Culthe Fest 2023
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
SONNTAG 09.04.2023
SAHNEMANN & ISSMICH
14:00– 14:45, Triptychon
Nachdem SAHNEMANN & ISSMICH am ersten Tag des Culthe Fests einen Lovecraft-Klassiker interpretierten, steht am Sonntag die von SAHNEMANN selbst verfasste Ostergeschichte „Herr Jesus“ auf dem Plan. Mit ihrer morbiden Stimmung passt sie perfekt zum Ambiente des Festivals und liefert einen schönen Kontrast zum Ostersonntag. SAHNEMANN wirkt in seinem Auftreten noch sicherer als bei seiner ersten Lesung. Mit seiner Stimme zieht er die Anwesenden für 45 Minuten in seinen Bann, während ISSMICH die Lesung abermals mit passender Musik auflockern. (DR)
PERISH
14:55– 15:40, Sputnikhalle
Bei PERISH offenbart sich eine Tatsache, die für den gesamten Sonntag auf dem Culthe Fest gilt: Der Publikumsandrang ist nicht ganz so hoch wie am Vortag. An der Qualität des Line-ups liegt das nicht. PERISH legen eindrucksvoll vor. Sänger RJ schreit voller Inbrunst ins Mikro, während seine Kollegen sich die Seele musikalisch aus dem Leib prügeln. Bis auf ein gelegentliches „Danke“ hält sich RJ mit Ansagen zurück. Durch die quasi nicht vorhandenen Pausen zwischen den Songs entwickelt der Auftritt einen regelrechten Sog, der einen bis zum Ende der 40 Minuten nicht loslässt. (DR)
HÆRESIS
15:50– 16:35, Sputnik Café
HÆRESIS haben bislang ein Demo, eine EP und eine Split mit KRATT im Rücken. Trotz der überschaubaren Diskografie hat sich die Band eine beachtliche Fanschaar erspielt, wie sich heute auf dem Culthe Fest zeigt. Energiegeladen prescht die Combo durch ihr Set, ohne Rücksicht auf Verluste. Gegen Ende machen sich ein paar Ermüdungserscheinungen breit, da es etwas an Abwechslung fehlt. Den Fans gefällt’s trotzdem. (DR)
KESYS
16:45– 17:30, Triptychon
Hinter KESYS steckt der Künstler Jeff Grimal, dessen Bilder auf dem Festival erworben werden können. Auf der Bühne beweist er, dass er auch an der Gitarre über Talent verfügt und führt durch ein kurzweiliges Akustik-Set. Dabei kommt stellenweise echte Lagerfeuer-Atmosphäre auf, allerdings nicht an eine gesellige Grillrunde erinnernd, sondern das knisternde Licht eines einsamen Wanderers beschwörend. (MT)
MORAST
17:40– 18:25, Sputnikhalle
MORAST beleben die Bühne der Sputnikhalle mit einer chaotischen Präsenz. Dabei ist es vor allem Frontmann Z., der mit einer gefühlten Armspannweite von vier Metern stolpernd und wirbelnd die Bühne dominiert. Statt Ansagen hat er nur durchgestreckte Mittelfinger und angepisstes Gekeife für das Publikum übrig. Die Band ist laut, ungehobelt, irgendwie zwielichtig und dadurch auf einer eher gediegenen Veranstaltung wie dem Culthe Fest zunächst erfrischend unterhaltsam. Die vorgetragene Bockigkeit nervt aber schließlich und verliert an Faszination. Spaß macht der Auftritt der Death-Doom-Black-uns-doch-egal-Kombo dennoch über den Großteil der Zeit. (MT)
FVNERALS
18:35– 19:25, Sputnik Café
FVNERALS sorgen heute für experimentelle Klänge irgendwo zwischen Ambient, Doom und Post-Rock. Bassistin und Sängerin Tiffany Ström hypnotisiert das Publikum förmlich mit ihrer charismatischen Stimme, während hinter ihr atmosphärische Videos das Geschehen auf der Bühne mit stimmungsvollen Bildern untermalen. Der Auftritt von FVNERALS ist ein regelrechtes Gesamtkunstwerk, dessen Wirkung man sich nicht entziehen kann. Der lautstarke Applaus des Publikums spricht am Ende für sich. (DR)
