Dark Easter Metal Meeting 2019
Ein schwarzmetallisches Vergnügen zur Osterzeit

Konzertbericht

Billing: Dead Alone, Goath, Essenz, Mord'A'Stigmata, Imperial Triumphant, Endezzma, Décembre Noir, Urn, Darkened Nocturn Slaughtercult, Sear Bliss, Thulcandra, The Ruins Of Beverast, Midnight, Gehenna, Necrophobic, Tsjuder, Tiamat, Convictive, Thormesis, Infestus, Firtan, Lik, Dawn Of Disease, Karg, Waldgeflüster, Nocte Obducta, Dornenreich, Helheim, Harakiri For The Sky, Taake, Unleashed, Triptykon und Possession (Belgien)
Konzert vom 20.04.2019 | Backstage (Werk, Halle & Club), München

Tag 2 – Von erdrückender Melancholie und unchristlichen Ostergrüßen

Passend zum Festtag der wundersamen Auferstehung Jesu Christi begegnet man im Backstage an diesem Ostersonntag dem ein oder anderen Kandidaten, dem man aufgrund seines gestrigen Zustands wohl eher nicht zugetraut hätte, schon so „früh“ wieder auf den Beinen zu sein. Dafür, dass man am Vortag zwar nicht Wasser in Wein, dafür aber Bier in Erbrochenes verwandelt hat, wirken die meisten doch recht fit. Es geschehen wohl tatsächlich noch Wunder. Ein Blick auf das heutige Line-Up verrät jedoch: Das Aufstehen (bzw. die Auferstehung) hat sich gelohnt, denn mit TRIPTYKON, UNLEASHED oder DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT gibt es auch heute wieder die geballte Ladung Lärm!

KARG (Halle) – Musik, die bewegt

Man hat fast den Eindruck, KARG sei Headliner an diesem Tag – die Halle ist rappelvoll! Kein Wunder, die Österreicher um Frontmann J.J. – seines Zeichens ebenfalls Sänger der Post-Black Metaller HARAKIRI FOR THE SKY – haben bereits im Vorjahr für ihr sechstes Album „Dornenvögel“ ordentlich Lob eingeheimst. Das Erfolgskonzept beider Bands ist klar: wehklagender Schreigesang trifft auf melancholische Melodien und modernen Black Metal-Sound. Was bereits auf Platte eine Vielzahl an Emotionen weckt, findet live seine meisterliche Vollendung. Kaum erklingen die ersten Takte von „La Tristesse Durera Toujours“ macht sich Gänsehaut in der Halle breit.

KARG wandeln musikalisch wie lyrisch auf einem schmalen Grad, der leicht in den Kitsch abfallen kann, gut dosiert jedoch eine Flut an Gefühlen hervorruft. Das gelingt den Österreichern an diesem frühen Nachmittag wie kaum einer anderen Band. Auch sonst geben die Jungs eine gute Figur ab. Der Sound ist ordentlich abgemischt, die Show ist durchgehend packend und auch die Setlist lässt keine Wünsche offen. Die Frage mancher Fans, ob HARAKIRI FOR THE SKY später an diesem Tag da noch nachlegen können, ist angesichts der unfassbar dichten Atmosphäre durchaus berechtigt.

Galerie mit 7 Bildern: Karg - Dark Easter Metal Meeting 2019

HELHEIM (Werk) – Viking Metal par excellence

Weitaus weniger melancholisch geht es mit HELHEIM im Werk weiter. Die norwegischen Viking Metaller waren nicht nur aktiv an der Geburt des Genres beteiligt, sie verstehen auch ihr Handwerk wie kaum ein anderer. Und so jagen von Beginn an fiese Screams, stampfende Riffs und grollende Drums durch das gut gefüllte Werk. Dem tief im traditionellen Black Metal verwurzelten Sound tut das ein oder andere innovative Element hörbar gut: Songs wie „Raunijar“ oder „Rignir“ zünden auf Anhieb! Die Wikinger aus Bergen wirken top motiviert und bringen auch nach mehr als zweieinhalb Jahrzehnten Bandgeschichte noch mehr Energie als so manch frischerer Act mit. Eine gute Performance ist eben keine Frage des Alters.

