Commander
Helion Festival 2008
Konzertbericht
KARLAHAN
Unsere Neugier nicht befriedigt wanderten wir weiter. In Barcelona mochten sie wohl eher wissen, wen wir zu fürchten oder zu bekämpfen hätten und da manchmal die Berge eben doch zu den Fragenden kommen hatten wir auch nicht weit zu gehen. KARLAHAN war ein von Menschen umlagertes Neugebirge (immerhin schon zwei Jahre alt) von dem von Zeit zu Zeit unsichtbare Flöten herabklangen. Pilger standen klatschend im Tal, drängten sich aneinander, die Hände in die Luft gereckt und aus gut vierhundert Kehlen erklangen auffordernde Rufe. Hier einen Platz zu finden von dem aus die Stimme des Berges gut zu hören war, war der schwierigste Teil, gab es doch überall Überlagerungen von Tönen und scheppernde Missklänge. Das Suchen allerdings wurde mit spanisch umwehten Klängen belohnt sowie der Sicht auf abrutschende Gesangsvorsprünge. Mit sicherem Growlen stieg der Sänger aufwärts, doch unter seinen Stiefeln lösten sich Steine sobald er zu Singen begann. Auch seine extra auf das Plateau geholte Schwester konnte die Aussicht nicht allzu sehr genießen, zu viel Angst hatte sie vor dem Fall. So schlitterte die ganze Truppe über die reinen Gesänge, hatte jedoch mehr als genug instrumentale Stricke um nicht zu fallen.
NERVINE
Ohne die rechte Antwort erhalten zu haben, beschlossen wir, ein wenig unsere Nerven zu stärken. NERVINE sollte anders sein als alles, was wir bisher gehört hatten, das hofften wir, das wünschten wir… und wurden bitter enttäuscht. „Rebelhell“ war genau die Abwechslung die wir gesucht hatten: rockig, verständlicher Gesang, mitreißende Rhythmen. Doch schon bald wurde klar, dass wir ein wenig zu früh ein wenig zu viel erwartet hatten. Die Lieder verstaubten uns in den Ohren, die Gedanken gingen auf Wanderschaft und alles was blieb war das dumpfe Gefühl irgendwo abgestellt und dann vergessen worden zu sein.
HELFAHRT
Und die Gedanken sie liefen davon, gingen auf HELFAHRT. Vom „Irrlicht“ in die Unterwelt geführt empfing sie ein Flötenintro welches wohl auch Orpheus so hätte gespielt haben können – nun, oder zumindest fast so – dann ging es los. Wogende Menschen, wogende Rhythmen und Melodien, nichts schien mehr still zu stehen selbst die Haare flogen kreisend durch die leicht abgestandene Luft. Und hier endlich, zwischen erhobenen Fäusten und Hey-Rufen fanden wir etwas, das uns vielleicht Weisheit sein mochte: „Besser tot als ein Leben in Knechtschaft“ deklarierten die Abgesandten der germanischen Totengöttin und fügten noch verstärkend hinzu: „Lewwer Duad Üs Slaav“. Als deren Stimme dann eine Altflöte herausholte und sie langsame, melodiöse Zwischenparts anstimmten schien die Verbindung zu den verlockenden orphischen Tönen gewiss. Wollten vielleicht sie uns in Vertrauen wickeln, einfangen, uns fesseln? Sollte die Musik uns Herr und wir ihre Knechte sein?
FESTERING SALIVA
Das Zeitempfinden war ein zäher Bursche und Langeweile begann leise an die Türe zu klopfen. FESTERING SALIVAs Therapie bestand darin, diese einfach nicht zu öffnen sondern mit wuchtigen Schlägen den Zugang zu „The Isle Of Nightmares“ zu verbarrikadieren. Der Raum wandelte sich, wurde zum „Realm Of The Forgotten“ durch den düster-schwarze Klänge wehten. Gnadenlos brach die Musik auf uns herein und die Mimik des Sängers, der die Beschwörungen mit krachender Stimme über uns aussprach, ließ zweifeln, ob wir uns noch in Sicherheit oder schon jenseits der Grenzen des Wahns befanden. Vielleicht war das der Grund, warum so mancher doch durch die Hintertüre entschlüpfte und der vormals gefüllte Raum sich immer weiter zu leeren begann. Die, welche dem bald harten, bald sanften Irrsinn standhielten, ließen in Verzückung ihre Köpfe kreisen, schleuderten totes Haarmaterial über die Gesichter der neben ihnen stehenden ganz – wie vom grimassenschneidenden Sänger verlangt.
SYCRONOMICA
Als sie gingen und uns wieder der schleichenden Zeit überließen, flohen auch wir, sprangen in die weit geöffneten Arme SYNCRONOMICAs und wurden von melodischen Keyboardklängen aufgefangen. Die Erleichterung klare Töne zu hören war so groß, dass wir fast dem Sänger vergaben, Trachtenlederhosen zu tragen. „Von Ende Und Anfang“ sangen sie als wollten sie uns etwas mitgeben „Für Die Ewigkeit“. Da die Menschen auch danach noch mehr hören wollten schien es als wären sie darin wohl nicht verstanden worden. Ein Basssolo wollte man hören, war doch der Bassist neu, doch leider „noch nicht so gut“, warum diese Bitte nicht gewährt werden konnte.
SHEEPHEAD
Zweifellos, wir waren wieder im Hier und Jetzt gelandet und auch der Gang zu den schafsköpfigen SHEEPHEAD führte nicht wieder zurück in bizarre Nebenwelten. Leider. Resigniert hörten wir zu, wie sie nach lauteren Gitarren und einem lauteren Publikum schrien und zum Schluss blieb uns nichts im Ohr als die mit nur halben Herzen geäußerte Bekundung: „Ihr seid ein Wahnsinnspublikum“. Der Wahn jedoch lag schon lange hinter uns, nun war es an der Zeit, dass wir das Gleichgewicht wieder fanden.
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