Craving
Homecoming und Albumveröffentlichung

Konzertbericht

Billing: Craving, Act Of Creation und Apallic
Konzert vom 21.10.2023 | Cadillac, Oldenburg

CRAVING haben im Mai nach sieben langen Jahren endlich ihr neues Album „Call Of The Sirens“ auf die Welt losgelassen und seitdem auch schon die ein oder andere Show gespielt, doch eine richtige Album-Release-Show war bisher noch nicht dabei. Grund genug für Bandkopf Ivan Chertov also, mit seiner Band die Location unsicher zu machen, in welcher für ihn vor 20 Jahren alles angefangen hat: Das Cadillac in Oldenburg. Für die muntere Homecoming-Sause sind noch zwei weitere Bands angereist, die das Vorprogramm bestreiten werden: APALLIC aus Emden und ACT OF CREATION aus Siegen. Damit sollte einem erfolgreichen Konzertabend nichts im Wege stehen.

APALLIC spielen sich direkt in die Herzen der Anwesenden

APALLICs aktueller Longplayer heißt „Edge Of Desolation“ und ist bereits zwei Jahre alt. Das Zweitwerk der Band wird auch noch ein bisschen das aktuelle Album der Band bleiben, nach vorsichtiger Aftershow-Aussage am Merch von der Band wird es wohl noch bis 2025 mit dem Nachfolger dauern. Nichtsdestotrotz hat schon Kollege Jürgen Fenske in seiner Review das Potential der Progressive-Melodic Death Metal Band erkannt und genau dieses nutzen sie heute Abend auch. Die Songs sind irgendwo zwischen INSOMNIUM, DARK TRANQUILLITY und ein bisschen ENSLAVED verortet und gehen gut ins Ohr. Mit 40 Minuten Spielzeit ausgestattet zockt sich die Band routiniert durch ihr Set, ein paar sympathische kurze Ansagen zwischendrin inklusive.

Das Publikum ist bereits quasi vollzählig erschienen und lässt fleißig die Haare kreisen und reckt die Fäuste nach Animation an den passenden Stellen in die Luft. Viel zu schnell kündigt Sänger Eike Scheubach den letzten Song des heutigen Abends an, es sind doch noch über zehn Minuten Spielzeit zu bestreiten. Aber es gibt Grund zur Freude, es wird der Longtrack „Solitude“ dargeboten, sodass APALLIC ihre Spielzeit voll ausnutzen und definitiv mehr als ein Opener am heutigen Abend waren.

ACT OF CREATION erspielen sich ihren zweiten Frühling

ACT OF CREATION wurden 2007 gegründet, es ist aber nur noch Gitarrist Carsten Schluch als Originalmitglied an Bord, die restlichen Mitstreiter und Mitstreiterinnen gehören erst seit zwischen 2017 und 2019 zur Band. So kann man schon von einem zweiten Frühling der Band sprechen, das aktuelle Werk „The Uncertain Light“ von 2020 wurde bereits in dieser Besetzung eingespielt und ein neues Album wird für nächstes Jahr via Massacre Records in Aussicht gestellt.

Mitverantwortlich für den aktuellen Erfolg der Band ist auf jeden Fall auch Sängerin Jess, welche mit ihrer Performance schwer zu überzeugen weiß und amtliche Screams und Growls im Gepäck hat, welche sehr gut zu dem Melodic Death/Thrash der Gruppe passen. Dem Lineup geschuldet ist natürlich auch die Setlistauswahl, welche sich überwiegend aus dem Material ab 2020 zusammensetzt, von den älteren, im Übrigen deutschsprachigen Songs, findet sich kaum was im Gepäck. Da das aktuelle Material aber auch das aktuelle Lineup repräsentiert und ohnehin stark ist, stört dies nicht weiter. Somit werden auch erste Moshpits und gar eine Wall of Death angezettelt und die Siegener Band kann den Gig mit Sicherheit als Erfolg verbuchen.

CRAVING – Homecoming, Album Release und Liveaufzeichnung

Viel vorgenommen haben sich CRAVING, welche neben Albumveröffentlichung auch noch eine Homecoming-Show zelebrieren und zudem die komplette Show mit sieben Kameras aufzeichnen wollen. Vor Konzertbeginn kommt Sänger, Gitarrist, Bandkopf und Heimkehrer Ivan Chertov einmal ans Mikrofon und erklärt, dass gleich alles aufgezeichnet wird und deswegen bitte besonders stark gejubelt werden soll. Die Aufforderung wäre nicht nötig gewesen, sind doch viele ohnehin wegen der heute in Bamberg residierenden Band anwesend.

Da es sich hier aber nicht um eine Hochglanzproduktion handelt, geht auch prompt etwas nicht ganz so glatt, wie es sollte. Die Band kommt auf die Bühne und zockt den ersten Song „Death March“ vom aktuellen Longplayer, da verkündet Chertov, dass die Kameras noch nicht liefen. Also runter von der Bühne, Intro nochmal abspielen und „Death March“ ein zweites Mal zum Besten geben. Macht nichts, ist sympathisch und der Song ist ohnehin stark.

Danach läuft dann aus technischer Hinsicht alles und es geht munter mit „Penelope’s Prayer“ weiter. Zusätzlich zu all den anderen Feierlichkeiten gesellt sich dann noch die Info, dass das zweite Werk CRAVINGs, „At Dawn“, heute Abend seinen zehnten Geburtstag feiert und am Merch inklusive Patch für einen schmalen Taler erhältlich ist. Mit „Targaryen Wrath“ wird auch gleich demonstiert, warum man die Silberscheibe im Regal haben sollte.

Danach geht es dann erst einmal mit „Call Of The Sirens“ weiter, Themen wie Bier und Narzissmus bestimmen „Blood Ov Franconia“ und „Gods Don’t Negotiate“. Mit „Wielder Of Storms“ wird dann eine Art Smash-Hit der Bandhistorie ausgepackt, welcher seinerzeit sogar als eigene physische Single ausgekoppelt wurde. Den regulären Teil des Sets beenden dann das starke „Mich packt die Wut“ und der Titelsong der aktuellen Scheibe „Call Of The Sirens“. Die Ansage, dass das Set dann zu Ende ist, nimmt aber nicht einmal Bandleader Chertov wirklich ernst und es ist klar, dass eine Zugabe Pflicht ist.

Nicht umsonst wird das vorletzte Album „By The Storm“ schließlich mit einem pompösen Intro „Fulgur Immortale“ eingeleitet, wenn man dieses nicht live verwenden würde. Natürlich schließt der Titelsong des Albums dann an dieses an und mit „Hellraiser“ und „Wenn der Wind sich dreht“ wird noch ein bisschen tiefer in die Klassikerkiste gegriffen. Einzig das selbstbetitelte Debütalbum bleibt heute setlistentechnisch außen vor, obwohl es auch gute Songs zu bieten hat.

Insgesamt veranstalten CRAVING aber einen gelungen, musikalisch runden Abend und alle Bands finden sich nach ihren Konzerten noch lange an den Merchandiseständen ein, um für ein Pläuschchen bereit zu stehen und das ein oder andere Shirt zu verkaufen. Alle drei Bands sitzen derzeit auf einem aufsteigenden Ast, von daher wäre eine weitere Homecoming-Show mit ähnlichem Lineup in ein paar Jahren sicherlich eine spannende Angelegenheit.

29.10.2023

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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