Commander
Helion Festival 2008
Konzertbericht
EQUILIBRIUM
EQUILIBRIUM brachte dafür die besten Voraussetzungen mit: den rechten Namen und die in der Hierarchie am weitesten oben stehende Position bei diesem Festival. Doch ehe wir uns versahen, waren wir auf einem Jahrmarkt gelandet. Nur Probehalber führte man das erste Lied vor und sofort wurden Rufe nach zusätzlichen Dreingaben laut. Dann herrschte wieder erwartungsvolle, wartende Stimmung. Die Attraktionen sollten schon noch kommen. Und richtig: bald darauf erklangen Melodien, ausgeschickt von einem einsamen Flötenspieler der der Truppe den Weg bereitete. Voll wurde es nun in den Reihen der Zuschauer, mancher wurde hinweggedrängt, mancher suchte noch schnell einen besseren Aussichtsplatz zu ergattern und nur ein einziger wagte es, sich über die Köpfe der Menge hinweg tragen zu lassen.
Fünfe zogen um die ganze Welt, nun kehrten sie wieder „Heimwärts“ wo sie mit offenen Armen willkommen geheißen wurden. In episch-melodramatische Klänge gehüllt ragte der Hüne schlank und großgewachsen über unseren Köpfen auf. „Met“ schrie er und tanzte zu herbeigeholten Akkordeonklängen über die Bretter. Die Menge nahm begeistert was ihr dargeboten wurde. Selbst als plötzlich zwei in Dirndl gekleidete Mädl im Hintergrund erschienen, eine riesige Bayernflagge schwenkten und die weiß-blaue Hymne anklang wich die schwarze Masse nicht verwirrt zurück.
Stattdessen rief eine männliche Stimme dem blonden, halbnackten Bajuwaren zu, er möge sich doch ausziehen… wobei wir uns ungläubig fragten: was, die Hose auch??? Für kurze Zeit sprang er zu seinen Schaulustigen hinab, dann holte ihn „Heimdalls Ruf“ und Gabys klare Stimme wieder zurück auf die Bühne. Auch der Flötenspieler durfte noch einmal die Bretter betreten, dann machte ich mich auf den Weg hinaus. Hinter mir erklangen noch lange dir Rufe nach weiteren Attraktionen und lange wurden ihnen auch stattgegeben.
GODS OF EMPTINESS
Dann ging alles irgendwie sehr schnell. Nicht, dass EQUILIBRIUM etwas von ihrem eine viertel Stunde überzogenen Auftritt verkürzt hätten, aber was danach geschah ging fast ohne Verzögerung vonstatten. Kaum hatten die Helden der Nacht die Bühne verlassen, verschwanden die Menschen als hätte man den LHC in CERN wieder eingeschaltet und maßlos kleine schwarze Löcher produziert. Mag sein, sie verblassten auch nur mit den Lichtinseln der ausgeschalteten Scheinwerfer, wichen zurück vor der Präsenz der GODS OF EMPTINESS. Diese beherrschten ein Reich, das die Zeit zu beugen verstand, denn stand dort nicht weiß auf schwarz, dass sie um drei Uhr nachmittags spielten und war es dagegen nicht schon scheinbar später Abend geworden… (Oder anders gesagt: CRYSTALLION konnten ihren Auftritt nicht wahrnehmen und verhalfen damit GODS OF EMPTINESS zu der späten Spielzeit.) Leer war es hier, die Anhänger verloren sich fast und wurden dann doch immer wieder durch die Klänge wie von Fäden zusammengezogen. Wenn es stimmt, dass Götter durch die Anzahl ihrer Fans wachsen, so hatten wir es mit kleinen aber engagierten Gottheiten zu tun. Hätte die Stimme gern mehr emotionale Irrfahrten vertragen so boten doch zumindest die restlichen Musiker genug Wellengang um eine längere Reise nicht ganz spannungslos zu gestalten.
DARKSEED
Ohne zu kentern gelangten wir eine halbe Stunde später auf schwarzes, rockiges Gelände. Mitten im Heidenmeer tauchte eine Insel auf, bewachsen mit DARKSEED, bevölkert von uns von irgendwoher bekannt vorkommenden langhaarigen, dunkel gekleideten Menschen. Die Saat von Helion war aufgegangen: eine alte Mischung hatte sich hier erneut zusammengefunden um den noch Ausharrenden (musikalische) Nahrung zu bieten. Klar und melodisch strich der Wind über die Felsen, tönte der Gesang über gotische Bauten und lässt für die Zukunft hoffen, denn dies soll wohl nicht der letzte Auftritt von DARKSEED gewesen sein.
COMMANDER
Gerne hätten wir mehr gehört, doch der COMMANDER rief von seinem Kran-Schiff, lockte uns erneut auf die windzerfetzte See. Diesmal folgten uns mehr mit hinüber. „We Trust In Man“ sagten sie uns und schüttelten ihre Haare zu den Tonmanövern, die die Crew gegen das im Hintergrund rauschende Meer ausführten. Bald schon jagten wir in wahnwitziger Geschwindigkeit unseren designierten „Worst Enemy“. Das ganze war beileibe nichts für „Cowards“! Der Wind riss dem Kapitän die Worte vom Mund. Wer genau war er, wen verfolgten wir in dieser alle Geräusche verzerrenden Schnelligkeit? Erst als sich unsere Fahrt dem Ende näherte, der Gegner musste wohl schon längst in den Wogen versunken sein, wurden die Worte klarer verständlich. Da erkannten wir, wem wir wohl gegenübergestanden waren und feierten zum Untergang der „Modern Slavery“ ein rauschendes Fest…
VARG
Woran wir fast zugrunde gegangen wären, denn unvermittelt tauchte aus den tiefen des Abends ein VARG hinauf ans Scheinwerferlicht. Schwarz beschmierte Gestalten verzerrten beim Anblick der ihnen zum Spielen verbliebenen kleinen Schar die Gesichter. Halb paralysiert standen und saßen diese vor den sich noch einmal aufbäumenden Klängen des zur Neige gehenden Tages. Wild schäumten die Wasser auf, dumpfe Schreie wehten herüber, dann war es vorbei. Wir hatten überlebt. Noch leicht schwankend ob der plötzlich festen Erde unter den Füßen sammelten wir unsere Sachen ein und verließen die Hallen. Müdigkeit und Kälte überdeckten die Erlebnisse des vergangenen Tages, hüllten uns in die vom Pflaster heraufklingenden Tritte, die die Füße erzeugten. War nicht auch Orpheus so aus dem Hades wieder zurück zur Oberfläche gelangt? Hatten wir wie er gefunden, wonach wir Ausschau gehalten hatten, und wonach genau hatten wir eigentlich gesucht? Ein kleiner Blick zurück könnte vielleicht Auskunft geben…
Weitere Impressionen des Festivals findet ihr hier.
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