Dark Easter Metal Meeting
Der Livebericht 2016
Konzertbericht
EWIGEIS
Als Opener der diesjährigen Ausgabe des Dark Easter Metal Meetings fungieren die aus Nähe von München stammenden EWIGEIS. Schöne Geste vom Veranstalter, insbesondere da das Duo auch bei den Anwesenden gut ankommt. Der Club, neben der Halle und dem Werk der kleinste der drei Räumlichkeiten am heutigen Tage, ist trotz einiger luftiger Reihen direkt vor der Bühne zu früher Stund‘ auch schon recht ordentlich gefüllt und es wird fleißig am ersten König Ludwig genippt. Stilvoll mit klassischem Corpsepaint ausgerüstet, hämmert sich das Duo Saat/Angsul dazu 30 Minuten lang durch ihre recht simpel gestrickten Songs – Gastsängerbeitrag inklusive. Im Vergleich zu anderen Duos sicherlich noch mit Luft nach oben, ernten EWIGEIS zum Ende ihres Auftritts amtlichen Applaus.
Galerie mit 5 Bildern: Ewigeis - Dark Easter Metal Meeting 2016
SAILLE
Für die Belgier von SAILLE zeigt die Erfolgskurve aktuell steil nach oben. Obwohl seit der letzten Veröffentlichung „Eldritch“ bereits zwei Jahre vergangen sind, ist die Band derzeit gefragt wie nie. Dazu passt auch der ambitionierte Auftritt, den die Belgier in München auf die Bühne bringen. Sänger Dennie Grondelaers versucht sich an deutschen Ansagen, wechselt dann aber doch wieder ins Englische zurück. Schlussendlich geht’s hierum Songs und die stammen von allen drei bisherigen Alben der Band. Ob nun „Maere“ vom Debüt, „Haunter Of The Dark“ vom Zweitwerk oder dem abschließenden „Eater Of Worlds“ des aktuellen Longplayers, der Zuspruch des Publikums spricht Bände – allerdings hätten gerne ein paar Nasen mehr den Weg in die Halle finden dürfen, die aufgrund mangelnder Fensterverkleidungen in gedämpftem Tageslicht erstrahlt und auf diese Weise einer angemessenen Atmosphäre entgegenwirkt.
Galerie mit 8 Bildern: Saille - Dark Easter Metal Meeting 2016
SEAR BLISS
Mit „Phantoms“ veröffentlichen SEAR BLISS vor 20 Jahren ein Album, welches sie bis zum heutigen Tage verfolgt. Im positiven Sinne, wie die aktuelle Tour zum Jubiläum des Debüts der Ungarn belegt: Gespielt wird das komplette Album mit ursprünglicher Trackliste. Nach dem Intro „Winter Voices“ hat die Band jedoch erst einmal mit technischen Problemen zu kämpfen, so dass „Far Above The Trees“ mit nur einer Gitarre dargeboten wird. Als erste Band des Tages im Werk füllt sich der Bereich vor der Bühne nur langsam, aber spätestens als das Quintett die für ihren Sound so charakteristische Posaune hervorholt, ist das Interesse aller Anwesenden geweckt. Passend dazu bessern sich auch die Soundverhältnisse. Nach anfänglichen Wacklern kommt „Phantoms“ so doch noch die Ehre zuteil, die es verdient hat. Solide Angelegenheit mit teils epischen Ausläufern.
Galerie mit 3 Bildern: Sear Bliss - Dark Easter Metal Meeting 2016
THE VISION BLEAK
In Kürze steht mit „The Unknown“ das bereits sechste Album der Lovecraft-Anhänger THE VISION BLEAK bevor. Einen kleinen Ausblick haben die beiden Protagonisten Schwadorf und Konstanz jedoch schon in Form der limitierten EP „The Kindred Of The Sunset“ mitgebracht. So steht der überraschend früh angesetzte, 40-minütige Auftritt am heutigen Tage ganz im Zeichen des neuen Albums, was sich direkt zu Beginn mit dem Intro „Spirits Of The Dead“ und dem darauffolgenden neuen „From Wolf To Peacock“ verdeutlicht. Mit „Night Of The Living Dead“ geht’s anschließend jedoch zurück zum Debüt aus dem Jahre 2004. Neuerdings mit Fursy Teyssier (u.a. LES DISCRETS, ex-AMESOEURS, ex-ALCEST) am Bass, gibt’s mit dem Titeltrack der neuen EP und „Into The Unknown“ dann aber noch zwei neue Stücke. Richtig bejubelt werden die Songankündigungen allerdings erst nach mehrmaliger Aufforderung von Sänger Konstanz (es handelt sich immerhin um Premieren), der dies gekonnt launisch zur Kenntnis nimmt und so manch Lacher hervorruft, so dass zu „Kutulu“ dann wieder kollektiv die Fäuste gereckt werden. Leider müssen nach „By Our Brotherhood With Seth“ gleich zwei Songs („The Wood Hag“, „The Lone Night Rider“) aus Zeitgründen gestrichen werden. Dennoch gewohnt stark mit Abstrichen in puncto Atmosphäre (merke: Tageslicht ?Atmosphäre)!
