Dark
Out of the Dark Festival III

Konzertbericht

Billing: Dark, My Dying Bride, Secret Discovery, Sentenced, Sundown und Therion
Konzert vom 1997-03-22 | Stadthalle, Werdau

Nach diesem wirklich grandiosem Auftritt sollten Sentenced die
Bühne betreten. Davor mußten wir allerdings wie vor jeder neuen
Band einen kompletten Soundcheck über uns ergehen lassen,
der immer (!) unterlegt war von der aktuellen Morgoth-CD, die
ich ab da an zu hassen begonnen hatte. Sentenced hatte ich
das letzte Mal auf den Dark Winter Nights in Berlin gesehen,
wo ihr Auftritt ziemlich grauenvoll ablief. In Stuttgart war er
dagegen damals extrem gut gewesen. Ich hoffte also, daß der
Sänger bis zum Auftritt seine schlechte Laune abgelegt hätte
und hoffte zu recht! Sentenced betraten die Bühne und kaum
waren die ersten fünf Sekunden zu hören gewesen, feuerte er
das Publikum an, was natürlich mitging. Die Songs kamen im
Endeffekt so rüber wie auf dem Album, nur teils kratziger. Bei
älteren Exemplaren versuchte er nicht zu grunzen, sondern
sang sie in seinem Stil runter. Ab und an grunzte dagegen einer
der Gitarristen (der mit den halblangen blonden Haaren, fragt
mich aber nicht nach dem Namen :)). Ob er in Zukunft vielleicht
etwas mehr seiner Fähigkeiten in den Sound von Sentenced
einbauen darf? Es klang jedenfalls sehr gut und erweiterte die
sehr eigenständige Mischung aus Doom Metal und True Metal,
die Sentenced seit Down repräsentieren, um den vielleicht etwas
zu kurz gekommenen „rauhen“ Faktor. Sentenced kamen beim
Publikum nicht ganz so gut an wie Therion, wurden aber
dennoch stark abgefeiert. Leider war der Sound, der bis
Sentenced vollkommen überzeugen konnte, ziemlich grauenhaft: Er war einfach zu laut. Dadurch war alles
übersteuert und tat extrem in den Ohren weg. Vielleicht hatte das die Stimmung auch gedämpft, denn
showtechnisch waren Sentenced wirklich grandios und wenn ich an ihren Auftritt in Berlin letzten Dezember
denke, dann scheine ich hier eine völlig andere Band erlebt zu haben.

Aller guten Dinge sind drei. Wenn die Gesamtheit aller Dinge
allerdings sechs ergibt, sind damit auch aller schlechten Dinge
drei und die dritte schlechte Sache sollte noch folgen: My Dying
Bride. Manche werfen ihnen Ausverkauf vor und finden die
neueren Sachen zu kommerziell. Andere können sich damit
abfinden, daß sich ihr Sound verändert hat, gefallen muß es
ihnen dennoch nicht. Da My Dying Bride früher aber
wunderhübsch gegrunzt und geknüppelt haben, stand die
Chance theoretisch nicht allzu schlecht, auch etwas nettes aus
dieser Richtung zu hören zu kriegen. In der diesmal von der
Länge her alles sprengenden Umbaupause wurde ein eigenes
Drumkit aufgebaut, was sich wirklich hervorragend zum
Knüppeln geeignet hätte. Nur leider wurde nie geknüppelt. Alle
Songs klangen gleich. Wirklich alle. Vor allem die Geige trug
dazu bei, daß man nichts voneinander unterscheiden konnte, da
sie viel zu laut eingestellt war und alles übertönte und sie immer
die gleiche Melodie spielte. Asmondeus schrieb in seinem
Review über Like Gods of the Sun: „Auch wer denkt, daß My
Dying Bride in immer seichtere Gothic-Gefilde abdriften, hat sich
getäuscht: Es dominieren schwere Riffs, Doublebass und teils
recht schnelle Songs, so daß es jedem Metaller ein Freude ist.“
Auf diesem Auftritt sind sie sehr massiv „in immer seichtere
Gothic-Gefilde“ abgedriftet. Jaulende, blubbernde und vor sich
hin driftende Vocals fast ohne irgendwelche Betonungen und ewig gleich klingende vor sich hin kriechende
Songs, die einen nur ab und an mit einem kräftigen Bass oder hübschen Riffs aufweckten. War schon der
Auftritt nicht überzeugend, so litt der Sound unter den gleichen Problemen wie auch bei Sentenced:
Lautstärke. Teilweise hatte ich den Eindruck, daß ich hören konnte, wie die Membranen der Boxen rissen…
Naja. Auch wenn zumindest uns die Musik nicht überzeugen konnte, so konnte das die Show, denn My
Dying Bride arbeiteten wirklich perfekt mit Licht und Nebel, bangten munter durch die Gegend und
wanderten über die Bühne. Vor allem der Keyboarder sah faszinierend aus, wenn er bangend an den
Tasten hing (nur um daraufhin wieder zur Geige zu sprinten :)). Insgesamt ein guter Auftritt mit mäßiger
Musik, der beim Publikum wahre Begeisterungsstürme auslöste. My Dying Bride waren auch die einzige
Band, die eine Zugabe gaben! Fast hätte ich es vergessen: Ein einziger Song wurde gegrunzt!

Ungefähr um Viertel vor zwei war dann der Spuk vorbei und wir mußten uns irgendwas suchen, wo wir auf
den Zug warten konnten, der uns um 5:30 aus dieser Stadt wegbringen sollte, wo die Bürgersteige sicher
nie runtergeklappt werden…

Das war also das dritte Out of the Dark Festival. Irgendwie habe ich das Gefühl, daß die Out of the Darks
von Festival zu Festival immer schlechter werden. Leider kenne ich keinen, der das Out of the Dark in
Berlin gesehen hat. Das Halford-Publikum ist ja eigentlich eher zurückgenommen, so daß Sundown dort
sicher erhebliche Probleme gehabt haben dürfen , wie auch Secret Discovery, die schon beim ersten
OOTD vollkommen ignoriert wurden. Zu recht.

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24.05.1999

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