Nebenbei gibt es auch visuell per Videoprojektion noch eine kleine Portion Wikingerromantik, etwa dann, wenn im Hintergrund ein Rudel Wölfe über die Leinwand jagt. Insgesamt sorgen HELHEIM für eine Dreiviertelstunde bester Unterhaltung, vor allem auch, weil die Band immer wieder mit chorischen Refrains und progressiv-rockigen Einlagen auftrumpft.

Galerie mit 13 Bildern: Helheim - Dark Easter Metal Meeting 2019

POSSESSION (Halle) – Vom Teufel geritten

Dass der Teufel nicht immer im Detail steckt, beweisen POSSESSION aus Belgien ziemlich gut. Die Jungs spielen einen absolut derben Mix aus Black und Death Metal, der wenig innovativ, dafür umso brutaler klingt. Wer hier auf ausgefeilte Melodien oder Ideenreichtum gehofft hat, der wird bereits nach den ersten Takten das Weite gesucht haben. Musikalisch machen die Belgier tatsächlich recht wenig her, wer sich jedoch auf den repetitiven Prügel-Sound einlässt, bekommt einen vierzigminütigen Höllenritt serviert. Dieser klingt zwar nicht wirklich anspruchsvoll, sorgt aber mit einem Nackenbrecher nach dem anderen dennoch für gute Stimmung.

HARAKIRI FOR THE SKY (Werk) – Die volle Ladung Emotion

Dass HARAKIRI FOR THE SKY sich über die Jahre eine große Fanbase erspielt haben, ist an diesem frühen Abend nicht zu übersehen. Bereits eine halbe Stunde vor Konzertbeginn warten dutzende Fans sehnlichst auf die Österreicher, während es mit POSSESSION in der Halle und THORMESIS im Club zwei eigentlich doch ganz ordentliche Acts zu bestaunen gäbe. Die für ihren emotionalen Post-Black Metal gefeierten Salzburger sorgen mit „Heroin Waltz“ direkt für Beklemmung – der Wechsel aus gequältem Kreischgesang und verzerrten Gitarren und den gesetzten, nachdenklichen Instrumental-Parts wühlt eben auf. Hier und da fehlt es dem Sound zwar an Balance, sodass einzelne Instrumente miteinander verschwimmen, insgesamt bekommen die Fans jedoch vor allem dank Klassikern wie „Calling The Rain“ oder „Funeral Dreams“ das volle Programm geliefert.

Galerie mit 12 Bildern: Harakiri For The Sky - Dark Easter Metal Meeting 2019

TAAKE (Werk) – Nicht ganz so Old School wie gedacht

TAAKE stehen an diesem Abend beim Großteil der Festivalbesucher hoch im Kurs. Wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Norweger um Frontmann Hoest für das DARK EASTER METAL MEETING extra eine Klassiker-Setlist angekündigt haben. Tatsächlich gibt es zunächst mit „Nattestid Ser Porten Vid 1 & 2“ eine ordentliche Portion schwarzmetallische Nostalgie, die zwar soundtechnisch ein paar kleinere Mängel aufweist, von einem hoch motivierten Hoest aber sicher über die Ziellinie geschrien wird. Dass „Old School“ kein wirklich dehnbarer Begriff ist, scheint dem Bandgründer jedoch relativ egal zu sein. Songs wie „Nordbundet“ oder „Havet I Huset“ sind nicht nur recht neu, sie entstammen auch Alben, die nicht gerade zu den Fanlieblingen gehören.

So sind einige Festivalbesucher über die zur Hälfte aus neuerem Material bestehende Setlist doch etwas enttäuscht, obwohl TAAKE grundsätzlich absolut Vollgas geben. Dass es zum Abschluss mit „Hordalands Doedskvad I“ doch noch einmal eine kleine Zeitreise gibt, ist nicht mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein. Musikalisch haben TAAKE an diesem Abend durchaus überzeugt, die etwas enttäuschende Setlist hinterlässt jedoch einen bitteren Nachgeschmack.