Galerie mit 7 Bildern: The Vision Bleak - Dark Easter Metal Meeting 2016
BÖLZER
Mit BÖLZER steht nach EWIGEIS das zweite Duo im Billing des Dark Easter Metal Meetings bereit, doch vorerst gibt’s nichts auf die Ohren, sondern nur für die Nase in Form von Weihrauch, der das Werk und insbesondere die vorderen Ruhe im wahrsten Sinne des Wortes benebelt. Technische Probleme machen den Technikern zu schaffen und bringen eine Verzögerung mit sich – die Unzufriedenheit über die Situation steht den Musiker KzR und HzR überdeutlich ins Gesicht geschrieben. Zehn Minuten später scheint das Problem zwar noch nicht behoben, BÖLZER hingegen aber dermaßen geladen, dass es trotz der Probleme endlich losgeht. Und wie: Als ob sich die Band den Frust von der Seele spielen würde, drücken die Schweizer dem Publikum ihre fiesen Death/Black-Brocken mitten ins Gesicht. Der Sound ist anfangs wie zu erwarten bescheiden, bessert sich in der Folge allerdings deutlich. Von der Band angefixt, geraten die Anwesenden auch zunehmend in Ekstase, ehe „The Great Unifier“ (ebenfalls zehn Minuten nach offiziellem Schluss) dem Spuk ein Ende setzt.
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VELNIAS
Als langjährige Freunde im Rahmen der „20 Jahre Dornenreich – Gänsehaut statt Gänsemarsch 1996-2016“-Tour aktuell mit DORNENREICH und AETHERNEUM unterwegs, begrüßen VELNIAS anschließend einen kleinen Kreis anwesender Liebhaber im Club. Insgesamt etwas unsauber dargeboten, entfalten die überlangen Stücke der sympathischen Amerikaner dennoch einen Teil ihrer Wirkung. Vollends will der Funke trotz einer leidenschaftlichen Darbietung aber nich überspringen.
Galerie mit 5 Bildern: Velnias - Dark Easter Metal Meeting 2016
GOD DETHRONED
Im Vergleich zu anderen Todes-Kapellen aus den Niederlanden leider nie so richtig über den Status des Insider-Tipps hinausgekommen, hatten sich GOD DETHRONED vor wenigen Jahren vorerst aufgelöst, ehe Bandkopf Henri Sattler die Band zusammen mit Schlagzeuger Michiel van der Plicht wieder zum Leben erweckte. München scheint entgegen der einleitenden Worte allerdings ein gutes Pflaster für die Herren zu sein: Zu Beginn noch spärlich besucht, entwickelt sich der Auftritt zu einem wahren Siegeszug. Rotierende Köpfe wohin das Auge schaut, nehmen GOD DETHRONED das Werk nach Strich und Faden auseinander, was insbesondere auf die mit reichlich alten Songs gespickte Setlist (u.a. „Under A Silver Moon „, „Swallow The Spikes“ und „Boiling Blood“) und das eingespielte Bandgefüge zurückzuführen ist; einzig der geforderte Pit zu „Nihilism“ wird nicht geliefert. Dass Sänger Henri Sattler den letzten Song „Sigma Enigma“ als Sing-Along-Song ankündigt, spricht Bände. Welch ein Wiedersehen!
Galerie mit 8 Bildern: God Dethroned - Dark Easter Metal Meeting 2016
DORNENREICH
Nachdem bereits VELNIAS und AETHERNAEUM im Vorfeld auf die Bühne durften, schicken sich DORNENREICH als letzte Band der „20 Jahre Dornenreich – Gänsehaut statt Gänsemarsch 1996-2016“-Tour zu bester Abendzeit an, die Herzen ihrer treuen Anhänger zu erfreuen. Selbstredend nicht mit der Spielzeit eines eigenen Clubkonzerts ausgestattet, müssen Eviga, Inve und Gilvan ihre History-Setlist an mehreren Stellen massiv kürzen. Zu Beginn gibt’s daher auch nur einen kurzen akustischen Einstieg, ehe mit „Eigenwach“ voll in die Saiten gegriffen wird. Eine richtige Entscheidung, wie der Beifall des Publikums zeigt; zwei wenig informierte Anwesende jedoch auch mit den Worten „Tut mir leid, die habe ich mit SCHWARZER ENGEL verwechselt“ wieder von dannen ziehen lässt. „Flammenmensch“, „Jagd“, „Der Hexe Flammend‘ Blick“ und „Leben Lechzend Herzgeflüster“ stehen stellvertretend für die weiteren Alben der Diskografie, lediglich das Debüt und das 2006er-Werk „Durch den Traum“ wurden nicht bedacht. Auch wenn der massive Einsatz der Geige insbesondere an den ursprünglich mit einem Cello eingespielten Passagen manch altem Anhänger ein Dorn im Auge (!) ist, versöhnen DORNENREICH zum Ende mit einem fulminanten „Trauerbrandung“. Im Kontext der angekündigten besonderen Setlist angesichts des Jubiläums insgesamt aber ein recht gewöhnlicher Auftritt der Österreicher.
