Braincrusher In Hell 2024
Der Festivalbericht
Konzertbericht
Samstag, 23.03.2024
Haben wir schon erwähnt, dass das Braincrusher In Hell wie ein kleines Familientreffen ist? Nein? Jedenfalls haben wir zusammen mit Bands, Freunden und Bekannten noch lange, nachdem die letzten Töne vom fulminanten THE CROWN-Set verstummt sind, an der Bar im oberen Bereich der Jahnhalle ausgelassen geredet, gefeiert und laut Musik gehört. Nach weniger als fünf Stunden Bettruhe lockt das Festival bereits mit dem Frühschoppen bei Weißwurst und leckerem Schlenkerla-Weizen: leicht rauchig, aber traditionell süffig.
Gestärkt geht es dann in die erste Runde mit TERMINAL CARNAGE, die mit treibendem Death Metal die Bühne schon einmal antesten. Erwartungsgemäß zeigt sich das Publikum nach dem durchgefeierten Abend noch in überschaubarer Anzahl, aber die Jungs aus Wiesenttal preschen schon einmal vor. Mit neuem Album „Feast Upon The River Styx“ im Gepäck hauen sie uns aktuellen Stoff wie „Land Of The Iron Breed“ und den Titeltrack um die Ohren, lassen aber auch Nummern wie „Bereaved Cry“ von der letzten Scheibe auf die Anwesenden los.
Eigentlich für den Vortag angekündigt, rutschen BLACK ALTAR aufgrund von Flugverschiebungen auf den Samstag. In der Halle riecht es schon mächtig nach Weihrauch. Die „Schwarzwurzeln“, die heute ihren zweiten Gig überhaupt spielen, haben ihren eigenen Altar aufgebaut und sorgen in Mäntel gehüllt, zum Teil auch maskiert, für diabolische Düsternis. Leider nimmt der Altar, der mit Totenschädeln und brennenden Kerzen vollgestellt ist, in der Mitte der Bühne derart viel Platz ein, dass man den zweiten Gitarristen so gut wie nie an vorderster Front zu Gesicht bekommt. Ansonsten absolvieren die Polen eine rundum gelungene Show, wenngleich etwas pathetisch.
Galerie mit 13 Bildern: Black Altar - Braincrusher In Hell 2024Der nächste Death-Metal-Stoßtrupp steht mit DEATH REICH schon in den Startlöchern. Die Schweden spielen typischen, leicht angeschwärzten Melodic Death Metal, der ordentlich in die Vollen geht. Das Publikum scheint allerdings noch nicht ganz auf Betriebstemperatur zu sein. Auch wenn die Band insgesamt nicht unbedingt mit übermäßiger Innovation punktet, macht das energiegeladene, agile Set schon Laune. Hoffentlich wachen die Zuschauer noch auf.
Galerie mit 16 Bildern: Death Reich - Braincrusher In Hell 2024Mit PURTENANCE geht es anschließend auf eine Nostalgiereise nach Finnland. Die Band sorgte schon Anfang der Neunziger mit dem Debüt „Member Of Immortal Damnation“ im Underground für Furore und ist über die Jahrzehnte ein Geheimtipp in Sachen melodischer, obskurer Death Metal geblieben. 2024 zeigen sie sich erstmalig mit ihrem neuem Sänger Ville Koskela, der in der Vergangenheit schon die Basssaiten malträtiert hat. Die Band überzeugt mit Humor und Spielfreude, was sich auch in der Reaktion der Besucher:innen spiegelt. Lasst die Haare fliegen! Insgesamt liefern die Finnen eine deftige Show, die dazu anregt, sich doch mal näher mit dem kürzlich veröffentlichen Album „The Rot Within Us“ zu beschäftigen.
Galerie mit 13 Bildern: Purtenance - Braincrusher In Hell 2024Bei den Rheinland-Pfälzer Black Metallern CHAOS INVOCATION sinkt die Sichtweite wieder unter fünf Meter. Die Nebelmaschine gibt ihr Bestes. Auch wenn die Band für uns etwas zu tief in der Grauzone schwimmt, lässt sich an der reinen Live-Performance wenig aussetzen.
