Napalm Death, Master, Primitive Man und Wormrot
Campaign For Musical Destruction Tour 2024
Konzertbericht
Auch in diesem Winter rollen die Grind-Core-und-vieles-mehr-Veteranen aus Birmingham über Europa hinweg und haben wie immer ein fettes Paket mit Support-Bands geschnürt. Die ursprünglich angedachten PIG DESTROYER werden heute kurzfristig von einer Legende ersetzt: MASTER geben sich die Ehre und ein sichtlich entspannter Paul Speckmann nimmt die Fans der Band freundlich in Empfang, verteilt zu jedem gekauften Merchartikel ein paar Plektren und erzählt uns, dass er kaum Zeit hatte, genügend Merchandise einzupacken und die Auswahl an T-Shirtgrößen stark begrenzt ausgefallen ist.
WORMROT bringen es auf den Punkt
Den Abend eröffnet heute die Band aus Singapur, wobei sich die Herrschaften Unterstützung am Mikro von Gabriel Dubko (IMPLORE) mitbringen, was natürlich ausgezeichnet funktioniert. Grundsätzlich gilt der Sound des Trios auf der Bühne nicht unbedingt als bedingungslos massiv, alleine das Schlagwerk wird aber von einer derartigen Dynamik getragen, dass wir unwillkürlich mitwswingen müssen. Beim Konzertpublikum hinterlassen WORMROT also mehrheitlich einen sehr guten Eindruck.
Nicht nur die Musik ist schwerfällig bei PRIMITVE MAN
Das Stimmungsbild ändert sich unmittelbar mit den ersten Tönen der Doomer aus Colorado. Es stehen aufgeklappte Flightcases auf Tischen herum, was bei uns ein flaues Gefühl im Magen hervorruft. Das könnte noisy werden. Dieser Verdacht bestätigt sich in Windeseile, auch wenn sich das Tempo ansonsten im – freundlich ausgedrückt – verminderten Bereich einpendelt. Im vorderen Bereich der Halle lassen sich manche Frequenzen kaum ertragen und wir eilen schnellen Schrittes in Richtung Schänke. Das fällt uns aber auch deshalb nicht sonderlich schwer, weil die dargebotene Performance – immer noch freundlich ausgedrückt – keinerlei Reize auf uns ausübt. Sehen wir einmal vom statischen Bühnenbild ab, gleicht ein Song dem anderen und es lässt sich bis auf einen einzigen, flüchtigen Augenblick keinerlei Abwechslung hören.
Wir lachen und weinen mit MASTER
Die Vorfreude auf diesen Klassiker weicht schnell der Enttäuschung über einen wahrlich unterirdischen Sound. Völlig unausgewogen verteilen sich die Instrumente im links/rechts Verhältnis, sodass nur diejenigen in den Genuss eines halbwegs genießbaren Konzerterlebnisses kommen, die sich im zentralen Punkt der Halle befinden. Immer dann, wenn Gitarrero Alex Nejezchleba seinen Solokanal ansteuert, geraten die Lautstärkeverhältnisse in eine derartige Schieflage, dass es uns die Ohren mit turbulenten Pfeifsignalen pulsierend auf links dreht. Kein schönes Gefühl. Natürlich sind Speckmann und seine zwei Mitstreiter gut drauf und hauen mit ihrem wilden Mix aus flotten Death-Metal-Riffs und angepisstem Gezeter auch den ein oder anderen Straßenfeger raus („Master“, „Judgement Of Will“, „Terrorizer“).
NAPALM DEATH: Mit zwei gesunden Füßen und ohne Shane
Nach den bisherigen Gigs, haben wir eigentlich keine richtige Lust mehr auf dickes, fettes ND-Geknüppel. Nachdem die Briten ihr Set mit „From Enslavement To Obliteration“ eröffnet haben, sind wir froh, doch noch geblieben zu sein. Der Sound hat sich von einer lärmenden, haarigen Klangsuppe zu einem feinabgestimmten Hörerlebnis verwandelt. Nachdem sich Barney Greenway vor gut einem Jahr an gleicher Stelle einen gebrochenen Fuß zugelegt hatte, bemerkt er spitzbübisch, dass er heute wieder auf zwei Füßen steht. Die Abwesenheit von Shane Embury sei allerdings nur eine Pause, mehr nicht. Der Rest der Show ist Geschichte: Das Publikum schwingt ordentlich das Tanzbein und wird mit 23 Songs dafür belohnt. Besonders euphorisch werden dabei natürlich „You Suffer“ und das DEAD-KENNEDYS-Cover von „Nazi Punks Fuck Off“ gefeiert. Aber auch neueres Material wie „Fuck The Factoid“ oder „Amoral“ kommt einfach gut rüber. Es ist schön, dass auf manche Bands immer Verlass ist. Und NAPALM DEATH gehören definitiv dazu!
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