Cradle of Filth
Live in der Matrix Bochum
Konzertbericht
Dass Behemoth wie eingangs erwähnt die Black Metal-Band der Stunde sind, ist schon ab stimmungsvollen Intro zweifellos klar. Die Polen beweisen über 90 Minuten, warum auch Black Metal eine große, epische Show haben darf, ohne, dass der Vorwurf von Ausverkauf und Kommerz Gültigkeit hat. Diese Art von Musik muss nicht primitiv und billg sein, es genügt eine gehörige Portion Überzeugung und Macht, und schon ist auch eine High-End-Qualität ein Garant für wohlige Düsternis. Die Fackeln, die während des Intros gezündet werden, lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass hier eine Band am Werk ist, die Wert auf ein stimmiges Gesamtbild legt. Schon beim Opener “Blow Your Trumpets Gabriel“, dessen mächtiges Riff sich wie der Donnergroll der Apokalypse durch die Bochumer Röhre schiebt, brennt ein infernalisches Höllenfeuer, dessen Intensität während des Gigs noch zunimmt. Die niedrige Decke der Matrix bläst die Rauchsäulen auf der Bühne in das besessene Publikum zurück, ein Effekt, der jenes Showelement noch martialischer wirken lässt. Die Feuersäulen überlagern die Matrix mit durchdringendem Schwefelgeruch, während der Drummer auf seinem Podest und im Angesicht der auf ihn gerichteten Scheinwerfer ein erfreulich präsenter Teil des Konzertes ist. Behemoths Sound ist mächtig, aber nicht übertrieben laut, und die tiefschwarzen Songs, die wie ekstatisch zwischen höllischem Midtemppgroove und mörderischem Blastbeat schwanken, entfachen die Flamme an der dunkelsten Seite des menschlichen Daseins. Wenn Behemoth “Christians To The Lions“, “Conquer All“ oder Songs der aktuellen Scheibe wie den Titelsong “The Satanist“ oder das alle Ketten sprengende Ungeheuer “Furor Divinus“ ins weite Rund feuern, dann liegt über der Szenerie ein schwarzer, schützender Mantel, der den Anwesenden eine böse aber positive Energie verleiht, die draußen, in der realen Welt nicht existent zu sein scheint. Immer wieder heulen dabei die Trompeten, leuchten Feuer und ertönen Schreie, und selbst bei der recht rockigen und sehr eingängigen Schlussnummer “O Father, O Satan O Sun“ steht allen Beteiligten noch die gerade erlangte Kraft in den Gliedern.
Mögen Kirchenvereinigungen und selbst ernannte “Schützer unserer Kinder“ auch weiterhin das Antlitz Satans in diesem Teufelszeug erkennen, Konzerte wie die von Behemoth sind am Ende nichts weitere als Kraft spendende und Mut machende Machtdemonstrationen. Weit mehr also, als für unsereins der sonntägliche Gottesdienst.
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