Children Of Bodom
20 Years Down & Dirty Tour Berlin
Konzertbericht
Hat man sich erstmal den Weg vorbei an den ganzen Drogendealern entlang der Brücke am S+U-Bahnhof Warschauer Straße gebahnt, kommt man nach einem kurzen Fußweg bei etwas an, das wahlweise wie ein besetzter Häuserkomplex oder ein „The Walking Dead“ Set aussieht. Sind wir hier richtig? In der Tat. Hier spielen heute Abend CHILDREN OF BODOM zusammen mit FOREVER STILL und ONI. Ein wenig verwirrend war die Vorankündigung im Facebook-Event, denn das beginnt offiziell um 21 Uhr, listet aber in der Eventbeschreibung 19 Uhr als Einlasszeit und 20 Uhr als Beginn. Als ich dann kurz nach 19:40 Uhr den Club betrete ist das Set der ersten Band bereits in vollem Gange. Für unsere Fotografin, die kurz vor 20 Uhr nachkommt, ist es somit zu spät, denn die ersten drei Songs sind dann schon vorbei. Der vorzeitige Beginn scheint anfangs noch eine plausible Erklärung dafür zu sein, dass der Laden alles andere als voll ist. Da er sich aber auch später nur ca. zur Hälfte füllt muss es da noch mehr Gründe geben, unter anderem vielleicht das am gleichen Tag stattfindende Konzert von BATTLE BEAST.
Fotos von Andrea Friedrich.
ONI
Die Kanadier ONI stammen aus einem nicht näher benannten Ort in Ontario (Ontario allein ist drei Mal so groß wie Deutschland) und haben sich dem Djent verschrieben. Ca. 25 Minuten ihres Sets bekomme ich trotz des verfrühten Beginns noch mit. Diese 25 Minuten sind vor allem sehr progressiv und arhythmisch, also im Grunde das, was man vom Genre erwarten würde. Ein wenig verspielt wird es durch den Xylosynth, ein Instrument, von dem ich zugeben muss, dass ich es erstmal nachschlagen musste. Es handelt sich wie der Name vermuten lässt um eine Kombination aus einem Xylophon und einem Synthesizer. Den Klang kann man ganz einfach beschreiben, er klingt nach Nintendo. Jedenfalls dann, wenn man ihn zu hören bekommt, denn leider ist der Sound die erste Hälfte des Auftritts so abgemischt, dass er untergeht. Ansonsten fallen vor allem die headless Gitarren auf, auf denen die Band fast ausschließlich spielt. Die Vocals sind mal clean und mal nicht und wie der Rest der Darbietung auf jeden Fall ganz ordentlich. Begeisterung bricht allerdings eher nicht aus.
FOREVER STILL
Die Dänen von FOREVER STILL konnten bereits mit ihrem Debütalbum „Tied Down“ einen Vertrag bei Nuclear Blast an Land ziehen. Ende 2016 spielten sie in Deutschland mit LACUNA COIL, mit deren Musik man sie durchaus auch vergleichen kann. Nach einem Schlagzeug- und Elektro-Intro steigen sie sofort mit hohem Tempo ein und wärmen die Menge mit ihren treibenden Gitarren, oder Gitarre, denn es gibt nur eine, schonmal für die ebenfalls schnelle Hauptband vor. Wie schon bei der LACUNA COIL Tour werden sie auch vom CHILDREN OF BODOM Publikum gut angenommen.
Leider ist der Sound auch hier zuerst nicht ideal abgemischt und sehr basslastig, was vor allem die Gitarre etwas untergehen lässt. Der Gesang ist zwar laut genug, wird aber zeitweise überdröhnt. Gegen Ende bessert sich der Sound, wodurch Sängerin Maja Shinings Stimme dann voll zur Geltung kommt. Die mäandert nämlich mühelos zwischen kraftvoll röhrig und verletzlich zart. Auch etwas Gebrüll mischt sich ab und zu darunter. Die Band zeigt sich außerdem sehr dynamisch, und nicht nur die Sängerin, sondern auch die Musiker fegen mehr oder weniger permanent über die Bühne. Allzu zahlreich sind die Leute zwar auch für dieses Set nicht erschienen, doch die, die da sind, feiern die Band zumindest ausreichend ab. Ein wenig mehr Enthusiasmus hätten sie zwar vielleicht verdient, aber beschweren können sie sich definitiv nicht.
Galerie mit 16 Bildern: Forever Still - 20 Years Down And Dirty Tour in BerlinCHILDREN OF BODOM
Wie die Kollegin, die beim CHILDREN OF BODOM Konzert in Stuttgart dabei war, schon angemerkt hat, wird auf dieser Tour nur „alter Scheiß“ gespielt. Schließlich handelt es sich auch um das 20jährige Jubiläum der Band, und da sollen die alten Klassiker nochmal so richtig abgefeiert werden. Nach einem gewittrigen Intro, das nicht nur donnert, sondern durch die Strobos auch blitzt, geht es jedenfalls sofort mit dem 1997er „Deadnight Warrior“ los. Dass der alte Scheiß auch im Sinne des Publikums ist, wird schnell klar. Das erweist sich nicht nur als textsicher, sondern vervollständigt auch brüllend die Songtitel, noch bevor Alexi Laiho sie fertig ansagen kann. Der benutzt sein Lieblingswort „fuck“ wie immer so ausgiebig, dass man lieber kein Trinkspiel darauf anfangen sollte, denn sonst könnte man so enden, wie er selbst früher manchmal.
Musikalisch liefern CHILDREN OF BODOM mit 20 Jahren Erfahrung auf dem Buckel natürlich ab. Vor allem die treibenden Gitarren und der fette Drumsound kommen gut rüber, und hier ist auch von Anfang an alles gut abgemischt. Ein besonderes Highlight sind die Keyboardparts, von denen ich mal ganz standhaft behaupte, dass nur Finnen sie auf diese Art spielen. Das muss was Genetisches sein. Zusammen mit den Solos, die an diesem Abend allesamt sitzen, ergibt sich der altbewährte Sound, wegen dem schließlich alle gekommen sind. Auch wenn es nicht voll geworden ist, die Stimmung ist definitiv top und die Hände erheben sich in einem soliden Block von der ersten bis zur letzten Reihe. Ganze 14 Songs spielen CHILDREN OF BODOM noch vor der Zugabe, für die sie eine fast quälend lange Zeit die Bühne verlassen. Als sie dann wiederkommen legen sie mit „The Nail“ und „Towards Dead End“ nochmal ordentlich nach, und verabschieden sich danach gebührend von einer noch jubelnden Menge.
Galerie mit 23 Bildern: Children Of Bodom - 20 Years Down And Dirty Tour in BerlinSetlist
1. Deadnight Warrior
2. In The Shadows
3. Needled 24/7
4. Black Widow
5. Lake Bodom
6. Warheart
7. Angels Don’t Kill
8. Red Light In My Eyes Pt. 2
9. Hate Me!
10. Downfall
11. Everytime I Die
12. Hate Crew Deathroll
13. Bed Of Razors
14. Children Of Decadence
15. The Nail (Zugabe)
16. Towards Dead End (Zugabe)
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