Chelsea Wolfe Tour 2018
Außerweltliche Metaphysik
Konzertbericht
BRUTUS (Köln)
In Köln supporten die jungen Prog-Metaller BRUTUS aus Belgien. Stefanie Mannaerts sorgt dabei hinter den Drums sitzend und singend für Aufsehen. Während der Autor dieser Zeilen mit den vertrackten synkopischen, polyrhythmischen und in den Geschwindigkeiten variablen Drumspuren der Band ohnehin überfordert wäre, bringt die Frontfrau es “nebenbei” auch noch zustande ausdrucksstark und melodisch zu singen. Stark.
Dabei passen BRUTUS musikalisch ziemlich gut zum Hauptact. Den die Progger klingen wie eine Mischung aus CHELSEA WOLFE, WOLF ALICE und Prog-Rock bzw. Metal. Das ist überraschend und klingt frisch, fordernd und spannend. Dabei ist die Musik schon etwas vertrackt, dank es zugänglichen Gesangs und teilweise flächigen Arrangements andererseits durchaus zugänglich und live-tauglich. Ein passender Support, für den sich die Anreise vom Ruhrgebiet ins Rheinland schon gelohnt hat. (SW)
Auch Christian Krieger, Basser des Death-Metal-Flaggschiffs CHAPEL OF DISEASE ist angetan: „Mein Hauptinteresse galt an diesem Abend den Belgiern von BRUTUS, deren Debütalbum ich Anfang des Jahres für mich entdeckt hatte und deren schräger Mix aus Sludge, Punk, Indie und Prog auch auf der Bühne ausgezeichnet funktionierte. Mit einer durchgehend etwas zu leisen Gitarre war die Saitenfraktion dann zwar sehr basslastig unterwegs, aber das Hauptaugenmerk lag sowieso auf der singenden Schlagzeugerin Stefanie. Ihr sperriges Drumming und ihre Rotzgörenstimme sind gleich zwei originelle Alleinstellungsmerkmale, die der Band hoffentlich noch einige Türen öffnen werden. Sehr geil!“ Wechseln wir kurz zum Support nach Luxemburg!
EMMA RUTH RUNDLE (Luxemburg)
Die amerikanische Singer-Songwriterin EMMA RUTH RUNDLE bringt sich selbst heute Abend mit nach Luxemburg. Ansonsten hat sie zwei Gitarren dabei und auf dem Boden neben ihren Füßen finden sich das Handy, von dem sie die Setlist abliest, sowie ein Pappbecher mit unbekanntem Inhalt. So spärlich diese Erscheinung zunächst wirken mag, so imposant ist der Klang, mit dem die zierliche Frau den Saal füllt. Hochemotionale Folkmelodien schweben regelrecht über dem tief-verzerrten Sound ihrer Gitarre, die RUNDLE so virtuos bedient, dass man sich mit geschlossenen Augen problemlos mindestens einen weiteren Musiker auf die Bühne denken würde. Und obwohl dort oben schließlich eben doch nur ein Instrument und eine Stimme arbeiten, gelingt es der Künstlerin, ihre Spielzeit so packend und abwechslungsreich zu füllen, dass sie wie im Flug verstreicht. Schade, dass so viele Konzertgäste an diesem Dienstagabend ihren Bürotag wohl nicht rechtzeitig genug beendet haben, um Zeuge dieser außergewöhnlichen Darbietung zu werden. (SB)
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Etwas wenig Chelsea Wolfe Konzertbericht und viel drumherum. Da wurde ja zu den Vorbands fast mehr berichtet.
Aber warum schreibt man einen Konzertbericht bei einem Konzert wo man ganz hinten stand und von der einzigartigen Atmosphäre eh weniger mitbekam und dann verlässt man das Konzert auch noch nach der Hälfte?
Ich war auch in Köln dabei und ja, es war VERDAMMT heiß. Aber die Musik war so großartig, dass man es trotzdem vergessen konnte.
Und ganz vorne war es in der Tat sehr angenehm, dass irgendwann die Türen geöffnet wurden, denn dort fand man sogar noch mit Haartrocknertemperaturen Abkühlung.
Da sich dein Kommentar auf meinen kleinen Beitrag bezog: Ich war, wie erwähnt, hauptsächlich wegen Brutus vor Ort. Chelsea Wolfe finde ich zwar ganz ok, aber weder auf Platte noch live hat sie mich bisher so gepackt, daß ich mich als Fan bezeichnen könnte. Und noch weniger bin ich ein Fan von überfüllten Konzertlocations. Da ich kein Hauptautor des Konzertreviews war, sondern von einem solchen, mit dem ich zusammen dort war, lediglich zu meiner Meinung befragt wurde, habe ich mir diese kleine Unprofessionalität einfach mal erlaubt. 😉
Es kommt sogar nicht selten vor, daß ich mir Lieblingsbands eher aus der Distanz ansehe und auch mal früher abhaue, wenn ich mich zu eingeengt fühle. Diverse Clubs in Köln haben es nämlich ganz gut drauf ihre Läden so vollzustopfen, daß man mitunter gar nicht mehr zum eigentlichen Konzertsaal durchkommt. Wer dabei noch sowas wie Atmosphäre wahrnehmen oder gar genießen kann, dem sei mein Neid gewiss. Ich kann’s nämlich nicht.