BURNING Q 2024
Der große Festivalbericht

Konzertbericht

Billing: Uada, Hellbutcher, Chapel Of Disease, Lik, DOOL, Grand Cadaver, Schizophrenia (BEL), Gama Bomb, Afsky, Groza, The Night Eternal, Imha Tarikat, Cloak, Seven Sisters, Slaughterday, Devastator (UK), Scalpture, Controversial, New World Depression, Haliphron, Smoulder, Intöxicated, Terzij de Horde, Ivory Tower, HeadGear, Wrestlemaniacs und Spearhead
Konzert vom 26.07.2024 & 27.07.2024 | Burning-Q-Festivalgelände, Freißenbüttel

Tag 1 beim BURNING Q: Freitag, 26. Juli

Nach stauverzögerter Anreise erreichen wir das Festivalgelände. Die Einweisung ist geordnet und läuft absolut glatt, denn es gibt Spots, um den Campingkram aus dem Auto zu laden. So muss niemand Zelt, Kühltasche, Matratze und Co vom Parkplatz aus tragen.

Da kann auch der kurze Schauer unserer guten Laune nichts anhaben. Wir pressen uns unter den Pavillon und ziehen das erste Anstoßen dem Zeltaufbau vor – holen wir nach, wenn der Regen vorbei ist (eigentlich ein Klassiker, auch ohne Regen).

NEW WORLD DEPRESSION (Tentstage)

Live – Burning Q – New World Depression

Burning Q – New World Depression

Das BURNING Q Festival eröffnen 2024 NEW WORLD DEPRESSION aus Emsdetten. Die Death-Metal-Band trifft mit ihrem Oldschool-Geballer den Nerv des früh angereisten Publikums und darf sich über reichlich Zuspruch freuen. Die Stücke des aktuellen Longplayers „Interment Of Sins“ drücken fett in den Gehörgang!

Und was kann es Besseres geben, als das Festival bei einem Kaltgetränk nach Wahl mit ein bisschen Musikprügelei zu eröffnen? Die Antwort lautet: nicht viel! Daher kann die Band, die nächstes Jahr ihren 20. Geburtstag feiert, den Gig als Erfolg verbuchen.

CONTROVERSIAL (Mainstage)

Live – Burning Q – Controversial

Burning Q – Controversial

Mit der ersten Mainstage-Band wird es moderner. CONTROVERSIAL bringen irgendwas in der Schnittmenge aus Tech Death und Deathcore auf die Bühne und pumpen es hin und wieder opulent auf. Teilweise ganz schön zackig für die junge Uhrzeit, da muss man erst mal mitkommen. Berauschend sind die Songs aber allemal und genug Headbangparts und coole Ideen haben CONTROVERSIAL auch in petto. Zeit für ein neues Album, oder? Immerhin liegt der letzte Output „Revelation“ bald fünf Jahre zurück.

HEREAFTER (Tentstage)

Nur knapp dreißig Minuten haben die Bielefelder HEREAFTER Zeit, das Publikum von ihrer Mischung aus hardcore-artigen Shouts und melodischem Gesang zu überzeugen. HEREAFTER ist ein bisschen Core, ein bisschen Groove und ein bisschen Alternative – und somit musikalisch wohl nix für Metal-Traditionalisten. Ganz nach dem Prinzip der 1990er-Gothic-Metal-Idee des Beauty-and-the-Beast-Wechselgesangs übernehmen wahlweise Frontmann Alex und Sängerin Lilly die stimmliche Führung.

Bei den energiegeladenen Modern-Metal-Songs bietet sich ein dynamischer Wechsel der beiden Protagonisten geradezu an, einzig die kleine Bühne im Zelt gibt nicht so viel Rangierraum her. Aber HEREAFTER machen das Beste draus, können größere Zusammenstöße glücklicherweise vermeiden und kommen dabei sogar noch ordentlich ins Schwitzen. Letztlich funktioniert der engagierte Auftritt als Weckruf kurz nach dem Aufstehen ganz gut – Band und Zuschauende jedenfalls sind sichtlich verzückt.

