY mit „Clearing Skies“ weiter abliefern. Auch sie sind das erste Mal in der Stadt, die sie mit „what a beautiful fucking city“ kommentieren. Nach „The Treason Wall“ kommt „The Science Of Noise“ mit seiner unverkennbaren Gitarrenmelodie. Nicht weniger Wiedererkennungswert hat das darauffolgende „Forward Momentum“, dessen emotionales Musikvideo im Hintergrund auf der Leinwand abgespielt wird. Allgemein treffen DARK TRANQUILLITY durch ihre immer passenden und stimmungsvollen Visualisierungen stets auf den Punkt und geben ihrer Show damit ein noch höheres Maß an Tiefe.
Zwei Damen ganz vorne dürfen sich bei „The Mundane And The Magic“ besonders freuen, denn sie dürfen einen Teil der Vocals übernehmen. Solch ein Experiment kann ganz leicht schief gehen, doch die beiden machen es sehr gut und erhalten am Ende eine Umarmung vom Chef. „This next one is a title track“, kündigt Mikael an, und das Publikum ahnt schon, was jetzt kommt. Es ist der von „Atoma“, der zur Mitte des Sets einen kleinen Höhepunkt setzt. Klein, weil es bei DARK TRANQUILLITY schwierig ist, ein Stück zu finden, das keinen Höhepunkt darstellt. Die anschließende Pause wird derart von Jubel übertönt, dass Mikael erst mal kurz sprachlos ist. Er interpretiert den Beifall als „so you want some more?“ und DARK TRANQUILLITY legen mit „Terminus (Where Death Is Most Alive)“ nach.
Nach diesem Track und „Inside The Particle Storm“ muss die Band sich erst mal den Schweiß abtupfen, bevor es mit „The Wonders At Your Feet“ weitergehen kann. Mit „Therein“ gibt es schließlich ein weiteres Highlight, auf das alle gewartet haben. Mikael überlässt der Menge Teile des Refrains, die ihm aus zahlreichen Kehlen entgegengeschmettert werden. Damit verabschieden sich DARK TRANQUILLITY vorerst von der Bühne. Sie lassen sich allerdings nicht lange zur Zugabe bitten, sondern kommen bereitwillig wieder. Mikael hält es aber nicht lange auf der Bühne aus, sondern springt für „State Of Trust“ ins Publikum und singt den kompletten Song von dort. „Lost To Apathy“ und „Misery’s Crown“ gibt es anschließend noch obendrauf. Zu letzterem Stück erhält er von den Damen vorne ein Diadem, das ihm ganz vorzüglich steht.
Setlist:
1. Encircled
2. Monochromatic Stains
3. Clearing Skies
4. The Treason Wall
5. The Science Of Noise
6. Forward Momentum
7. The Mundane And The Magic
8. Final Resistance
9. Atoma
10. Terminus (Where Death Is Most Alive)
11. Inside The Particle Storm
12. The Wonders At Your Feet
13. Therein
14. State Of Trust
15. Lost To Apathy
16. Misery’s Crown
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