Dark Tranquillity + Ensiferum
Double Headlining Tour 2022
Konzertbericht
Im März 2020 wurden die Tore der Markthalle pandemiebedingt geschlossen. Außer ein paar Geisterkonzerten mit sehr wenig Zuschauern unter den 2020 geltenden Corona-Regeln und eine Reihe von Streamingshows mit lokalen Bands, herrschte musikalisch Ruhe in dem altehrwürdigen Musikclub unweit des Hamburger Hauptbahnhofs. Seit Herbst 2020 ist die Markthalle eine Tagesaufenthaltsstätte für Wohnungslose. So hilft die Markthalle auch am heutigen Tag Menschen, welche in Not geraten sind. Das bedeutet für die Musiker, dass der Soundcheck erst ab 17 Uhr möglich ist. Somit verschiebt sich der angestrebte Zeitplan der Double Headlining Tour 2022 um circa eine halbe Stunde nach hinten.
Hamburg ist nach Definition der Bürgerschaft weiterhin Corona Hotspot. Das heißt, dass beim heutigen Gig die 2G+ Regel gilt. In der Lokation kann sich nach erfolgreichem Check der Zugangsvoraussetzungen ohne Maske bewegt werden. Wie aber auch beim Konzert von GEOFF TATE im März im Kronensaal tragen viele Menschen eine Maske während des gesamten Konzerts. Die Markthalle füllt sich nicht bis auf den letzten Platz, ist aber mit circa 800 Menschen gut besucht.
THE LEGION:GHOST hauchen der Markthalle musikalisches Leben ein
Galerie mit 16 Bildern: The Legion:Ghost - Double Headlining Tour 2022 in HamburgDem Opener THE LEGION:GHOST ist es vorbehalten, der Markthalle nach der Zwangspause musikalisches Leben einzuhauchen. Die Band aus Aachen schlägt etwas aus der musikalischen Art des nordisch geprägten Metals der Double Headlining Tour 2022. Moderne Töne zwischen Metalcore und diversen Spielarten des Nu Metal ist die Heimat der fünf Herren.
Der erste Track des heutigen Abends nennt sich wenig passend „Unwelcome“ von der 2016er LP „…Two For Eternity“. Über „Discharged“ („With Courage Of Despair“, 2018) und „Myprivacy.com“ geht es zu “The Price”. Dieser Song wurde erst vor wenigen Tagen als Single veröffentlicht. Der Sound ist in der Markthalle auch nach zwei Jahren Pause wie immer gut. Die anfänglichen Schwierigkeiten gehören bei einer Vorband einfach dazu, grooved sich aber zügig ein. Sechs Nummern sind den Herren vergönnt und nach einer halben Stunde heißt es Platz machen für dunkle Töne aus Ostfriesland.
NAILED TO OBSCURITY spielen Abschlusskonzert der Double Headlining Tour 2022
Galerie mit 13 Bildern: Nailed To Obscurity - Double Headlining Tour 2022 in HamburgSeit geraumer Zeit ist die ostfriesische Antwort auf skandinavischen Death-Doom mit DARK TRANQUILLITY und ENSIFERUM unterwegs. Erst ging es quer durch die USA, gefolgt von England, Irland, und den Niederlanden. Quasi vor der Haustür in Hamburg endet der Support der Double Headlining Tour 2022. DESERTED FEAR übernehmen die weiteren Gigs. Neue Musik gibt es aus den Hause NAILED TO OBSCURITY: „Liquid Mourning“ wurde im Januar als Single veröffentlicht. An neuem Material sind die Herren dran, es wird aber noch ein wenig dauern bis zum Release einer Scheibe. Corona war auch für diese Band ein ziemlicher Showstopper.
Es wird dunkel in der Markthalle und nach dem Intro ertönt der Titeltrack des 2019er Werk „Black Frost“. Wie THE LEGION:GHOST benötigen auch Raimund Ennenga und seine Mannen einen Song, um den Sound der Anlage richtig auszusteuern. Über „Protean“ („King Delusion“, 2017) und „The Aberrant Host“ geht es zu neuer Musik und „Liquid Mourning“. Nailed To Obscurity verbreiten die gewohnt düstere Stimmung und die Markthalle ist in tief dunkelblaues Licht getaucht. Einziges Manko des Gigs: sechs Songs sind den Ostfriesen nur vergönnt. Es wird Zeit, dass die Herren einen Headliner-Slot bekommen. Ein wieder mal bockstarker Auftritt der Band. Wer auf melancholische Töne in Richtung melodischen Death-Doom steht, kommt an NAILED TO OBSCURITY nicht vorbei.
