Blind Guardian
The God Machine Tour 2023 Part II
Konzertbericht
BLIND GUARDIAN, The God Machine Tour 2023 in Dresden, 14.10.2023
Wir bewegen uns südwärts entlang der Elbe nach Dresden. Hier kommen BLIND GUARDIAN gerne hin. Bereits vergangenes Jahr während des Gastspiels der “Somewhere Far Beyond Anniversary”-Tour lobte Hansi den vorigen Gig zur “Live Beyond The Spheres”-Tour im Jahre 2017 ausführlich. So merkt man den Krefeldern auch von der ersten Sekunde deutlich an, dass sie richtig Bock haben, ihre Siegesserie im Alten Schlachthof fortzusetzen. Denn auch Dresden hat spürbar Bock auf BLIND GUARDIAN und die notorisch staubige 2000er-Halle ist bis fast auf den letzten Platz voll, obwohl es für diese Show noch Tickets gab.
DAWN OF EXTINCTION ernten gute Manieren
Sehnsüchtig gewartet hat gewiss niemand auf DAWN OF EXTINCTION als Support von BLIND GUARDIAN, das hat Jürgen bereits treffend analysiert. Dennoch sind BLIND-GUARDIAN-Fans bekanntermaßen ja meist so freundliche Gemüter wie die Band selbst und so wird der Auftritt mit viel Wohlwollen quittiert, wobei man den Spaniern wirklich attestieren muss: sie rackern sich ordentlich einen weg. Sie spielen sich sogar genug Sympathien für eine (wenn auch etwas zurückhaltende) Wall Of Death ein.
Mann kann ihnen letztlich auch nicht vorwerfen, ihre Sache besonders schlecht zu machen – handwerklich sind DAWN OF EXTINCTION absolut konkurrenzfähig. Der häufig an alte TRIVIUM und mittlere MACHINE HEAD erinnernde, moderne Death/Thrash passt nur einfach überhaupt nicht zu den träumerischen Märchenepen von BLIND GUARDIAN und so ist man nach einer reichlichen halben Stunde auch ganz froh, dass es nun endlich ans Eingemacht geht und der Hauptact angekündigt wird.
BLIND GUARDIAN kamen, sahen und siegten
Galerie mit 24 Bildern: Blind Guardian - The God Machine Tour 2023 in OffenbachMit dem erhabenen “Imaginations From The Other Side” – auf ewig einer der besten Songs der Band – erwischen BLIND GUARDIAN nach erfreulich kurzer Umbaupause einen astreinen Start. Mit einem Schlag liegt ein ohrenbetäubendes Tosen aus zweitausend Kehlen in der Luft, das die eigentlich Band teilweise übertönt. Hansi verspricht mit seiner ersten längeren Ansage “Abenteuer, Abenteuer, Abenteuer” für den restlichen Abend und in der Tat ist die Setlist, die sich vom Vortag in Hamburg nur geringfügig unterscheidet, aber für mein subjektives Empfinden minimal stärker ist, erstaunlich heavy. Die Jungs haben wieder verstärkt Bock auf ihre Speed- und Thrash-Wurzeln, wie man dem jüngsten Opus “The God Machine” bereits angemerkt hat, und so feuern sie “Blood Of The Elves” von ebenjenem Album mit einer Furiosität hinterher, als wäre es wieder 1992. Mit “Nightfall” und “The Script For My Requiem” folgen zwei textsicher vom Publikum getragene Klassiker, bevor “Violent Shadows” als weitere neuer Song wieder ordentlich losthrasht. Stichwort: TESTAMENT-Riffs!
Auch in Dresden freut man sich über die Rarität “Skalds And Shadows”, wobei hier erstens leider Andrés Akustik-Gitarre zu leise ist und man zweitens Hansi anmerkt, dass bei dieser Nummer weniger Routine als beispielsweise bei “A Past And Future Secret” im Spiel ist. Als “Time Stands Still (At The Iron Hill)” und “Secrets Of The American Gods” folgen, wird klar, wie gut bei BLIND GUARDIAN Songs von 1998 und von 2022 miteinander harmonieren. Letzterer wird, nachdem er Tags zuvor in Hamburg premiert wurde, in Zukunft gewiss noch öfter zu hören sein, da er live sehr gut funktioniert und mit einer starken Laser-Show garniert wurde.
Nach dem “Bard’s Song” folgt in Dresden allerdings nicht “Majesty”, sondern “Guardian Of The Blind” als Debüt-Vertreter, welcher ebenfalls nicht allzu oft gespielt wurde und überhaupt 2015 in Leipzig das erste Mal nach über 20 Jahren wieder ins Programm genommen wurde. Die charmant-naive Nummer ist jedenfalls ein Abendhighlight, bevor “Traveler In Time” mit einer Mordsenergie das Konzert vorerst beendet.
Statt “Lord Of The Rings” spielen BLIND GUARDIAN heute das schnellere “The Quest For Tanelorn” im Zugabenblock, der ansonsten mit “Sacred Worlds”, “Valhalla” und natürlich “Mirror Mirror” als Finale noch mal eine schöne Werkschau durch das Opus des Quartetts bietet, bei der die Alben “A Night At The Opera” und “Beyond The Red Mirror” außen vor gelassen wurde. Das passt, denn für Bombast in an diesem Abend nicht viel Platz. Ähnlich wie auf der “Somewhere”-Jubiläumstour im letzten Jahr regiert kerniger Speed Metal das Geschehen und sorgt dafür, dass der Alte Schlachthof ordentlich brennt. Wobei dafür auch nicht viel nötig war, denn mit ca. 45°C Innentemperatur steigen Durst und Wahnsinn proportional zueinander an. Egal, ob man nach den vergangenen zwei Stunden noch bei Verstand geblieben ist, oder sich schon gen Arda gebangt hat: alle Anwesenden sind sich mal wieder einig, dass BLIND GUARDIAN kaum in der Lage sind, zu enttäuschen und Dresden mal wieder mit einem überragenden Konzert beehrt haben. Wenn’s mal wieder passt, gern wieder!
Setlist BLIND GUARDIAN:
- Imaginations From The Other Side
- Blood Of The Elves
- Nightfall
- The Script For My Requiem
- Violent Shadows
- Skalds And Shadows
- Time Stands Still (At The Iron Hill)
- Secrets Of The American Gods
- The Bard’s Song (In The Forest)
- Guardian Of The Blind
- Traveler In Time
Zugabe: - Sacred Worlds
- The Quest For Tanelorn
- Valhalla
- Mirror Mirror
(Johannes Werner)
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