Bubonix
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Konzertbericht

Billing: Bubonix
Konzert vom 2007-06-07 | White Trash, Berlin

Großartig! Das White Trash Fast Food, das mit seiner Kombination aus Konzert- und Fresstreff ans Wild At Heart erinnert und nicht nur bei Touris ziemlichen It-Ruf genießt, war Ort des dieses vorgezogene Fazit herausfordernden Geschehens. Rock-Veranstaltungen kosten hier übrigens – genauer: in der Diamond Lounge, höhö(rt) – in der Regel nur ein paar Euro. Jedenfalls verzögerte sich die Ankunft im Kellergewölbe, ob angenehmer Temperaturen und etwas weniger angenehmer Irritationen am Einlass. In der Zwischenzeit legten THE HEARTBREAK MOTEL („Punkrock aus Recklinghausen“) einen netten Gig auf die Bretter, wie ein Besucher anschließend an einer Haltestelle für Nachtbusse zu berichten wusste. Nachtbusse? Ja, das sind diese Vehikel, die fahren, wenn sonst kaum noch Nahverkehr unterwegs ist. Es mag auch an den teilweise etwas schwer kalkulierbaren Auftrittszeiten im Berliner Nachtleben liegen, dass manch potenzieller Besucher im Zweifelsfall Zuhause bleibt. Dass an einem Donnerstagabend bei zwei Kapellen die Hauptband zu mitternächtlicher Stunde gerade mal die Bühne betritt, ist jedenfalls schon sehr grenzwertig.

Als die versammelte BUBONIX-Mannschaft endlich ’Kaputt & Weiter’ startete und anschließend mit traditioneller Hardcore-Schlagseite weiterprügelte, klappte mindestens eine Kinnlade nach unten. Bereits zu diesem Zeitpunkt war klar, dass sich das Warten gelohnt hatte. “Please Devil, Send Me Golden Hair“ klingt teilweise ziemlich rockig, der Live-Auftritt lebte dagegen massiv von den Hardcore-Punk-Wurzeln der Band. Okay, eine Gitarrenwand hochziehen zu können, gehört zum ABC solcher Truppen – und neben dem Bassisten hatten BUBONIX gleich drei weitere Saitenzupfer am Start. Besonders wurde es dann doch eher durch die zusätzlichen Rock- und Noise-Elemente, die einmal mehr “The Shape Of Punk To Come“-Assoziationen beschworen. Auch das Geheimnis des variablen Gesangs offenbarte sich: Neben dem regulären Shouter positionierte sich bei Gelegenheit jeder Gitarrist mal vor den Mikros.

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Vor der Bühne tummelte sich zwar nur eine zweistellige Anzahl an Zuschauern, aber angesichts der Tatsache, dass BUBONIX ein Insider-Tipp sind, dürften alle Beteiligten damit gerechnet haben. Bei den Anwesenden war die Stimmung jedenfalls richtig gut. Indie-, Hardcore-Fans – so ziemlich alle bewegten sich, klatschten, jubelten und dürften am Ende erschöpft und glücklich gewesen sein. Die Band verausgabte sich ebenfalls enorm: Frontmann Thorsten Polomski badete in, ritt auf und krabbelte unter der Menge. Zudem ließ er durchscheinen, welche Dinge BUBONIX unterstützen oder ablehnen: Dass es ihnen darum geht, niemals aufzugeben, gegen Homophobie zu sein und in Heiligendamm den friedlichen Protest sinnvoll zu finden, dürften dabei viele noch mitbekommen haben, aber die Musik stand natürlich im Vordergrund. Schon auf der Platte konnte man die textlichen Botschaften oft nur fetzenweise erfassen. In dieser Beziehung sind Singer-Songwriter klar im Vorteil.

’Corazon Vivo Vida’ war dann das erste Stück der aktuellen Scheibe, dass auch melodisch sehr feine Ideen mitbrachte. Sarah De Castros charmantes „we are“ vor dem „oppressed“ ist so ein kleiner, aber wichtiger Unterschied. ’Fashion Tattoo’, der Song, mit dem das Album im Netz promotet wird, ist zwar nicht repräsentativ für den Rest des Materials, macht jedoch verdammt deutlich, zu welchen Überraschungen BUBONIX fähig sind. Oder dieser Song über freie Liebe auf Rügen und Klaus Kinski – toller Refrain. Gekrönt wurde der Auftritt durch die abschließende Jamsession, bei der Gitarrenkrach und Elektrolärm nur noch übertönt wurden von einer Dreiundzwanzigjährigen, die entfesselt am Bühnenboden ihre Stimmbänder zerbrüllte, um anschließend einen Schluck Wasser ins Publikum zu rotzen, als sei nichts gewesen. Beeindruckend. Mehr kann eine Band kaum geben.

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Insgesamt war das Sextett an diesem Abend deutlich mitreißender unterwegs als die musikalisch verwandten CAMERAN, die ebenfalls bei Nois-O-Lution unter Vertrag sind und zumindest live einen wesentlich introvertierteren Eindruck hinterließen. BUBONIX dagegen dürften sich mit ihrem Auftritt nachträglich ins Langzeitgedächtnis der Besucher gespielt haben. Beschriebenes Ereignis ist jedenfalls auch Wochen später noch äußerst präsent. Ein Haar in der Suppe? Mh…, der Schriftzug auf den T-Shirts scheint eher unterdurchschnittlich haltbar zu sein, zeigt er doch bereits jetzt leichte Auflösungserscheinungen – bin gespannt, ob da nach der zehnten Wäsche noch was übrig bleibt. Natürlich lässt sich an dieser Stelle auch nicht schreiben, ob BUBONIX-Auftritte immer so ablaufen. Wer es genau wissen will, der geht hin und findet’s raus. Furios! Grandios! Mehr!

Bubonix

28.06.2007

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