Cathedral
Cathedral
Konzertbericht
Dementsprechend wohlgemut begibt sich die Gemeinde dann wieder in das Kirchenschiff um der kommenden Predigt zu lauschen. Das Quartett gibt sich aber auch keine Blöße und startet mit reichlich Hingabe und „Funeral Of Dreams“ aus seinem aktuellen Gebetsbuch „The Guessing Game“ die Zeremonie. Lee Dorrian scheint – im Gegensatz zu zahlreichen seiner Jünger – nicht einmal ansatzweise gealtert zu sein und lässt uns einmal mehr erkennen, dass er mit zu den elegantesten „Oberpriestern“ unserer Glaubensgemeinschaft zählt.
Damit meine ich aber nicht sein Outfit (obwohl das durchaus fein ist und keinerlei speckigen Eindruck vermittelt), sondern viel mehr seine immer noch unglaublichen Bewegungsabläufe. Die typischen „Alt-Hippie-Tänzchen“ bekommt man selbstredend ebenso immer noch zu sehen, wie fast schon beängstigende Psycho-Einlagen. Auch Mimik und Gestik sind dementsprechend angelegt und so sollte es nicht verwundern, dass der gute Mann im Verlaufe dieser Messe mit dem Mikrophonkabel mehrmals eine Selbststrangulierung vornimmt. Unterlegt werden Lee’s anbetungswürdige Darstellungen von nicht minder ehrfürchtig mitzuerlebenden Gitarrenläufen seines langjährigen, getreuen Dieners Gary Jennings, der uns mit den Klängen seiner SG ebenso zu Gebeten gen „Saitenhimmel“ veranlasst, wie Karl Simon zuvor.
Da sich die Herrschaften auf einer ganz besonderen Pilgerreise (der anlässlich des 20jährigen Bandbestehens nämlich) befinden, werden Schätze aus dem Tabernakel gezaubert, mit denen wohl kaum jemand aus der Gemeinde wirklich gerechnet hat. Meine Wenigkeit erfreut sich ganz besonders am gnadenlos und genial vorgetragenen „Ebony Tears“, sowie am kurz vor Schluss intonierten „Ride“, bei dem die einheimische Glaubensgemeinschaft US-amerikanischen Zuwachs erhält, als sich Karl und Jason in die vordersten „Kirchenbänke“ begeben um bei besagter Nummer lautstark mitzufeiern. Nach etwas mehr als 70 Minuten beenden die Herrschaften zunächst einmal ihren Gottesdienst, doch selbstverständlich nicht ohne uns ein echtes „Sakrament“ empfangen zu lassen.
Mit „Hopkins“ wird danach nämlich quasi noch das „Allerheiligste“ vorgetragen und noch nicht einmal dabei – nach knapp anderthalb Stunden – merkt man Lee seine heftige Verkühlung an. Im Verlauf dieser „Messe“ entschuldigt er sich zwar dafür, doch sein Gesang ist davon definitiv nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Jedoch erklärt die Erkältung, weshalb er an diesem Abend nicht unbedingt den „Kommunikator“ gibt.
Aber völlig ungeachtet dessen, war der Besuch in der CATHEDRAL einmal mehr ein wahrlich beeindruckendes Erlebnis, das es geradezu verdient hätte, wenn die Gemeinde sich kniend ihren Segen abgeholt hätte. Auch wenn der Geräuschpegel unserer Gemeinschaft eher gering gewesen ist und „Stimmung“ landläufigerweise anders aussieht, sei den unzähligen Ungläubigen da draußen mit auf den Weg gegeben, dass es heutzutage sehr wohl noch derlei „Vorkommnisse“ gibt und man sich der hohen Kunst auch seelenruhig, gelassen und ehrwürdig hingeben kann. Denn, geschätzte Gemeinde, eine „heilige Messe“ muss nicht immer zwingend die „semi-erwachsenen“ Auswüchse eines bei Kleinkindern sehr beliebten Tanzspieles annehmen….
Um auch zu Hause entsprechend huldigen zu können, erlaube ich mir Euch noch die Auszüge aus dem Messbuch der CATHEDRAL in vorgetragener Reihenfolge mit auf den Weg zu geben:
Funeral Of Dreams
Enter The Worms
Upon Azraels Wings
Ghost Galleon
Cosmic Funeral
Carnival Bizarre
Night Of The Seagulls
Casket Chasers
Ebony Tears
Corpsecycle
Ride
Hopkins
Gehet hin in Frieden!
Euer D(o)om-Probst
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