D-A-D
Fast On Wheels Tourabschluss in Kopenhagen
Konzertbericht
Anfang Februar 2012 hatte ich das Vergnügen mit dem dänischen Disneyland durch Deutschland zu rollen und für metal.de einen exklusiven Tourblog zu schreiben. D-A-D hatten gerade die 2012er Fast On Wheels Tour begonnen und ich konnte für metal.de berichten, wie es bei dem Dänen-Vierer auf einer deutschen Clubtour zugeht. Wilde Alkohol- und Drogenexzesse gab es nicht, großartige Musik und Humor dafür um so mehr. So viel, dass ich am 03. März zusätzlich das Konzert in der ausverkauften Hamburger Markthalle fotografierte (Fotos von der Show). Dieses Konzert war in zweierlei Hinsicht etwas Besonderes, zum einen war es der 28. Geburtstag der Band, zum anderen war es ihr letztes Konzert im Europa südlich des heimatlichen Dänemarks. Von Mitte März bis Mitte April standen die skandinavischen Länder und Dänemark auf dem D-A-D Tourplan, mit einer deutlich größeren Produktion als im Rest Europas. Von eben dieser Show wollte ich mir auch einen Eindruck verschaffen und habe dazu Mitte April ein verlängertes Wochenende in Kopenhagen verbracht, um am 13. und 14. April den zwei Abschlusskonzerten der Fast On Wheels Tour beizuwohnen.
Die Unterschiede der Produktionen bekomme ich schon beim Aufbau zu spüren. Begann dieser bei den Deutschlandkonzerten gegen 11 oder 12 Uhr, muss die deutlich größere Crew in Kopenhagen 8 Uhr auf der Matte stehen. Zeit für einen Kaffee gibt es nach der Begrüßung noch, dann heißt es den Laster ausräumen (in Deutschland wurde das Equipment in einem Hänger am Nightliner transportiert) und den Falconer Salen für Jacob und Jesper Binzer, Stigge Pedersen und Laust Sonne herzurichten.
Im Zeitraffer sieht der Aufbau bis zum vollendeten Soundcheck so aus:
Die wesentlichen Unterschiede in der Produktion werden schnell deutlich:
Hatten wir in Deutschland die Flagge des 2011er Albums „DIC.NII.LAN.DAFT.ERD.ARK“ als einfaches Backdrop, besteht der Bühnenhintergrund in Dänemark aus LED Screens mit einem eindrucksvollen modellierten Wappen im Zentrum, auf das mich die Crew extra aufmerksam macht.
Die D-A-D Crew ist offenkundig stolz auf die Produktion, insbesondere dieses in Handarbeit erstellte Wappen, und die Dänen – wie mir erzählt wird – auf D-A-D. Beides zu Recht würde ich sagen.
Aber es gibt noch mehr Unterschiede in der Show: Stand Laust Sonnes Drumset in Deutschland auf einem normalen Drumriser, ist es nun ein „Drumcoaster“, der während der Show auf den Laufsteg rollt und nach oben klappt. Während Laust spielt, versteht sich.
Stand für die Klavierpassage in „We All Fall Down“ ein E-Piano auf einem simplen Gestell an den deutschen Bühnenrändern, steht in Kopenhagen ein Flügel für Jacob und Laust bereit.
Selbst der Saal unterscheidet sich gravierend von den deutschen Venues, die allesamt in die Kategorie Rockclub gehören. Der Falconer Salen in Kopenhagen gehört dagegen zum Komplex des Radisson Blu Falconer Hotel & Conference Center und sieht fast schon edel aus.
Zumindest vor den beiden Shows! Hinterher verstehe ich warum man in Deutschland selbst für die labbrigsten Plastikbecher Pfand bezahlen muss.
Sieht nach einer guten Party aus, oder?
War es auch! Kein Wunder, ist Kopenhagen doch ein Heimspiel für D-A-D.
Wie bei den Deutschlandkonzerten eröffnen D-A-D auch die Shows in Kopenhagen mit „A New Age Moving In“ vom aktuellen Album „DIC.NII.LAN.DAFT.ERD.ARK“ und bieten ihren Fans in den folgenden zwei Stunden einen Querschnitt durch 28 Jahre D-A-D Geschichte. Dass die Auswahl kaum besser sein könnte, zeigt sich an der Stimmung der Fans, die lauthals mitsingen, springen und tanzen. Am Samstag sichte ich sogar einen Crowdsurfer über dem Getümmel vor der Bühne, ein Anblick, den ich in diesem Saal nicht erwartet hätte. Wieder ein Beweis dafür, dass in Disneyland nach Einbruch der Dunkelheit ALLES möglich ist…
Das zuvor erwähnte rollende Drumset zum Beispiel. Bei „I Want What She’s Got“ setzt sich Lausts Drumset zum von Jesper angezettelten „We want what Laust got“-Sprechgesang des Publikums in Bewegung, rollt bis zur Mitte des Laufstegs, klappt hoch und das Menschenmeer vor der Bühne wird mit einem Mal durch zahlreiche rechteckige Lichter erhellt.
Erhellt wird auch die Bühne sehr gut, durch eine hervorragend abgestimmte Lichtshow, wechselnde Bilder und Videos auf den Screens und eine Pyroshow, die u.a. sehr treffend beim zweiten Song „Jihad“ eingesetzt wird.
Die Songauswahl unterscheidet sich insgesamt nur unwesentlich von den Konzerten in Deutschland: Statt „Point Of View“ wird „Lord Of The Atlas“ vom 1989er Album „No Fuel Left For The Pilgrims“ gespielt und für die dänischen Fans haben D-A-D noch einmal ganz tief in die Songkiste gegriffen und „Gods Favourite“ vom 1987er Album „D.A.D. Draws A Circle“ herausgekramt. Ansonsten ist die Setlist identisch und jene, die „Fast On Wheels“ bei den Deutschlandkonzerten vermissten, können beruhigt sein, auch in Dänemark muss das Publikum auf den Titelsong der Tour verzichten. So ist das eben bei D-A-D, das Naheliegende liegt den vier Musikern fern.
Fotos vom 13. April 2012
Zu guter Letzt gibt es noch den allabendlichen Abschlusssong „It’s After Dark“, wobei ich beim Aftershow-Bier mit meinen Gastgebern, die D-A-D schon bei zahlreichen Festivals gesehen haben, feststelle, dass D-A-D den Song scheinbar nur spielen, wenn es tatsächlich dunkel ist. Achtet doch mal in der kommenden Festivalsaison darauf, ob die Shows mit diesem Klassiker enden und ob sie bei Tageslicht oder nach Einbruch der Dunkelheit stattfinden.
Jedenfalls ist es in Kopenhagen schon lange dunkel als Laust die ersten Töne des D-A-D Klassikers auf dem Klavier anschlägt. Ja, hier ist noch ein Unterschied zu den Deutschlandshows, bei denen der Song wie gewohnt dargeboten wurde und nur Jacob seine Tastenkünste bei „We All Fall Down“ vorführte. In Kopenhagen beginnt „It’s After Dark“ mit ruhigem Klavierspiel Lausts, steigert sich langsam, bis Laust an seinen gewohnten Platz umzieht und der Song bis zu seinem fulminanten Ende weiter Fahrt aufnimmt.
Fotos vom 14. April 2012
Und dann heißt es endgültig Abschied nehmen, von D-A-D und der „Fast On Wheels“ Tour 2012.
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