Crowbar
live im Café Central Weinheim
Konzertbericht
CROWBAR – seit Jahrzehnten eine niederwalzende Institution im harten Metalbereich – kündigen nicht nur für Ende Mai mit „Symmetry In Black“ ein neues Album an, nein die Legende gibt sich die Ehre im Café Central in Weinheim. Keine Frage, ein Pflichttermin! Wir erlebten eine Setlist, die keine Wünsche offen lässt und eine sehr gut aufgelegte Band, die keine Starallüren hat. Dabei bewiesen CROWBAR an diesem Abend erneut sehr eindruckvoll, dass sie seit mittlerweile 25 Jahren die erste Adresse für fetten Doom und Sludge sind… und sich darauf eigentlich richtig was einbilden dürfen.
Schon beim Eintritt lag eine knisternde Stimmung in der Luft und man gewann sehr schnell den Eindruck, dass es alle Leute heute sehr heftig krachen lassen wollen und sich ein richtig deftiges Konzert wünschen. Auch die lokale Prominenz war vor Ort (u.a. CREMATORY…), – eine Legende wie CROWBAR in einer (verhältnismäßig) intimen Location lässt sich der langjährige Metalhead natürlich auch nicht entgehen. CROWBAR machen vor, wie es richtig geht: Sei bekannt in der Szene, mach‘ konstant geile Platten und verhalte dich trotzdem so, als ob du gestern noch vor 10 Besoffenen im örtlichen JUZ spielen musstest. Der erste Künstler, den es nach dem Eintritt zu sehen gab, war Kirk Windstein selbst, der seine eigenen Sachen hinterm Merchandisestand verkaufte, nette Worte mit den Fans wechselte und für Erinnerungsfotos zur Verfügung stand. (Andere Bands bieten für sowas heutzutage komplett übertrieben Meet-and-Greet und Autogrammstunden an…)
Gegen 21 Uhr ging es los mit INERTIA, über die vorab im Netz kaum etwas in Erfahrung zu bringen war. Die vierköpfige Band machte mächtig einen auf dicke Hose und zog das Publikum mit ihrem Mix aus Deathcore und Hardcore schlagartig auf ihre Seite. Obwohl kaum einer die Band kannte, wurden schon einige sehenswerte Pits gestartet und ordentlich laut applaudiert. Der Sänger knallte der Menge derbste amerikanische Ansagen vor den Latz, aber im Gespräch welches wir gegen Mitternacht mit dem Bassisten führten, entpuppten sich INERTIA dann als Mannheimer (für Ortskundige- Monnem!). Das machte den Sound aber nicht wirklich schlechter, denn INERTIA hatten eine Menge gute Stücke im Gepäck, wirkten sehr sicher im Zusammenspiel und alles andere als schüchtern und unerfahren. Der Sänger wechselte mühelos zwischen gutturalem Gesang und fiesen Shouts, alles dick eingepackt in groovenden Bass und geilen Riffs. Im Rhein-Neckar-Gebiet sind gute Bands sehr stark vernetzt und fast wöchentlich spielen kleine (noch) unbekannte Metalbands in diversen Clubs. Die vierköpfige Band INERTIA kannte ich aber bis dato nicht – seit gestern wird die kostenlos verteilte CD aber sicherlich in einigen Player rotieren, denn die Resonanzen waren durchweg positiv und INERTIA haben ihre Chance als Support optimal genutzt.
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Es gibt Bands, die will man aus der Nähe sehen. Man will sie fühlen, weil sie nicht einfach nur unterhalten, sondern dem Hörer wirklich etwas bedeuten und es schaffen in die Tiefe zu gehen, ohne an Härte einzubüßen. CROWBAR sind eine dieser Bands, weshalb es den Anwesenden im Café Central Weinheim ziemlich schnuppe war, wie heftig der Schweiß lief und wie eng es war. Je näher der Gig von mighty CROWBAR kam, umso näher kam man sich auch in den vorderen Reihen. Wir hingen praktisch halb auf der Bühne und konnten noch bestaunen, wie die Band selbst ihren Soundcheck machte. Richtig so: Wenn man es selbst macht, dann weiß man, was man hat.