Galerie mit 15 Bildern: Chaos Invocation - Braincrusher In Hell 2024Huch, haben sich BLACK ALTAR und ihr Opferschrein wieder auf die Bühne verirrt? Nicht ganz: Belfagor von OFERMOD hat die Kollegen als Live-Musiker für sein Projekt rekrutiert. Die Kostüme haben sie gleich angelassen und der Altar 1:1 wieder in die Bühnenmitte verfrachtet. Protagonist Balfagor selbst wirkt leicht verwirrt und wird von Bassist Shadow fürsorglich in Szene gesetzt. Trotz all der Requisiten will so recht keine düstere Stimmung aufkommen, denn die Texte sitzen trotz Ablesehilfe nicht und auch Balfagors regelmäßige „Glocken-Läuterungen“ wirken eher grotesk als okkult. Ein paar eingefleischte Fans können dem Geschehen etwas abgewinnen, den meisten sieht man die Fragezeichen im Kopf buchstäblich an. Schade eigentlich, denn die Setlist ist abwechslungsreich und bietet neben zwei neuen Tracks von der „Mysterium Iniquitatis“-Platte auch je einen Track der Debüt-EP „Thaumiel“ und sogar zwei Nummern von der überragenden „Tiamtü“-Scheibe. Das war cringe, oder wie sagt man heute?
Galerie mit 10 Bildern: Ofermod - Braincrusher In Hell 2024Mittlerweile kann man darauf warten, dass CHAPEL OF DISEASE bei einem Festival mit ausschließlich extremem Metal angefeindet werden. Immerhin haben sich die Kölner erfolgreich von der muffigen Death-Metal-Klamotte losgeeist und bieten eine frische Mixtur aus Psychedelic Metal und Death Rock. Was auf „…And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye“ begonnen hat, hört mit „Echoes Of Light“ hoffentlich noch lange nicht auf. Mit einem Augenzwinkern stellen wir heute einmal mehr fest, dass bei dieser Band einfach alles nahezu perfekt ist. Sei es die Auswahl des schwarzen Hemdes, die Fußarbeit des Bassisten, der Sound, die Lightshow oder die Setlist. Wer bei „Void Of Words“ mit dem fließenden Übergang zu „Oblivious/Obnoxious/Defiant“ nicht ausrastet, muss sich in einer anderen Sphäre befinden. Den Höhepunkt des Abends bildet allerdings „A Death Though No Loss“, das live noch einmal druckvoller als auf Platte schiebt.
Galerie mit 12 Bildern: Chapel Of Disease - Braincrusher In Hell 2024Eine generelle Herausforderung für Veranstalter scheint heutzutage die Erfüllung von „Quoten“ zu sein. Die einzige All-Female-Band ist aber mehr im stilistischen Sinne ein Exot. Innerhalb des Death/Black/Thrash geprägten Billings treten KONVENT erstmal schön auf die Bremse, kommen mit ihrem Stoner/Sludge Doom aber extrem gut an. Es zeigt das Phänomen der heutigen Zeit: Gutes Marketing und ein Pitchshifter reichen aus, um der Metal-Generation X ein perfektes Weltbild vorzugaukeln. KONVENTs persiflageartige Performance mit plumpem Stageacting steht im krassen Gegensatz zu talentierten Newcomern und sorgt für Unverständnis und Kopfschütteln bei allen, die ihr Leben lang BLACK SABBATH oder REVEREND BIZARRE geliebt haben. Zeit für mehr Bier.
Galerie mit 15 Bildern: Konvent - Braincrusher In Hell 2024Gerade diskutieren unsere beide Ollis noch über die Vorzüge beziehungsweise die vermeintlich falschen Lorbeeren von KONVENT, als mit DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT ein weiterer Act, der als sichere Bank der Verwüstung gilt, die Bühne betritt. Immer noch lässt das Intro „Inception Of Atemporal Transition“ zart besaiteten Konzertbesucher:innen das Blut in den Adern gefrieren, bevor Onielar einen tiefen Schluck davon aus ihrem Kelch nimmt und in unregelmäßigen Abständen ins Publikum speit. Lieder wie „Mardom – Echo Zmory“ oder „A Sweven Most Devout“ vom aktuellen Longplayer „Mardom“ sind eine Klasse für sich und lassen uns die teilweise aus der Black-Metal-Retorte stammende Performance schnell vergessen. DNS-Konzerte sind einfach bockstark.