Setlist NAILED TO OBSCURITY:
Black Frost
Protean
The Aberrant Host
Liquid Mourning
Deadening
Desolate Ruin
Der gefühlte Headliner: ENSIFERUM
Galerie mit 28 Bildern: Ensiferum - Double Headlining Tour 2022 in HamburgNach dunklen Tönen aus Ostfriesland wird die Tonart in Richtung Viking und Folk-Metal verändert. Der erste Headliner der Double Headlining Tour 2022 steht mit ENSIFERUM aus Helsinki an. Im Sommer 2020 veröffentlichten die Herren „Thalassic“. In der Band gab es eine Veränderung: die Keyboards hat Pekka Montin übernommen. Der Rest der Band ist fast 20 Jahre unverändert auf Tour. Beim Drummer Janne Parviainen hat sich jedoch das Outfit geändert. Die Haarpracht ist auf null geschrumpft.
Der Umbau ist zügig erledigt und gerade einmal eine Viertelstunde benötigen Band- und Markthallencrew für die Bühnenpräparierung. Nach dem Intro starten die Finnen mit „Rum, Woman, Victory“ vom aktuellen Output. Was die Erfahrung von fast 20 Jahren gemeinsamen Musizieren ausmachen, zeigt sich vom ersten Ton. Die Herren wissen was zu tun ist und der Sound, die Show und das Set von Lindroos, Hinkka und Toivonen passen. So bildet sich nach kurzer Zeit der erste Circle Pit und das anwesende Publikum feiert die Finnen kräftig ab. Ein weiterer Vorteil von ENSIFERUM: der Gesangspart wird geteilt. Lindroos und Montin tragen den Hauptpart. Aber auch Hinkka und Toivonen beteiligen sich an der Gesangsleistung.
Das Set fokussiert sich auf das 2020er Release ohne ältere Scheiben zu vergessen. „One More Magic Potion” („Victory Songs“, 2007), “Into The Battle” („Iron“, 2004) oder “Treacherous Gods” (Ensiferum, 2001) finden Berücksichtigung auf der Setlist. Zu „In My Sword I Trust“ („Unsung Heroes“, 2012) spielt Lindroos zur Einstimmung mit einem Plastikschwert. Zu Ende geht die Show mit den Must-Play-Nummern „Lai, Lai, Hei“ und „From Afar“. ENSIFERUM liefern eine Stunde beste Unterhaltung und die Band holt sich den mehr als verdienten Applaus des Publikums.
Setlist ENSIFERUM:
Rum, Woman, Victory
Andromeda
One More Magic Potion
Into The Battle
For Sirens
Run From The Crushing Tide
Treacherous Gods
In My Sword I Trust
Lai, Lai, Hei
From Afar
Half Tranquillity oder schon die Stanne-Brändström-Band?
Galerie mit 23 Bildern: Dark Tranquillity - Double Headlining Tour 2022 in HamburgIm November 2020 veröffentlichten DARK TRANQUILLITY „Moment“. Ein bärenstarkes Release, welches nicht nur beim Kollegen Mirko Pidde eine Topbewertung erhielt. Circa eineinhalb Jahre später sind DARK TRANQUILLITY auf der Bühne und präsentieren „Moment“ live als Headliner. Nur was ist aus DARK TRANQUILLITY des Jahres 2020 geworden? Zur „Moment“ gab es zwei Veränderungen in der Band: Christopher Amott und Johan Reinholdz werden von Live-Unterstützern zu permanenten Bandmitgliedern. Niklas Sundin, der seit geraumer Zeit bereits nicht mehr live dabei war, verlässt die Band und aus DARK TRANQUILLITY wird ein Sextett.
2021 verlassen der Bassist Anders Iwers sowie Drummer und Gründungsmitglied Anders Jirvap DARK TRANQUILLITY. Einen permanenten Ersatz gibt es nicht. Heute sind Christian Jansson am Bass und Joakim Strandberg-Nilsson an den Drums als Live-Support dabei. Christopher Amott verzichtet aus gutem Grund auf die Tour. Einen Tag nach dem Konzert in Hamburg wird Amott erstmals Vater. Für ihn übernimmt der amerikanische Session-Musiker Joey Concepcion die Saiten. Da stellt sich die Frage, ob es heute DARK TRANQUILLITY oder Half Tranquillity zu sehen gibt? Gewisse Parallelen zu einer anderen Band aus Göteborg drängen sich auf. Dazu ist Stanne mit seinen Projekten GRAND CADAVER und THE HALO EFFECT beschäftigt, welche sich mehr in die Old-School-Richtung der Göteborger Schule bewegen.
