Campaign For Musical Destruction
Napalm Death

Konzertbericht

Billing: Napalm Death, Dropdead, Siberian Meat Grinder und Escuela Grind
Konzert vom 19.02.2023 | Backstage, München

Die niemals endende Campaign For Musical Destruction Tour ist wieder auf der Straße! Am heutigen Sonntag macht sie im Münchner Backstage Station und lockt eine bemerkenswert hohe Zahl an Besucher:innen an. Ausgetragen wird das Event in der Backstage Halle, der zweitgrößten Location auf dem Gelände. Mit insgesamt vier Bands verspricht es auch heute wieder, ein langer und gleichzeitig höllisch lärmender Abend zu werden.

ESCUELA GRIND dürfen gerne nachsitzen

Als Opening Act fungieren die US-Grinder von ESCUELA GRIND, die natürlich alleine wegen Ihrer Frontfrau für viel Aufmerksamkeit sorgen. Das tiefe Growling kommt schon sehr amtlich und wenn man die Augen schließt, könnten das ein oder andere Mal auch schon die Headliner auf der Bühne gestanden haben. In jedem Fall gibt die Band ihr Bestes, um der Tour-Philosophie gerecht zu werden und versprüht neben unbändiger Energie einen Heidenlärm. Davon darf es auf Europäischen Bühnen gerne mehr geben, was mit der knappen Abmoderation der Sängerin auch bestätigt wird. Gut.

Galerie mit 25 Bildern: Escuela Grind - Campaign For Musical Destruction 2023

SIBERIAN MEAT GRINDER spielen Grindcore… Nicht!

Kaum hat sich der Saal für eine Bierpause geleert, steht auch schon das Quintett aus Moskau auf der Bühne. Als Intro erklingt „Jump Around“ (HOUSE OF PAIN) und die Musiker wirken optisch passender Weise wie ein zusammengewürfelter Haufen. Wären da nicht die SMG-Shirts als Bühnen-Uniform, man würde sich mit fliegenden Haaren auf der einen und tief ins Gesicht gezogenen Baseball-Caps auf der anderen Seite, sehr undefiniert präsentieren. Während der Sänger eine nicht optimal sitzende Bärenmaske aus Plastik trägt, zünden die beiden Gitarren eine Hitrakete nach der anderen. Die Musik von SIBERIAN MEAT GRINDER bietet einen wilden Mix aus klassischem Heavy Metal und Punk, während alles zusammen mit einer bunten Hardcore-Garnitur bestäubt ist. Irgendwann erscheint der Sibirische Bär himself auf der Bühne, was kurzzeitig wie eine Persiflage auf den überlebensgroßen Eddie aus Pappmaché während einer IRON-MAIDEN-Show erinnert, am Ende aber einfach unterhaltsam ist.

Galerie mit 26 Bildern: Siberian Meat Grinder - Campaign For Musical Destruction 2023

DROPDEAD haben etwas zu sagen

Mit US-Hardcore-Punk ist das ja so eine Sache: Viel Geschrei um alles ist an der Tagesordnung und wenn DROPDEAD auf Tour sind, kann es schon einmal zu kleineren Blessuren durch herfliegende Mikrofonständer kommen. Ohne weiteres Intro oder Dimmen der Beleuchtung, betritt das Quartett aus Rhode Island extrem unaufgeregt die Bühne. Sänger Bob Otis stellt gemächlich ein paar Wasserflaschen ab, macht eine kurze Kampfansage und unvermittelt scheppert der erste Song aus den Boxen. Wenn man infernalischen Lärm braucht, ist das hier genau das richtige. Otis spuckt um sich und auch mal ins Publikum – kein Problem für niemand. Die erste Reihe muss aufgrund des fehlenden Foto-Grabens auf der Hut sein, denn immer wieder schwingt Otis den Mikroständer gefährlich nah über die Köpfe der dort stehenden Menschen. Gleichzeitig wirbt der Mann um mehr Toleranz und Nächstenliebe. Immer wieder erinnert er daran, dass es heute nicht um die Musik geht, sondern Dinge tieferen Sinns im Fokus stehen. Einige Songs behandeln auch das Thema Tierrechte, was leider nicht auf die breite Zustimmung des Münchner Publikums trifft, wenngleich die Band einige sehr einfache, aber überzeugende Argumente liefert. Ansonsten ist die Stimmung ausgelassen, der Sound nebenbei bemerkt, erste Sahne.

Galerie mit 16 Bildern: Dropdead - Campaign For Musical Destruction 2023

Vital wie eh und je: NAPALM DEATH

Zügig geht es weiter, denn wieder wird keine Zeit verschwendet und nach nicht einmal zwanzig Minuten Umbaupause steht die Grindcore-Bastion aus Birmingham auf der Bühne. Gerade auf den letzten Alben bieten NAPALM DEATH zwischenzeitlich nicht mehr ausschließlich akustischen Lärm, sondern viel mehr ein buntes Potpourri aus Death Metal, Gindcore und progressiven Punk-Elementen. Live ist das aber natürlich eine ganz andere Sache. Wie schon in den neunziger Jahren, bestechen die Briten durch eine stets temporeiche Gangart und Mark Greenway zuckt und tobt über die Bretter wie ein Geisteskranker. In diesem Genre sind NAPALM DEATH immer noch das beste, was zu bekommen ist. Die Setlist ist ausgestattet mit Tracks vom noch aktuellen Album „Throes Of Joy In The Jaws Of Defeatism“ und einigen Klassikern, allen voran vom Debütalbum „Scum“. Höhepunkte gibt es am heutigen Abend viele, besonders in Erinnerung bleiben dabei aber „Mass Appeal Madness“, der Weltrekordsong „You Suffer“ und das DEAD-KENNEDYS-Cover „Nazi Punks Fuck Off“. Greenway ist heute übrigens vom Pech verfolgt: Bereits während des fünften Songs rutscht er aus und bleibt für ein paar Schrecksekunden liegen. Offenbar hat er sich bei dem Sturz den Ellbogen verletzt. Später, während „Suffer The Children“ leidet der Sänger doppelt mit, als er erneut zu Boden geht und anschließend im Sitzen performt. All das tut der prächtigen Bewegungsfreude im Zuschauerraum keinen Abbruch, schließlich kann es bei dieser Art von Musik auch mal ein bisschen härter zugehen.

Galerie mit 26 Bildern: Napalm Death - Campaign For Musical Destruction 2023
20.02.2023

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