ORPHANED LAND

Korrekterweise sind es sogar zwei engagiert aufspielende Bands, die man hier heute bestaunen kann, denn als Support haben sich BLIND GUARDIAN die israelischen Völkerverständiger ORPHANED LAND eingeladen, die von Beginn an hervorragend beim Publikum ankommen. Ihre Mischung aus progressivem Metal und nahöstlichen Klängen erweist sich heute als angenehm eingängig, was nicht nur an den hervorragenden Soundbedingungen, sondern insbesondere auch an der ungemein tighten Live-Performance liegen dürfte. Verspielt, aber ohne unnötige Schnörkel und mit einem klaren Fokus auf eingängigen Ohrwurm-Melodien präsentieren ORPHANED LAND eine perfekte Auswahl von Songs, die live noch mehr Eindruck hinterlassen als mit den ohnehin bereits herausragenden Studioversionen.

Galerie mit 13 Bildern: Orphaned Land - Beyond The Red Mirror Tour - Blind Guardian live in Stuttgart 2015

Nach den ersten Stücken muss Frontmann Kobi Farhi dann augenzwinkernd ein naheliegendes Missverständnis ausräumen: „Ich bin nicht Jesus!“ Macht aber nix, die Menge liegt ihm und seinen Bandkollegen trotzdem zu Füßen. Und das, obwohl eine von der Bühne herab durchgeführte Umfrage ergibt, dass nur ein Bruchteil der Anwesenden mit ORPHANED LAND bereits vertraut ist – beeindruckend! Insofern füllen die Israelis ihre Opener-Rolle perfekt aus, sie heizen die Stimmung für den Hauptact ordentlich an und dürften ganz nebenbei auch einige neue Fans für sich gewinnen können.

Darauf, dass es ihnen mit gelingt, in ihrer Heimat Juden und Araber zusammen zu bringen – „ganz ohne Politik oder Religion, sondern mit Heavy Metal“ – dürfen ORPHANED LAND zu Recht stolz sein. Und auch im ach so christlichen Abendland könnten sich von ihrer Botschaft der Toleranz noch die meisten Menschen eine dicke Scheibe abschneiden – musikalische Leckerbissen wie „Brother“, „Sapari“ oder „Norra El Norra“ darf man hingegen ganz ohne Rücksicht auf den erhobenen moralischen Zeigefinger einfach gut finden.