Galerie mit 10 Bildern: Taake - Dark Easter Metal Meeting 2019

FIRTAN (Club) – Das nächste große Ding

Mit „Okeanos“ haben FIRTAN letztes Jahr nicht nur die deutsche Black Metal-Szene ordentlich aufgemischt, sondern gleichzeitig bewiesen, dass die nächste Generation schon in den Startlöchern steht. Da stört es an diesem Abend auch nur bedingt, dass die vier Baden-Württemberger ihre Bühnenoutfits zu Hause vergessen haben, schließlich steht ja die Musik im Vordergrund. Wie schon auf ihrem Zweitling, können die Jungs auch live eindrucksvoll Akzente setzen. FIRTAN spielen ihre Show so gelassen und professionell, dass sich manch eine Band, die schon länger im Business ist, durchaus eine Scheibe abschneiden könnte. Absolutes Highlight an diesem Abend ist fraglos „Nacht Verweil“: Eigens für diese Nummer hat die Band eine Violinistin mitgebracht, die ihren Part sichtlich gefühlvoll vorträgt – Gänsehaut vorprogrammiert!

Galerie mit 7 Bildern: Firtan - Dark Easter Metal Meeting 2019

UNLEASHED (Werk) – Seit 30 Jahren entfesselt

Im Werk gibt es an diesem Abend ein Jubiläum zu bejubeln: Die schwedischen Death Metal-Veteranen UNLEASHED feiern 2019 schon ihren inzwischen dreißigsten Geburtstag – Grund genug für einen ordentlichen Abriss. Die Todesmetaller um Frontmann Johnny Hedlund enttäuschen nicht und prügeln sich durch eine ausgewogene Setlist aus Klassikern, darunter „The Dark One“ vom ersten Demo, und neuem Material, wie der letzten Scheibe „The Hunt For White Christ„. Mit temporeichen Gitarrenparts, markerschütternden Growls und mächtigem Drum-Getöse zerlegen die Schweden nicht nur die Bühne samt Publikumsbereich, sondern entfesseln auch eine unbeschreiblich kraftvolle Performance, die wohl fraglos in die Geschichte des DARK EASTER METAL MEETINGs eingehen wird.

DORNENREICH (Halle) – Eigenwilliges Spektakel

Zugegeben, etwas befremdlich wirken DORNENREICH gerade für Außenstehende auf den ersten Blick schon. Egal, wer die Österreicher kennt, weiß, dass Frontmann Evíga immer einhundert Prozent gibt. Mit HERETOIR-Gründer Eklatanz am Bass gibt es auch noch prominente Verstärkung. Die Setlist, eine kleine Reise durch die mehr als zwanzigjährige Bandgeschichte, lässt Fanherzen an diesem Abend höher hüpfen. Auf den Opener „Jagd“ folgen Klassiker wie „Schwarz schaut tiefsten Lichterglanz“ oder „Leben lechzend Herzgeflüster“. Besonders interessant: DORNENREICH interpretieren auch altbekannte Nummern neu und zeigen so, dass sie über die Jahre nichts an Kreativität eingebüßt haben. Evíga und seine Mitmusiker liefern ganz großes Kino!

Galerie mit 10 Bildern: Dornenreich - Dark Easter Metal Meeting 2019

TRIPTYKON (Werk) – Die Legende lebt

Mit TRIPTYKON findet das DARK EASTER METAL MEETING 2019, zumindest auf seiner Hauptbühne im Werk, einen mehr als würdigen Abschluss. Gabriel Fischer und seine Mitstreiter liefern ein Set, das neben den eigenen Nummern natürlich auch einige CELTIC FROST-Songs beinhaltet – sehr zur Freude aller Anwesenden. Bereits die Eröffnung durch „Synagoga Satanae“ bringt den Boden zum beben, bevor der Kracher „Goetia“ den Abriss vollends einleitet. Dabei wird einmal mehr klar, wie technisch versiert TRIPTYKON sind: Beinahe mühelos sorgen die Schweizer mit ihrer Mischung aus Black, Death und Doom Metal für eine akustische Grenzerfahrung. Riff um Riff versetzt die Gruppe das Publikum nach und nach immer mehr ins Staunen.