BANK MYNA
19:30– 20:15, Triptychon
Ein letztes Mal geht es hoch ins Triptychon. BANK MYNA beschließen diesen Teil des Festivals als lauteste Band des Segments. Gab es über der Sputnikhalle bisher vorwiegend Akustik-Musik zu hören, lässt die Band aus Paris auch mal dicke Bässe durch den Club wummern. Dabei beginnen sie ihr Set zunächst mit zurückhaltender Ambient-Musik, steigern sich aber von Takt zu Takt in einen mitreißenden Rausch. Stetig lässt die Band neue Facetten in ihren Sound einfließen, wechselt gekonnt und schlüssig von dröhnender Beschallung zu stampfenden Post-Rock-Riffs. Endlos erscheint dieser intensive Jam, wird nach gut 45 Minuten aber mit begeistertem Applaus geschlossen. (MT)
WOLVENNEST
20:25– 21:25, Sputnikhalle
„Was ist das denn? Da strömt ja richtig Gefahr von der Bühne“, raunt ein Zuschauer nach der Hälfte des WOLVENNEST-Sets. Und tatsächlich entfaltet die Band eine diabolische Atmosphäre, die sich auch in den aufwendigen Bühnenaufbauten widerspiegelt. Musikalisch sticht vor allem der Einsatz des Theremin seitens Sängerin Shazzula hervor, die ihrem Instrument immer wieder wilde Sounds entlockt, die aufhorchen lassen. Mit jeder verstreichenden Minute versinkt die Band spürbar mehr in ihren hypnotischen Songs – und das Publikum zieht mit. Wohin man auch schaut, alle Blicke sind wie gebannt auf die Band gerichtet. Nach einer Stunde verlassen WOLVENNEST die Bühne unter laut schallenden Jubelstürmen. (DR)
SUN WORSHIP
21:35– 22:35, Sputnik Café
„Ich bin leicht im Arsch“, gesteht Gitarrist Lars während des Auftritts dem Publikum. „Ich bin hart im Arsch“, setzt Schlagzeuger Bastian noch einen drauf und lacht ins Mikro, das er sich um den Kopf geschnallt hat. Gemeinsam keifen sich die beiden Musiker hinter SUN WORSHIP durch ein treibendes Black-Metal-Set, für das sich noch einmal viele Fans ins Café der Sputnikhalle gequetscht haben. Leider ist der Sound einfach nicht gut genug, um richtig packen zu können. Zwar ackert die Band ordentlich, aus den Boxen wummert aber nur der Matsch, den vermutlich Lieschen Müller im Kopf hat, wenn sie an Black Metal denkt. Schade, denn ansonsten wirkt der Auftritt trotz des allgegenwärtigen Im-Arsch-Seins ziemlich gut. (MT)
THE RUINS OF BEVERAST
22:45– 00:00, Sputnikhalle
Die letzte Band des Festivals hat zum Glück einen soliden Sound. THE RUINS OF BEVERAST füllen die Headliner-Position souverän aus und dürften mit ihrem atmosphärischen Black Metal tatsächlich den Großteil des Publikums in all seinen Facetten ansprechen. Da wird mal schwarzmetallisch geballert, mal psychedelisch gewabert, mal doomig gedröhnt und auch andere unaussprechliche Dinge passieren.
Insofern bietet der Auftritt der Band, in der sich viele andere Acts des Wochenendes widerspiegeln, eine gute Gelegenheit, das Festival in Gedanken Revue passieren und schließlich ausklingen zu lassen. Ein letztes Mal konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf die Bühne, dann geht es raus in die Nacht und nach Hause, wo Platten aufgelegt und Kunstdrucke an die Wand genagelt werden wollen. (MT)
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