(Text von Sven Lattemann)

HALIPHRON (Mainstage)

Live – Burning Q – Haliphron

Burning Q – Haliphron

Erst fett Regen, dann Sonnenbrand. Was im letzten Jahr in die nasse Richtung ging, entpuppt sich diesmal als sehr abwechslungsreich. Aber genug vom Wetter – wir senken unseren Blick leicht vom Himmel zur Bühne, denn dort spielen die erst 2021 gegründeten HALIPHRON als zweite Mainstage-Band des ersten Tages. Auf die Lauscher gibt es symphonischen Blackened Death Metal, der auch gut ohne das „Symphonic“ auskommen würde. Zumindest live funktioniert das nicht so wie auf Platte.

So oder so ist die Musik von HALIPHRON ein dankbarer Nachschlag, um ins musikalische Festivalgeschehen einzusteigen. Das liegt auch am dynamischen Stageacting und der Interaktionslust von Fronterin Marloes Voskuil. Außerdem balancieren die Songs ausgewogen zwischen Brutalität und Melodie. So kommt Stimmung auf, die wir gern mitnehmen – bis zur letzten Nummer „Human Inferno“ vom Erstling „Prey“ und danach ins Zelt.

VOMIT DIVISION (Tentstage)

Live – Burning Q 2024 – Vomit Division

Burning Q 2024 – Vomit Division

Dank der günstigen Bier- und Longdrinkpreise sind einige Festivalgäste flott dabei, selbst zur VOMIT DIVISION zu mutieren. Aber wer kann es ihnen verübeln? Nach einem heftigen Regenguss beruhigt sich der Himmel und sogar die Sonne lässt sich blicken. Von der bekommen VOMIT DIVISION im Zelt nicht viel mit – außer, dass es sich noch schneller aufheizt.

Der dreckige Mix aus Black, Thrash und Speed Metal gewürzt mit einer Prise Punk sorgt bei der angehopften Meute für ordentlich Rambazamba. „Hell In A Bottle“ heißt das Album der Bremer Band und bei Songtiteln wie „Slaves Of The Cock“ oder „Cunts & Cocaine“ ist die Marschrichtung klar – Hirn aus, Moshpit an, ab dafür!

SEVEN SISTERS (Mainstage)

Live – Burning Q 2024 – Seven Sisters

Burning Q 2024 – Seven Sisters

Mit leichtem Regen im Nacken begeben sich die Retro-Heavy-Metaller SEVEN SISTERS auf die Hauptbühne, um ihre Version von NWOBHM zu zelebrieren. Die Engländer präsentieren eine entspannte Performance mit hymnisch-melancholischen Melodien und einprägsamen Refrains, die zum Mitsingen und Schunkeln anregen. Bestes Beispiel dafür ist der Bandklassiker „The Artifice“.

Die Ausflüge in Richtung Hardrock und 70er-Jahre sind nicht nur musikalisch zu erkennen, auch optisch zeigt sich die Band retro: Jeans, Schnorres, Koteletten und alte Oberteile erinnern an eine Zeit, in der sich der Hardrock zum Heavy Metal entwickelte. Das kommt cool und wirkt nicht gekünstelt. Die Retrowelle ist dank Bands wie SEVEN SISTERS weiterhin relevant.

SMOULDER (Tentstage)

Live – Burning Q 2024 – Smoulder

Burning Q 2024 – Smoulder

Das BURNING Q 2024 hat neben Lokalhelden auch internationale Geheimtipps und Größen zu bieten. Spätestens seit ihrem zweiten Album „Violent Creed Of Vengeance“ sollten SMOULDER aus Kanada vielen Epic-Heavy-Metal-Fans ein Begriff sein. Die Setlist enthält auch einige Songs der Scheibe, und nachdem wir bisher viel Geholze auf die Ohren bekommen haben, sorgt der Heavy Metal mit Doom-Einschlag für etwas Ruhe.

Die Instrumentalfraktion hält sich vornehm zurück und überlässt Sängerin Sarah Ann die Show, die beim Singen eine beeindruckende Gesichtsakrobatik darbietet. Der bisher durchweg gute Sound überzeugt auch bei SMOULDER, sodass die Band mit diesem Gig einen Schritt weiter vom Geheimtipp zur Genregröße gegangen ist.