Eine gewisse Skepsis begleitet den Auftritt von Stanne und Co. bei der Double Headlining Tour 2022. Das diese Skepsis nicht unbegründet ist, zeigt sich beim Start und „Phantom Days“. Die drei neuen Gesichter sind technisch allesamt beschlagen. Das Zusammenspiel funktioniert aber nicht so, wie es zum Beispiel ENSIFERUM davor gezeigt hat. Reinholdz obliegt die Aufgabe, die Saitenarbeiter zu koordinieren. Das funktioniert anfänglich alles andere als gut und ein breiiger Sound kommt aus den Boxen. Stanne wieselt wie gewohnt über die Bühne, kommt aber gegen das zu dominante Schlagzeug nicht immer an. Gerade der Klargesang wird regelrecht verschluckt. Der Sound verbessert sich während der Show, kommt aber nicht an die Darbietung von ENSIFERUM heran. Das am heutigen Abend nicht alles reibungslos funktioniert, bleibt auch dem Publikum nicht verborgen. Die Gassenhauer sorgen für Bewegung vor der Bühne, die Reaktion des Publikums ist aber verhaltener als beim ersten Headliner.
Das Set ist bunt gemischt und Sachen wie „Focus Shift“, „Monochromatic Stains“ , „Terminus (Where Death Is Most Alive)“ oder „Final Resistance“ sind neben fünf Songs vom 2020er Release „Moment“ vertreten. Die Must-Play-Songs „Thereln“, „The Treason Wall“, “Lost To Apathy” und natürlich “Misery´s Crown” beenden den heutigen Auftritt nach circa 80 Minuten.
Die Frage, wie und ob es nach „Moment“ mit DARK TRANQUILLITY weiter geht, bleibt offen. In der heute gesehenen Besetzung steht und fällt die Band mit Stanne, welcher sich aktuell in anderen Projekten austobt. Mit THE HALO EFFECT bringt Stanne im August eine Scheibe auf den Markt. Anschließend ist eine Tour als Support für AMON AMARTH geplant. Die Befürchtung, dass DARK TRANQUILLITY zu einer Stanne-Brändström-Band werden, ist nicht von der Hand zu weisen.
Setlist DARK TRANQUILLITY:
Phantom Days
Transient
Focus Shift
Monochromatic Stains
Terminus (Where Death Is Most Alive)
The Dark Unbroken
Final Resistance
Atoma
The New Build
Identical To None
Encircled
Thereln
The Treason Wall
Lost To Apathy
Misery´s Crown
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Dark Tranquillity, Ensiferum und Nailed To Obscurity auf Tour
08.01.25 | Alestorm – Paganfest Tour 2025Alestorm, Ensiferum, Týr, Heidevolk und ElvenkingGroße Freiheit 36, Hamburg |
10.01.25 | Alestorm – Paganfest Tour 2025Alestorm, Ensiferum, Týr, Heidevolk und ElvenkingFilharmonie, Filderstadt |
11.01.25 | Alestorm – Paganfest Tour 2025Alestorm, Ensiferum, Týr, Heidevolk und ElvenkingTurbinenhalle, Oberhausen |
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Ich war da und MANN, war das geil, endlich mal wieder ein Konzert! Dass es nicht ausverkauft war (oder war die Kapazität beschränkt?), fand ich persönlich ganz gut, denn auch wenn ich für die Maskenpflicht bin, ein Konzert mit Maske muss nicht sein.
The Legion: Ghost fanden wir klasse. Jedenfalls eher unser Ding als Nailed to Obscuritiy. Aber zum Glück sind Geschmäcker ja verschieden! wenigstens die Hälfte der Leute war wegen Ensiferum da, wenn man sich so umschaute, da verwundert es nicht, dass da mehr Stimmung war. Aber ist schon richtig, der Sound bei DT war Anfangs nicht so toll. Stanne ist aber nun mal einer der charismatischsten Fronter im Metal (persönlich Meinung) und hat die Menge ganz gut mit genommen.
Ich mag aber keine Doppel-Headliner. Da gibts zu wenig Spielzeit für beide. Und so wichtig Vorbands sind, um neue Bands kennenzulernen, so sind 2 Vorbands und 2 Hauptacts dann doch etwas viel. Zu viel für den untrainierten Konzert(wieder)gänger (uh, der Rücken), als auch für die Bands, die nicht genug Zeit haben sich zu entfalten.
Und geil war es trotzdem und ich freue mich auf alle die Konzerte, die ich dieses Jahr nachholen kann!
„Die Frage, wie und ob es nach „Moment“ mit DARK TRANQUILLITY weiter geht, bleibt offen. In der heute gesehenen Besetzung steht und fällt die Band mit Stanne, welcher sich aktuell in anderen Projekten austobt.“
Bloß nicht den Teufel an die Wand malen. DT sind meine absolute Lieblingsband im Death Metal. Da geht gar nichts drüber
und da ist dann Trauer angesagt!