Galerie mit 28 Bildern: Darkened Nocturn Slaughtercult - Braincrusher In Hell 2024Es ist schon wieder Zeit für das Grand Finale des Braincrusher Festivals. War nicht gerade noch Freitagnachmittag? ASPHYX machen die Jahnhalle noch einmal richtig voll und verpassen den Besucher:innen eine finale Dosis Schwermetall. Sie legen mit „Botox Implosion“ los und versetzen die Meute umgehend in Bewegung, was sich bei nachfolgenden Death-Doom-Walzen wie „Scorbutics“ noch intensiviert. Anfängliche Soundprobleme fallen kaum ins Gewicht. Die Old-School-Deather setzen erwartungsgemäß auf „the brutal way“ und brettern durch ein Set, das vor Energie strotzt. Martin van Drunen überholt sich mal wieder selbst beim Sprechen, was seine Ansagen teils unverständlich macht. Egal. Hauptsache, er freut sich über seinen gelaberten Unsinn und die Songs sitzen. Die Band zockt und bangt sich wie immer gut gelaunt durch ihre Diskografie und wen wundert’s, dass die Leute am heftigsten zu alten Brechern wie „M.S. Bismarck“ abgehen. Aber ohne Frage zieht auch der „Deathhammer“ immer wieder einen ordentlichen Scheitel. Im Laufe des Sets lichten sich die vorderen Reihen, allerdings ist es hauptsächlich dem überschwänglichen Bewegungsdrang einiger weniger geschuldet – da mag nicht jeder mit reingezogen werden. Wenn das ikonische Intro von „The Rack“ ertönt, weiß man, dass sich die schweißtreibende Show ihrem Ende nähert. Der Klassiker bemüht aber noch einmal gehörig die Nackenmuskulatur, bevor ASPHYX mit ihrem nicht weniger strapaziösen Rausschmeißer „Last One On Earth“ das Fest beschließen.
So einsam, wie gerade noch vom Headliner besungen, endet das Braincrusher zum Glück nicht. Wer kann, versackt noch an der Bar, für die anderen heißte es: Tschüss und auf bald!
Galerie mit 16 Bildern: Asphyx - Braincrusher In Hell 2024Das Braincrusher In Hell ist auch 2024 ein Erfolg. Die Mischung aus lokalen Bands, internationalen Geheimtipps und etablierten Festivalgrößen sorgt wieder für ein attraktives, aber spezielles Billing, das man so nicht überall geboten bekommt. Die Location punktet mit einer angenehmen Größe, die in diesem Szenario hervorragend zum Geschehen passt. Der Aufbau funktioniert und bis auf ein paar Kleinigkeiten gibt es am Bühnengeschehen nichts zu meckern. Der Zeitplan wird trotz einiger Änderungen, die aber gut kommuniziert werden, eingehalten und auch das gesamte Grundkonzept in Sachen Versorgung, Getränke und Aufbau lässt kaum Wünsche offen. Wir freuen uns jedenfalls schon auf das kommende Jahr.
Text: Sabine Langner, Oliver Di Iorio, Oliver Schreyer
Bilder: Stefan Schumann
Lektorat und Bearbeitung: Sabine Langner
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Alles in allem stimme ich dem Bericht zu aber was ist das denn für ein selten dämlicher Kommentar zu Konvent? Als ob die Band nicht genug drauf hätte um für sich selbst stehen zu können. Die Referenz zu Black Sabbath und Reverrend Bizarre verstehe ich auch nicht wirklich. Jaja, alle machen irgendwie Doom-Metal, das war’s aber auch schon an Gemeinsamkeiten. Da hätte ich mir von Metal.de ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl erwartet…
PS: Weil ich gerade merke, dass ich den letztjährigen Bericht auch schon kommentiert habe. Ein unqualifizierter Beitrag pro Braincrusher-Bericht muss wohl drin sein…
Zumal Konvent meiner Ansicht nach weder besonders stark nach Black Sabbath noch nach Reverend Bizarre klingen…