Dass sich Gabriel Fischer über den Sound auf der Bühne beschwert, tut dem Ganzen keinen Abbruch – immerhin zeigt sich das Werk von der enormen Klangkulisse mächtig beeindruckt. Ganz nebenbei wünscht der Fronter allen Anwesenden noch frohe Ostern, natürlich nicht, ohne einen ironischen Unterton in der Stimme. Mit dem großartigen „The Prolonging“ verabschiedet das Quartett seine Fans in die Nacht. Dass niemand diesen Abend so schnell vergessen wird, steht da schon längst fest.

Galerie mit 9 Bildern: Triptykon - Dark Easter Metal Meeting 2019

DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT (Halle) – Ein würdiges Ende

Das DARK EASTER METAL MEETING ist fast vorbei, doch bevor es nach Hause geht, gibt es von DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT noch ein letztes Mal an diesem Abend eine Ladung unchristlichen Lärm auf die Ohren. Stilecht mit Petruskreuz im Hintergrund lassen Frontfrau Onielar und der Rest des Schlächterkults sich nicht lange bitte und beschwören roh-rauen Black Metal herauf, auf den die Genreväter mehr als stolz wären. Die Bühnenpräsenz ist spektakulär, nur musikalisch ist das deutsch-polnische Quartett sicherlich nicht jedermanns Sache, immerhin muss man doch sagen, dass vieles hier einfach zu gleich oder gar unmusikalisch klingt. Die Fans stört das herzlich wenig. Musik bleibt eben Geschmackssache.

DARK EASTER METAL MEETING 2019 – Das Fazit

Auch 2019 beweist das DARK EASTER METAL MEETING, dass es eine absolute Pflichtveranstaltung für Freunde von Black und Death Metal ist. Die Bilanz des Festivals kann sich sehen lassen: 34 Bands, die größtenteils ohne Überschneidungen auskommen und in den meisten Fällen eine ordentliche bis nahezu spektakuläre Show abliefern. Kleinere Sound- oder Lichtprobleme sind angesichts der herausragenden Organisation zu verschmerzen. Das Backstage erweist sich nicht nur aufgrund der kurzen Laufwege als perfekte Location, sondern bietet mit seinen vielen Bars, Sitzmöglichkeiten, dem geräumigen Biergarten und vor allem dem freundlichen Personal eine optimale Veranstaltungsstätte für ein Festival dieser Größe. Das diesjährige Line-Up vereinte nicht nur absolute Legenden (TRIPTYKON, UNLEASHED) und spektakuläre Acts, die manche gar nicht auf dem Schirm hatten (ADVENT SORROW, POSSESSION), sondern bot den Besuchern auch die Möglichkeit, Bands zu hören, die bisher nur sehr selten ihren Weg in die bayerische Landeshauptstadt fanden (KARG, MIDNIGHT).

Kritisieren muss man jedoch das recht einseitige und leider auch sehr überteuerte Essensangebot. Die Verpflegung vor Ort war wenig zufriedenstellend, sodass viele Festivalbesucher sich gezwungen sahen, umliegende Restaurants oder Imbissstände aufzusuchen – und dadurch die ein oder andere Band leider verpassten. Gerade für Veganer und Vegetarier gab es auf dem Festivalgelände erschreckend wenig Alternativen.

Alles in allem überwiegen ganz klar die positiven Eindrücke: Organisation, Bandauswahl, Location – ein Traum! Für alle, die dieses Jahr nicht dabei sein konnten, gibt es bereits frohe Kunde: Auch 2020 soll das DARK EASTER METAL MEETING wieder pünktlich zu Ostern an den Start gehen. Welche Bands uns der Osterhase nächstes Jahr bringt, bleibt abzuwarten. Enttäuscht wird aber mit Sicherheit niemand!

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25.04.2019

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