SCHIZOPHRENIA (Mainstage)

Live – Burning Q 2024 – Schizophrenia

Burning Q 2024 – Schizophrenia

Wer ein Gefühl davon bekommen möchte, wie Bands der Kategorie SLAYER, SEPULTURA oder auch KRISIUN in den 80ern und 90ern live geklungen haben, für den gibt es Knüppeltruppen wie die Belgier SCHIZOPHRENIA. Der teils groovige Death/Thrash lädt zu Moshpits und Crowdsurfing ein, was auch nicht lange auf sich warten lässt.

Die Besucherinnen und Besucher gehen regelrecht ab und lassen sich von SCHIZOPHRENIA 45 Minuten durch Freißenbüttel prügeln. Hier gibt es einfach nur aufs Brett – man muss kein Sadist sein, um sich an der Darbietung zu erfreuen! Die Belgier feiern zum Ende noch den Geburtstag ihres Schlagzeugers Lorenzo, den das Publikum lautstark feiert.

SCALPTURE (Tentstage)

Die Bielefelder SCALPTURE setzen sich in ihren Texten kritisch mit dem 1. Weltkrieg auseinander, was sie mit brutalem und kraftvollem Death Metal vertonen. Intensive Riffs, finsterer Gesang und böse Blicke ins Publikum beweisen, dass es die Band ziemlich ernst meint. SCALPTURE glorifizieren nichts, sondern bringen das Grauen von Krieg und Gewalt ohne optisches Klimbim auf die Bühne.

Der Slot auf der Tentstage ist gut platziert, denn obwohl der Schweiß von der Decke tropft, passt die Enge zur bedrückenden Stimmung. Betrübt und dennoch begeistert entlässt uns die Band nach einem 40-minütigen Horrortrip in die Freiheit.

AFSKY (Mainstage)

Live – Burning Q 2024 – Afsky

Burning Q 2024 – Afsky

Am Abend verdunkelt sich die Mainstage in Freißenbüttel, denn AFSKY aus Dänemark betreten die Bühne. Ein Campmitbewohner beschreibt den Gig mit eindeutigen Gesten an den Pulsadern – und ganz unrecht hat er damit nicht, denn AFSKY spielen depressiven Black Metal, der sich mutmaßlich mit Tod und Verderben auseinandersetzt.

Da die Texte genretypisch unverständlich und zudem auf Dänisch sind, muss die Musik das hoffnungslose Bild zeichnen. Und das tut sie! Es entwickelt sich ein intensiver Sog, der die Sonne schneller untergehen lässt, als es die Erdrotation könnte. Das Publikum verhält sich, abgesehen von Johlen und Applaus zwischen den Stücken, angenehm ruhig und bewegt die Köpfe – ein klassischer Black-Metal-Gig mit viel Melancholie.

SLAUGHTERDAY (Tentstage)

Live – Burning Q 2024 – Slaughterday

Burning Q 2024 – Slaughterday

Im Vorfeld gab es Stimmen, dass das Zelt für SLAUGHTERDAY aus Leer zu klein sein könnte. Angesichts der vielen auf dem Gelände und Campground verteilten Shirts der Band verwundert es nicht, dass das Zelt in der Tat proppenvoll ist. Die beiden glatzköpfigen Bärte haben Bierdurst und Bock mitgebracht und holzen sich von ganz altem Material der ersten EP bis zu ihrem aktuellen Output „Tyrants Of Doom“ quer durch ihre Diskografie.

Der begrenzte Raum der Zeltstage bietet genug Platz für einen zünftigen Moshpit und so bleibt in der ersten Reihe kein Haar an seinem Platz. SLAUGHTERDAY beweisen ein Händchen dafür, Death Metal der alten Schule in ein zeitgemäßes Gewand zu packen – nicht unähnlich zu ENDSEEKERs Ansatz des Elchtods. Eine vorsichtige Prognose: In ein paar Jahren folgen SLAUGHTERDAY ihren Kollegen zum nächstgrößeren Label – und beim BURNING Q auf die Mainstage.

CHAPEL OF DISEASE (Mainstage)

Live – Burning Q 2024 – Chapel of Disease

Burning Q 2024 – Chapel of Disease

CHAPEL OF DISEASE verzücken Teile unserer Redaktion regelmäßig mit ihren Alben, die oft Höchstnoten in Reviews und Soundchecks bei uns einfahren. Auf dem BURNING Q 2024 zeigen sie uns, warum selbst unser oft kritischer Kollege Johannes für „Echoes Of Light“ neun Punkte zückte. Technisch anspruchsvoller Death Metal paart sich mit ruhigen Momenten, die an OPETH erinnern. Progressive Spielereien treffen auf gnadenlose Prügelattacken.

