Culthe Fest 2023
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
Vier lange Jahre nach der bislang letzten Ausgabe ruft das Culthe Fest 2023 endlich wieder zur düsteren Osterfeier in Münster. Wie schon bei den vorherigen Ausgaben bespielen die Bands des umfangreichen Line-ups, das mit teils exklusiven Auftritten aufwartet, die Bühnen der Sputnikhalle, des Sputnik Cafés sowie des Triptychons am Hawerkamp. Weiterhin können sich Fans bei der Dark Arts und Crafts Exhibition mit den Werken zahlreicher Kunstschaffender beschäftigen.
Im Innenhof wartet derweil nicht nur Merch der auftretenden Bands auf kaufwillige Fans, sondern auch der ein oder andere Plattenhändler. Für Metal-Fans der besonders düsteren Klänge hat das Culthe Collectiv ein wahres Rundum-sorglos-Paket geschnürt. Eine metal.de-Delegation bestehend aus Marc Thorbrügge und Dominik Rothe berichtet von dem wilden Treiben.
SAMSTAG 08.04.2023
SAHNEMANN & ISSMICH
14:00– 14:45, Triptychon
Bevor es an krachende (Black-)Metal-Klänge geht, eröffnet SAHNEMANN das Culthe Fest mit einer Lesung. Für die musikalische Begleitung sorgen ISSMICH mit Saxofon und Cello. Auf dem Plan steht H.P. Lovecrafts „Träume im Hexenhaus“, die eine Passage enthält, aus der die Festivalmacher den Namen des Culthe Fests abgeleitet haben. Im Triptychon haben sich zu früher Stunde bereits einige Fans eingefunden, um der Gruselgeschichte aufmerksam zu lauschen. Atmosphärisch ein gelungener Einstieg in das Festival, was das Publikum mit großem Applaus honoriert. (DR)
FRIISK
14:55– 15:40, Sputnikhalle
In der Sputnikhalle knallen FRIISK den Fans anschließend die erste Salve extremen Metals um die Ohren. Die Ostfriesen lassen nichts anbrennen und schmettern von der ersten Sekunde an brachiale Blastbeats raus. Sänger T. verausgabt sich vollkommen, sowohl stimmlich als auch körperlich beim manischen Headbanging. Auf großartige Ansagen verzichtet die Band. FRIISK lassen ihre Musik für sich sprechen. Das kommt bei der Crowd spürbar gut an. Die Sputnikhalle füllt sich schnell, sodass Nachzügler im Eingangsbereich stehen bleiben müssen. Berauschende 40 Minuten, die Lust auf mehr machen. (DR)
NO SUN RISES
15:50– 16:35, Sputnik Café
Für dieses Mehr sorgen NO SUN RISES auf der Café-Bühne. Die Band hätte es sich allerdings locker im großen Saal des Festivals bequem machen können. Als die im Austragungsort Münster ansässige Truppe in ihr Set einsteigt, platzt das Sputnik Café aus allen Nähten. Das große Interesse ist absolut berechtigt, angesichts der energetischen Performance, die NO SUN RISES heute an den Tag legen. Ihre ebenso atmosphärischen wie brutalen Black-Metal-Klänge ziehen die Fans unnachgiebig in ihren Bann. Da bleibt am Ende kein Stein auf dem anderen. (DR)
MAUD THE MOTH
16:45– 17:30, Triptychon
„Die perfekte Musik, um sich dazu die Ausstellung anzugucken“, ist von einem Festivalbesucher zu hören. Tatsächlich hat er damit nicht unrecht. Die ruhige Piano-Musik, die das Triptychon erfüllt, lädt im ersten Moment zum Schlendern ein, wirkt unaufdringlich und beiläufig. Begibt man sich jedoch vom Randbereich ins Zentrum des eigentlichen musikalischen Geschehens vor der Bühne, entfaltet die Musik eine ungleich intensivere, einnehmendere Wirkung ganz ohne Lounge-Charakter. So kann man im traumhaften Gesang und den Tastenklängen von MAUD AND THE MOTH versinken, bis die Festivalbegleitung einen antippt und aus der Trance reißt. (MT)
DEATHRITE
17:40– 18:25, Sputnikhalle
DEATHRITE könnten der Funken Chaos sein, den das Culthe Fest benötigt. Zwar ist der Sound der Dresdener etwas matschig, aber der willkommene Denim-and-Leather-Faktor lässt die Mähnen fliegen und die Fäuste in die Luft schellen. Die Band spielt ihr Set allerdings so routiniert runter, dass der Auftritt der Punk-Death-Kombo etwas farblos bleibt. Doch auch wenn ein großer Teil des Publikums die Sputnikhalle verlässt und im Innenhof Pause macht, bekommt der Rest eine solide Show zum Köpfe schütteln und Bier trinken geboten. (MT)
YOVEL
18:35– 19:25, Sputnik Café
Für YOVEL stellt der Auftritt beim Culthe Fest die erste Show in Deutschland dar. Wie sehr sich das Quartett darüber freut, lässt sich in ihren lächelnden Gesichtern ein ums andere Mal ablesen. Um das hiesige Publikum auf ihre Seite zu ziehen, geben die Musiker alles und zeigen sich nahbar.
