Caligula's Horse, Circles, I Built The Sky
Caligula's Horse und Support live "In Contact" mit Düsseldorf
Konzertbericht
Die Landeshauptstadt heißt Australien an einem Dienstag Ende Oktober mit den ersten ungemütlichen Herbstböen des Jahres willkommen. Aber noch nicht einmal die präventiv auf Novembergraupel eingestellte Tresenlüftung im „Tube“ treibt den Prog-Durchstartern aus Down Under an diesem Abend das Grinsen aus den Gesichtern.
CALIGULA‘S HORSE haben sich für ihre erste Headliner-Tour in Europa überhaupt die Kollegen von I BUILT THE SKY und CIRCLES ins Flugzeug gepackt – ein Package, das auch kurz nach dem Wochenstart so manchen Frickelfreund in die traditionsreiche Düsseldorfer Rock-Bar zieht.
Den Anfang machen I BUILT THE SKY aus Melbourne gegen kurz vor acht Uhr. Der kleinen Venue entsprechend laut und trotzdem erstaunlich differenziert feuert das Instrumental-Trio eine Dreiviertelstunde lang melodieverliebte Prog-Kompositionen in die Menge, die es auch neuen Hörern leicht machen, sie zu fassen. Neben seiner beeindruckenden Saiten-Arbeit zwischen Lead- und Rhythmus-Gitarre verteilt Rohan Stevenson fleißig Highfives und Handshakes in den ersten Reihen. Zum geforderten Circle Pit gereicht es zwar leider nicht ganz, doch die Energie des Dreiers springt eindeutig auf die Versammelten über. Der eine oder andere wird sich nach der Show am Merchandising-Stand sicherlich noch zum Kauf eines USB-Sticks (inklusive GuitarPro-Tabs – brecht euch nicht die Finger!) entschlossen haben.
Kurze und schnelle Umbaupause, in der das Equipment die Bühne mangels Backstage durch sich auf Zuruf öffnende Gräben im Publikum erreicht, und Vorhang auf für CIRCLES: Auf den Brettern ist es nun noch etwas voller und es werden zusätzlich Vocals und gebrochene deutsche Songansagen geboten. Leider fällt der Sound im Vergleich zum exzellent ausbalancierten Opener wieder leicht ab, sodass die noch etwas sprunghaftere und getriebenere Musik von CIRCLES nicht ihre volle Wirkung entfalten kann. Das mittlerweile deutlich dichter stehende Publikum lässt sich davon aber keineswegs die Laune verderben und bietet auch dem zweiten Programmpunkt des Abends einen warmen Empfang.
Auch CALIGULA‘S HORSE müssen die Bühne frontal entern, auch sie haben sichtlich Spaß dabei. Völlig allürenbefreit startet die Truppe ihr Set mit frischem Material vom aktuellen Studioalbum „In Contact“ und von Sekunde eins an wird im Publikum gesungen und getanzt. Die neuen Songs dominieren die gebotene Setlist eindeutig. Zurecht, denn zwischen Singalong und Djent-Part für das Haupthaar erweisen sie sich als für die Live-Situation wie gemacht. Die Auswahl der Klassiker delegiert der gut aufgelegte Fronter Jim Grey an das Publikum („because I love democracy so much“). Wer wegen des ungeliebten Ausgangs des allseits bewährten Lautstärke-Votums quengelt, wird freundlich belehrt: „No, you can‘t have both songs. If you could have both, do you think Donald Trump would be President right now?“
Den Auftaktgesang von „Songs For No One“ haben die Versammelten schnell drin, und der mehrfach laut intonierte Chorus zaubert vielen im „Tube“ auf und vor der Bühne ein fettes Grinsen ins Gesicht.
Es sind derlei Konzertmomente, für die man sich an einem verregneten und kalten Wochentag nach der Arbeit in einen überfüllten Regionalexpress quetscht. Den Musikern des sicherlich kaum bis gar nicht einträglichen Tourpaketes wird es genau so gehen. In Sachen Prog ist Australien aktuell der ziemlich heiße Scheiß. Und der Nachwuchs ist hungrig.
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