Crematory
Summer Metal Meeting 1996
Konzertbericht
Mit Crematory wurde es dann wieder etwas interessanter, brachten sie auch immerhin ihre eigene
Lichtanlage mit. Ich bin nicht sonderlich der Crematory-Fan, befand mich damit allerdings wohl eher in der
Minderheit. Wie bei The Gathering feierte das Publikum die Band, die Atmoshäre war excellent, fast jeder
Song wurde mitgesungen und endlich ging ein Auftritt mal länger als 30 Minuten. Alles in allem eine große
Party mit sehr viel Ähnlichkeit zum Out of the Dark Festival, so daß ich darüber auch nicht viele Worte
verlieren brauche.
Mit Rage kamen dann wieder die True Metaller zu Worte. Ich, auch kein sonderlicher Rage-Fan, fand
ihren Auftritt sehr gut. Die Musik war hübsches Geknüppel im Stil von Sodom mit etwas Melodie.
Nach Rage war es dann soweit: Tiamat sollten kommen. Doch erst einmal mußten wir eine extrem lange
Umbaupause überstehen. Dann betraten sie die Bühne und das erste, was mir in den Kopf kam war,
irgendwas zu werfen. Zwei der fünf Leute hatten eine Glatze. Man mag ja geteilter Meinung sein zu langen
und kurzen Haaren im Metal. Wenn eine Band ihre Haare absäbelt, dann ist auf jeden Fall ein großer
Showfaktor weg (jeder der lange Haare hat weiß, daß man damit viel anstellen kann…), den sie durch
andere Mittel wieder ausgleichen muß. Das ist aber noch nicht zu Tiamat durchgedrugen, im Gegenteil.
Was kommt heraus, wenn man zwei Glatzen nebeneinander stellt und von oben rauf schaut? -Ein Arsch.
Die beiden Glatzen waren ein Gitarrist von Tiamat und der Sänger, welcher auch den Arsch darstellte.
Wenn man schon ganz und gar keine Lust hat rauszugehen, sollte man es lieber bleiben lassen, als den
Fans einen Auftritt zu liefern, der schlechter hätte nicht sein können und nach sieben Songs schon sehr
früh sein Ende fand. Tiamat spielten zwei instrumentale Songs, von der Wildhoney „Whatever that hurts“,
„The Ar“ und „Gaja“, von der Clouds „The Sleeping Beauty“. Dazu kam noch ein Song, den niemand von
uns kannte. Der Sänger ging erheblich lustlos ans Werk. Er kam nur auf die Bühne, wenn es denn
unbedingt nötig war, z.B., wenn er denn mal singen mußte. Nachdem er gesungen hatte, verzog er sich
wieder in seine Schmollecke, wurde von zwei Leuten wieder zur Bühne verwiesen und kam dann mit einem
Gesichtsausdruck zum Singen zurück, der wohl die ganze Welt, besonders aber alle Beteiligten dieses
Festivals, verfluchte. An das Publikum selber richtete er kein einziges Wort. Ihr kennt doch sicher diese
Sache bei der Polizei, wo die Verdächtigen auf der einen Seite vom Spiegel stehen und die identifizierende
Person auf der anderen Seite. So kam es mir vor. Tiamat hätten vor leerem Haus spielen können und es
wäre dem Sänger wahrscheinlich nicht aufgefallen. Einen Großteil der Zeit auf der Bühne, verbrachte er
dann auch damit, dem Publikum mit dem Rücken entgegen zu stehen. Das tat er wohl um zu tarnen, daß die
Gitarre in seinen Händen fast ausschließlich Dekorationszwecken diente. Sie baumelte an seinem Hals,
wurde von ihm nicht angetastet und wenn sie ihn erwürgt hätte, hätte es ihn wahrscheinlich auch nicht
sonderlich gestört. Dann der Gesang. Laufend wurden Wörter falsch betont oder völlig vergessen. Bei
„The Ar“ hat er sogar seinen Einsatz verpaßt! Ich wüßte gerne, wo er mit seinen Gedanken gewesen war.
Ab und zu weilte Johan allerdings doch in unserer Dimension. Trat dieser seltene Moment ein, blickte er
um sich und versuchte, jeden Anwesenden mit seinem Blick zu töten. Nach sieben Songs wurden wir und
er vom Leiden erlöst. Was Tiamat uns hier boten, kann man nur als absolute Frechheit bezeichnen. Wie
ich gehört habe, sollen die anderen Auftritte dem hier sehr ähnlich gewesen sein. Schonmal ein herzliches
Beileid von uns an das Publikum… Wir hatten danach noch ein Interview. Während des Auftrittes der
nächsten Band kam Filipa auf mich zu: „Ich habe das Interview geführt“ „Toll, und?“ „Scheiße“ „Was haben
sie geantwortet?“ „Scheiße“. Ja das freut einen doch… Ich tippe diesen Text drei Stunden nach dem
Festival, konnte also noch nicht sehen, was uns Tiamat da aufgetischt haben.
Nach ihnen wurde es dann wieder beßer: Savatage betraten die Bühne. Ihr werdet euch jetzt sicher
fragen, was ich mit Savatage zu tun haben, einer Band, deren Sänger den ersten Preis im Jodelwettbewerb
gewinnen könnte. Nunja: Wenn Savatage nicht aufgetreten wären, hätte sich meine Laune heute nie
gebessert. Savatage spielen True Metal und der Sänger kreischt rum. Aber sie haben auch eine absolut
perfekte Show mit perfekter Lichtanlage, perfekten Pyros und einem perfekten Auftreten und sie sind
technisch sehr gut. Daß der Sänger rumkreischt konnte ich in diesem Moment verdrängen :). Savatage
haben den Abend jedenfalls für mich gerettet. Ich hätte nie gedacht, daß ich einmal so etwas schreiben
würde. Die Band, wegen der ich hingegangen bin, versaut alles und die Band, die ich gar nicht mag, rettet
alles. Ich glaube, ich hole mir jetzt ein Bier und stopfe mir die Astral Sleep rein. So komme ich wenigstens
noch zu Tiamat, kann mir Booklets mit langhaarigen Menschen anschauen und vielleicht den heutigen Tag
vergessen…
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Crematory und Tiamat auf Tour
07.08. - 09.08.25 | metal.de präsentiertParty.San Metal Open Air 2025 (Festival)...And Oceans, Blockheads, Defleshed, DOOL, Dödsrit, Drudensang, Extermination Dismemberment, Friisk, Gorgoroth, Grave, Gutslit, Hellbutcher, I Am Morbid, Imperial Triumphant, Kvaen, Mass Worship, Napalm Death, Naxen, Nightbearer, Party Cannon, Skeletal Remains, Tiamat, The Spirit, The Vision Bleak und WayfarerParty.San Open Air, Obermehler |
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