Während viele der heutigen Acts auf ausgiebige Ansagen verzichten, kommunizieren YOVEL regelmäßig mit den Fans und bedanken sich bei allen, die das Konzert möglich gemacht haben. Die Songs werden derweil abwechselnd von Videos oder passenden Illustrationen über einen Beamer visuell unterstützt. Ihren ersten Deutschlandabstecher können YOVEL als vollen Erfolg verbuchen. (DR)
THE DEVIL’S TRADE
19:30– 20:15, Triptychon
Die Ein-Mensch-Band THE DEVIL’S TRADE wird vom Publikum, das hoch ins Triptychon gewandert ist, mit Interesse erwartet. David beginnt seine Akustik-Show fast schon beiläufig, schlägt die Anwesenden aber bald mit seiner charismatischen Stimme in den Bann. Leidenschaftlich singt sich der Ungar („Yeah, sorry.“) durch ein wundervolles Set, das in der ersten Reihe sogar für einige feuchte Augen sorgt. Dabei bleibt David trotz der melancholischen Musik stets locker und selbstironisch. „Der Titel meines neuen Albums ist in Ungarisch, weil ich zu dumm bin um ihn zu übersetzen“, heißt es unter anderem.
Generell ist David der wohl redefreudigste Mensch, der an diesem Wochenende die Festivalbühne betritt. Jeder Song wird eingeordnet und erklärt. Dem Musiker ist es wichtig, richtig verstanden zu werden. Dass die traditionelle Volksmusik Ungarns nicht nur nationale Folklore sei, sondern auch Widerstand gegen die unterdrückende Obrigkeit ausdrückt. Da, wo die Worte nicht mehr ausreichen, springt die Musik erklärend bei. (MT)
SUN OF THE SLEEPLESS
20:25– 21:25, Sputnikhalle
„Boah, Schwadorf, man kann et auch echt übertreiben“, denkt man sich, als es zurück in die Sputnikhalle geht, wo die weihrauchverhangene Luft zum Schneiden dick ist. Wenigstens sorgt das Rauchwerk für eine dichte Atmosphäre, die das Publikum in die mystische Welt von SUN OF THE SLEEPLESS versetzt, irgendwo in eine (sehr volle) Waldhütte jenseits der Zeit. Die Black-Metal-Experten spielen sich trotz einigen Soundproblemen souverän, fast schon gemütlich, durch ihr Set. Die rasende Schwermut der Band legt sich betäubend über die Halle und lässt die Zeit wie im Flug vergehen, bis es schließlich heißt „Phoenix Rise“ und der letzte Rest Weihrauchasche verglimmt. (MT)
DAWN RAY’D
21:35– 22:35, Sputnik Café
DAWN RAY’D aus England sind das Weberlied auf Adrenalin. Anarchistischer Black Metal mit klarer politischer Botschaft beschallt das Café der Sputnikhalle und wird vom Publikum begeistert aufgenommen. Dies liegt natürlich nicht nur an erbaulichen Losungen wie „Wir brauchen keine reichen Politiker um unsere Probleme zu lösen!“ sondern auch am kreativen Arrangement der Musik.
Was eigentlich solider Standard-Black-Metal nach Schema F ist, wird unter anderem dank Violine, Gangshouts und Klargesang zu einer mitreißenden Performance. Der Erfolg spiegelt sich schließlich auch in der langen Schlange am Merchstand wider, wo neben Textilien und Tonträgern auch Flyer erhältlich sind, die die Grundlagen des Anarchismus erklären: „Wir, als Gemeinschaft, können unsere Probleme selbst lösen!“ (MT)
ULTHA
22:45– 00:00, Sputnikhalle
Seit ihrer Gründung vor nicht einmal zehn Jahren haben sich ULTHA in Rekordzeit zu einer festen Größe in der Black-Metal-Szene hochgearbeitet. Das Erfolgsrezept der Band stellt sich aus durchdachten Songs und Alben, einer klaren Kante und dem richtigen Maß an Zurückhaltung zusammen. Heute sorgt allein die in rotes Licht getauchte Bühne der Sputnikhalle schon für eine zum Schneiden dichte Atmosphäre.
Das ist genau die richtige Grundlage, auf der ULTHA mit ihren komplexen, fesselnden Songs gekonnt aufbauen. Bassist und Co-Sänger C ist heute für die großen Posen verantwortlich und schmeißt seinen Bass ein ums andere Mal in die Luft. Der Rest der Band bleibt beim hypnotischen Headbanging. Da schließen sich die Fans umgehend an. Kaum jemand im Publikum steht still, während ULTHA sich weiter und weiter in Ekstase spielen.
Als die Band nach einer Stunde die Bühne verlässt, kommen die Rufe nach einer Zugabe schnell auf. ULTHA lassen sich nicht lange bitten und geben der Meute, wonach es ihr verlangt. Ein wahrlich beeindruckender Auftritt, mit dem die Band untermauert, warum sie Headliner-Status genießt. (DR)
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