Es ist fast schade, dass CHAPEL OF DISEASE so spät am Abend spielen, denn der Getränke-Mischkonsum vernebelt ein wenig die Fähigkeit, die ganzen Details zu erkennen, die die Kölner in ihren Tracks verbauen. CHAPEL OF DISEASE beweisen in ihrem einstündigen Gig, dass sie den Co-Headlinerslot des BURNING Q 2024 verdient haben. Es ist voll vor der Bühne, die Leute moshen, feiern und tanzen. Oder lauschen – wie in unserem Fall – suffselig der vorzüglichen Musik.

TERZIJ DE HORDE (Tentstage)

Live – Burning Q 2024 – Terzij De Horde

Burning Q 2024 – Terzij De Horde

TERZIJ DE HORDE sind eine spannende Angelegenheit. Ihre Facebookseite findet man unter „Religiöse Gemeinschaft“ und neben den klassischen Bandposts gibt es auf den Social-Media-Kanälen viel politisch linksgerichteten Content. Sie verstehen sich mehr als Kollektiv und weniger als Band, doch am heutigen Abend zählt die Musik der Post-Black-Metaller. Die fordert ganz schön heraus, was nach dem soeben beendeten Gig von CHAPEL OF DISEASE etwas zu viel des Guten ist.

Alle, die jetzt erst zum Festivalgelände kommen, erleben eine technisch ausgereifte Raserei. Die Utrechter sind der heutige Headliner der Zeltstage und holzen sie amtlich ab. Damit kommen wir zum einzigen Problem des schönen Festivals: Es gibt einfach zu viel gute Musik auf die Ohren, um alles mit gleicher Intensität zu würdigen.

HELLBUTCHER (Mainstage)

Live – Burning Q 2024 – Hellbutcher

Burning Q 2024 – Hellbutcher

Leider sagen TOXIC HOLOCAUST ihre Europatermine ab, weshalb die Veranstalter vom BURNING Q Festival gezwungen sind, für Freitag einen neuen Headliner aus dem Hut zu zaubern. Das gelingt den Bookern mit Bravour, denn nur wenige Tage nach der Absage kann man den NIFELHEIM-Nachfolger HELLBUTCHER präsentieren.

Die Band um Fronter Hellbutcher zeigt sich spielfreudig, kann das Feuer über Freißenbüttel aber nicht richtig entfachen. Die Selbstinszenierung ist schnell ausgelutscht und musikalisch ist nach drei Liedern alles gesagt. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Band schon nach kurzer Gründungszeit an vielen Steckdosen gespielt hat und wir mittlerweile übersättigt sind. Mit dem VENOM-Klassiker „Black Metal“ entlassen die Schweden die Mainstage und ihre Technikcrew in den wohlverdienten Feierabend.

SPEARHEAD (Tentstage)

Muss man zu der BOLT-THROWER-Coverband noch viele Worte verlieren? Egal, wo die Truppe gebucht ist, die ersten Reihen sind voll mit textsicheren Maniacs, die ihre Matten bis zur Bewusstlosigkeit schleudern.

Zu reichlich Klassikern brauchen die Anwesenden ihre letzten Energiereserven an diesem grandiosen ersten Abend nur allzu gern bei SPEARHEAD auf. Ob als Opener beim Party.San, als Überbrückungsact beim Rock unter den Eichen 2024 oder als Rausschmeißer beim BURNING Q 2024, der (gekonnte) Tribute funktioniert immer!

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08.08.2024

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2 Kommentare zu BURNING Q 2024 - Der große Festivalbericht

  1. Between Two Worlds sagt:

    Super tolles Festival. klein, gemütlich, alle nett und freundlich (dieses Jahr sogar das Wetter) und für ein Festival dieser Größe ein auffalend tolles Billing.
    Der Dool Auftritt war an athmosphärischer und musikalischer Spannung mit das beste, was ich lange gesehen habe.
    auch groß: Chapel of Disease, Schizophrenia!!!, The Night Eternal, Inha Tarikat und Ivory Tower.
    Burning Q, wir sehen uns nächstes Jahr.

  2. Marcel sagt:

    Unterzeichne ich sofort! Das war ganz großes Kino.