Mit dem Doom-Aufguß „Conquering“ wurde die Sludge-Sauna eröffnet. Der Sound war dem Veranstaltungsort entsprechend, natürlich hat man an das Café Central in Weinheim einen anderen Anspruch, als an die SAP Arena. Spätestens bei „Lasting Dose“ war die Menge richtig in Fahrt und laute Chöre wurden angestimmt und Gitarrenmelodien körperlich nachgeahmt. „Burn Your World“ brachte noch mehr Bewegung in die Bude, das ausrastende Publikum startete einen heftigen Ansturm auf die Bühne und drückt dermaßen gen CROWBAR, dass denen beinahe die Boxen auf die Füße fielen. CROWBAR machten den Eindruck, dass es ihnen nicht nah genug sein konnte und sie platzierten sich auf der kleinen Bühne so weit vorne wie möglich. Gitarrist Matthew Brunson zeigte seine Sympathie für deutsche Festivals und trug ein Shirt vom Summer Breeze 2012. Was im Verlauf des Abends bei Stücken wie „Planets Collide“, „All I Had I Gave“ (…Save all that you feel for me…uuuuhhh!) oder auch „New Dawn“ im Café abging, ist eigentlich unbeschreiblich. Während Kirk sich nach vorne beugte, und mit knappen Abstand den Fans direkt in Gesicht und Herz röhrte, brachen gestandene Männer, mit schweißverklebten Haaren beinahe in Tränen aus und sangen mit schmerzverzerrten Gesichtern aus vollstem Herzen die emotionalen Texte. Also wer da unberührt blieb, der leidet leider an enormer Verklemmtheit oder Gefühlskälte.
Eine Band wie CROWBAR kann bezüglich der Setlist natürlich kaum Fehler machen. Kirk war noch dazu bestens gelaunt, und wie die Bandmitglieder sich gegenseitig auf der Bühne verständigten war sehr schön anzusehen. Die vier Musiker achteten sorgsam aufeinander, kommunizierten mit Blicken und spielten ein praktisch fehlerfreies Set. (Patrick Bruders war übrigens nicht am Bass, der aktuelle Zupfer war mir unbekannt…) Profis eben, immerhin feiern CROWBAR dieses Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum und Kirk betonte auch einige Male ironisch sein Alter. „Ich kann euch nicht hören. Ich bin zu alt, um euch zu hören und auch zu alt, um euch zu sehen…“ oder auch „…warum schreit ihr mir in den Arsch? Ah, weil ich mit dem Rücken zu euch stehe…“.
Galerie mit 15 Bildern: Crowbar - Crowbar und InertiaCROWBAR waren sehr aufmerksam, hatten das Publikum im Blick und belohnten die ganz euphorischen Fans mit Pleks und shake-hands. Leider gab es dann nur eine Zugabe: „Self-Inflicted“ durfte den Abend beenden und wenn ihr jemand richtig auf den Nerv gehen wollt, dann macht es wie der Typ neben mir, der immer einen Moment zu früh „Sööölf Infliktööööd“ brüllte und somit die geilsten Momente zerstörte. Den runden Abend konnte das natürlich nicht versauen und so verließen wir zwar widerlich verschwitzt und wie die Iltisse stinkend, aber zufrieden und glücklich das Café Central. Natürlich nicht, ohne vorher am Merchandisestand mit Kirk abzuklatschen…
So seltsam es klingt, angesichts der jahrzehntelangen Karriere als DIE Sludge-Legende überhaupt – so normal und sympathisch ist die Band. Ebenso wie die Tatsache, dass der Rifflord am Eingang seinen Scheiß selbst verkauft, vor und auch unmittelbar nach dem Konzert. Mr. Windstein ist selbst durch und durch Fan und wohl einer der authentischsten Metal-Fronter in der Szene. Ein Blick auf seinen verzierten Körper genügt. Wer wie er die Chance hat, mit THIN LIZZY, MOTÖRHEAD und SAXON per Du zu sein und sich trotzdem die Bandlogos und Cover (u.a.“Killers“ von IRON MAIDEN) auf den Körper stechen lässt (wo sich manch andere eine feine Poser-Patch-Jacke basteln), der meint es ernst mit seiner Liebe zur Musik. Gleichzeitig malt Kirk Windstein ein großes Herz auf die CROWBAR-Setlist und unterschreibt sie mit „Love you Kirk“ – genau diese Kombination aus Brachialität und Emotionen machen CROWBAR zu einer einzigartigen Band!
Setlist CROWBAR (ohne Gewähr): Conquering, High Rate Extinction, Lasting Dose, Burn Your World, Vacuum, Liquid Sky And Cold Black Earth, Sever The Wicked Hand, New Dawn, I Am Forever, All I Had I Gave, Planets Collide, The Cemetery Angels, Let Me Mourn, Self-Inflicted
Wer außerdem gerne einen optischen Eindruck möchte, der kann hier „Vacuum“ genießen:
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