Cradle Of Filth
Livestream-Konzert 2021
Konzertbericht
Annabelle ist die Neue
Nachdem Lindsay Schoolcraft die Band aus gesundheitlichen Gründen verließ, mussten CRADLE OF FILTH den frei gewordenen Platz am Keyboard und Mikro neu besetzen. Auch die Vakanz führte Dani vorab eifrig als Argument für den Livestream an, bei dem sie das neue Mitglied präsentieren würden.
Mit auffällig roten Haaren, die dezent ans Cover der Compilation „Lovecraft & Witch Hearts“ erinnern, platziert sich eine junge Frau hinter dem Keyboard. Das ist sie also, die Nachfolgerin von Lindsay Schoolcraft. Zugegeben, die Fußstapfen sind groß, denn der hohe Klargesang ist ein wichtiger Stern im musikalischen CRADLE-Kosmos.
Der Einstand von Annabelle gelingt. Sie wirkt sicher, professionell und passt ins Gesamtbild der Band. Ihre Stimmfarbe ist vergleichbar opernhaft, unterscheidet sich aber hörbar vom Gesang der Vorgängerin. Das mag Schoolcraft-Fans stören, doch für sich betrachtet sind die weiblichen Vocals auch mit Annabelle ein starkes Merkmal von CRADLE OF FILTH. Oder mit den im Chat geschriebenen Worten eines Fans: „anabelle is amazing“.
Ein audiovisuelles Erlebnis
Haken wir den Knackpunkt direkt ab: Immer wieder unterbrechen kurze Aussetzer den Stream und eine längere Pause füllt die Wiege des Schmutzes mit einem kleinen Shitstorm. Das ist schade, zumal die Tickets für ein Online-Event ordentlich bepreist waren.
Darüber hinaus liefern die Briten extrem (gut) ab. In den Grundzügen ist es ein CRADLE-OF-FILTH-Konzert wie jedes andere – ganz positiv gemeint. Die Band schießt nicht übers Ziel hinaus, indem sie mit besonders extravaganten Ideen aufwartet, sondern legt den Fokus aufs Wesentliche: die Musik und Live-Performance, zu der sich ab dem dritten Song auch Pyroeinlagen gesellen.
Trotzdem offeriert das Streaming-Format ein neues Potenzial, das Dani und Co clever nutzen. Auf der hintergründigen Videoleinwand laufen permanent Musikvideos der Band und die Kamera fängt sie nicht nur nebenbei ein, sondern verwendet sie im Sinne eines audiovisuellen Gesamterlebnisses. So vermischen sich ständig Live- und Videoszenen – teilweise überlagert. Kommerzieller Hochglanz? Nein, tatsächlich erschaffen CRADLE OF FILTH durch den Mix eine gelungene Oldschool-Atmosphäre.
Zu „Her Ghost In The Fog“ rieselt gemäß dem Video sogar Kunstschnee auf die Bühne und Band. Das würdigen auch die Zuschauer:innen im Chat: „love these movie scenes in the background, works so well“. Die Kamera ist allgemein sehr dynamisch, zeigt das Geschehen aus allen gängigen Perspektiven, setzt Standbilder und Bewegungen ein, fokussiert und filmt aus der Schräge – cool.
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