Galerie mit 6 Bildern: Dornenreich - Dark Easter Metal Meeting 2016
ROTTING CHRIST
Im Gegensatz zu der derzeitigen Situation ihres Heimatlandes (bzw. Gesamt-Europa) genießen ROTTING CHRIST aus Griechenland aktuell ihren zweiten Frühling. Mit neuem bockstarkem Werk „Rituals“ in der Hinterhand liefert die Band ebenfalls grandiose Live-Momente wie am Fließband. Los geht’s mit „Athanati Este“. Das Werk ist prall gefüllt und München frisst der Band mit Beginn des ersten Taktes aus der Hand, was in enthusiastischen Fans im Nahbereich der Bühne, die selbst die griechischen Lyrics beherrschen, und knackenden Nackenwirbeln in der gesamten Halle resultiert. Überraschenderweise stehen keine neuen Songs, sondern älteres Material wie „Sign Of Evil Existence“ und „The Forest of N’Gai“ im Fokus. Altgediente Kost, keine Frage also, dass die Meute vor der Bühne dem geforderten Pit zu „Societas Satanas“ mehr als gerecht wird. Über die gesamte Distanz wirkt der Auftritt allerdings auch stark durchprogrammiert und etwas zu routiniert, was am heutigen Abend allerdings beim Großteil der Anwesenden keinen merkbaren Abfall zur Folge hat und ROTTING CHRIST zum abschließenden „Noctis Era“ somit nochmals gebührend gefeiert werden.
Galerie mit 7 Bildern: Rotting Christ - Dark Easter Metal Meeting 2016
MY DYING BRIDE
Wo wir gerade schon bei bockstarken Neuveröffentlichungen waren: Dabei unbedingt genannt werden muss auch das aktuelle Werk „Feel The Misery“ der Doom-Pioniere MY DYING BRIDE aus Halifax. Auf einem ihrer seltenen Gastspiele macht das britische Flaggschiff mit seinem seit jeher einmaligen Sound auch in der bayerischen Hauptstadt Halt. Leider verabschiedet sich nach ROTTING CHRIST eine nicht kleine Anzahl an Schaulustigen aus dem Werk, wovon sich die Band um Chef-Theatraliker Aaron Stainthorpe keinesfalls verunsichern lässt, der in britischer Manier erst einmal allen ein „Happy Easter“ wünscht. Vielmehr spielen MY DYING BRIDE angeführt von übermächtigen Songs wie dem eröffnenden „Your River“ oder „From Darkest Skies“ und „My Body, A Funeral“ ihre ganze Klasse aus. Zwischen diese bewährten Schmankerl aus vertontem Schmerz und Verzweiflung werden mit „Feel The Misery“, „And My Father Left Forever“ und „To Shiver In Empty Halls“ (laut Aaron der Easter-Song der Band) gekonnt drei neue Stücke eingeflochten. Das Publikum begibt sich mit auf die von Aaron eindrucksvoll vorgelebte Reise in den Abgrund und gibt sich den schweren Klängen hin, ehe die Messe nach „The Cry Of Mankind“ gelesen ist.
Galerie mit 12 Bildern: My Dying Bride - Dark Easter Metal Meeting 2016
MG?A
Im Vorfeld kamen bereits einige Bedenken auf, ob die Polen von MG?A in der Halle richtig platziert wären und nicht besser in dem deutlich größeren Werk hätten spielen sollen. Gefühlt bestätigen sich diese Bedenken, wenn auch keine genaue Auskunft über die Lage an den Eingängen gegeben werden kann, da nämlich, wenn man erst einmal im Bühnenbereich drin ist, nichts mehr nach vorne, hinten, rechts oder links geht. Stehen und staunen heißt das Motto, als die zuvor verhängte Bühne enthüllt wird und die statischen Polen ihren unheilvollen, minimalistisch gehaltenen Black Metal zelebrieren. Abzüge in der B-Note gibt’s allerdings für die nicht immer sauber gespielten Lead-Melodien, auf denen schlussendlich ja doch ein Großteil der Songs von MG?A beruht. Insbesondere zu Beginn sicherlich auch ein Grund für das unsaubere Spiel: Gitarrist Nefar reißt direkt zu Beginn des ersten Songs der Gitarrengurt, so dass dieser sowohl bei „Md?o?ci I“ als auch dem daran anschließende „Further Down the Nest I“ mit dem Halt seiner Gitarre zu kämpfen hat. Ohne jegliches Geplänkel wie Ansagen bolzt sich das Quartett anschließend durch ein Set voller Highlights, welches in „With Hearts Towards None VII“ seinen Höhepunkt findet. Ein wahrhaft gelungener Abschluss eines gelungenen Oster-Alternativprogramms.
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