Combichrist, Filter, Lord Of The Lost und Rabia Sorda
Make Europe Great Again! -Tour in Dresden
Konzertbericht
„Make Europe Great Again“ – Das Thema der aktuellen Tour von COMBICHRIST könnte kaum passender gewählt sein. Während in Europa politisches Durcheinander herrscht, schnappt sich das norwegisch-amerikanische Musikprojekt drei befreundete Bands und versucht wenigstens musikalisch Europa großartig werden zu lassen. Demnach findet man neben COMBICHRIST selbst auch FILTER, LORD OF THE LOST und RABIA SORDA auf der Bühne der Dresdner Reithalle und erfreut somit Rock- und Industrial-Fans gleichermaßen.
Den Auftakt machen bei gefühlten 50°C Raumtemperatur RABIA SORDA. Die Elektro-Rock-Formation um HOCICO-Fronter Erk Aicrag präsentiert ihre aktuelle EP “King Of The Wasteland“ und hinterlässt live einen ziemlich guten Eindruck. Erk steht dabei keine Sekunde still und animiert die immer voller werdende Halle zum Tanzen. Zu 100% springt der Funke jedoch nicht über, was aber hauptsächlich der bereits angesprochenen gemischten Gothic-Sauna zuzuschreiben ist. Sei es drum, Hits wie “Out Of Control“ kommen immer gut an und machen RABIA SORDA zu einem würdigen Opener.
Noch eine Spur heißer wird es bei LORD OF THE LOST aus St. Pauli. Die Dark Rocker haben sich in den letzten Jahren einen Namen als herausragende Live-Band erspielt und diesen Ruf gilt es zu wahren. Daher geht es direkt mit einem ordentlichen Brett los – die neue Single “The Love Of God“ bringt die Nackenmuskulatur schon mal gut in Fahrt. Danach hauen LORD OF THE LOST einen Hit nach dem nächsten raus. “Kill It With Fire“, “Full Metal Whore“ oder das hymnische “Fists Up In The Air“ bringen die Dresdner Fans zum tanzen und durchdrehen. Die Highlights haben sich die fünf sehr unterhaltsamen Hamburger für den Schluss aufgehoben. “Everybody (Backstreet’s Back)“ von den BACKSTREET BOYS (!) in einer Gothic-Metal-Version ist ungeheuer erheiternd. Wenn das nicht Metal ist, was dann? Und zum Schluss ist die Bühne einfach voll. Zum finalen “La Bomba“ kommen kurzerhand COMBCHRIST auf die Bühne und zelebrierten mit Bierduschen und jeder Menge Glitzer das letzte Konzert von LORD OF THE LOST auf dieser Tour. Der Autor dieses Artikels stand nach dem Konzert wie vom Einhorn vergewaltigt im Publikum und freute sich. LORD OF THE LOST rocken!
Nach eine kurzen Umbaupause ging es mit FILTER weiter. Nachdem LORD OF THE LOST die Messlatte für diesen Abend unglaublich hoch gelegt hatten, konnten FILTER nur schlechter sein. Aber was dann kam, war schlichtweg gruselig. Sänger Richard Patrick sang unglaublich schief und verlieh dem Konzert einen wahrlich unangenehmen Anstrich. Der Gesamtsound war dabei richtig gut. Songs wie “Hey Man Nice Shot“ klingen live rockig und musikalisch hochwertig. Der Gesang machte FILTERs Auftritt jedoch zu einer “Wann-sind-sie-denn-endlich-fertig-Nummer“, was offenbar viele Leute so sahen. Die Halle war nicht einmal halb so voll wie beim vorherigen Konzert. Darüber hinaus sah man auch nicht sonderlich viel. FILTER spielten ihr komplettes Konzert im Halbdunkeln. Schade, da hatten sich viele Fans mehr erhofft.
Doch der Headliner COMBICHRIST stand ja noch aus. Nachdem die Pausenmusik für allgemeine Erheiterung sorgte (“Dancing Queen“ von ABBA), betraten die Mannen um Andy LaPlegua die Bühne. Der Fokus des Konzertes lag auf dem neuen Machwerk “This Is Where Death Begins“. Mit “Slakt“ und “Skullcrusher“ ging es mit einem donnernden Industrial-Metal-Gewitter los und demonstrierte allen Anwesenden, dass COMBICHRIST trotz verstärktem Gitarreneinsatz noch eine großartige Live-Band sind. Die neuen Titel zünden live besser als auf der Platte und so werden Songs wie “Exit Eternity“ und “My Life My Rules“ zu echten Highlights.
Doch trotz Lob für den rockigeren Sound – die wahre Stärke entfalten COMBICHRIST bei den alten Elektro-Klassikern. “Blut Royale“, das geniale “Get Your Body Beat“ oder das finale “What The Fuck Is Wrong With You?“, bei dem ganz im Stile der Band die komplette Bühne zerlegt wird, machen dieses Konzert zu einem unglaublichen Erlebnis. Die komplette Reithalle weiß nach dem Konzert ganz genau, warum COMBICHRIST zu den stärksten Live-Bands der Szene gehören.
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