Bleeding Red
"Evolution's Crown" Releaseparty
Konzertbericht
Schwedischer Metal im Schweizer Gewand – ARCTURON
Von etwas weiter her kommen ARCTURON. Ganz in der Marschrichtung des Abends zocken auch die Baseler melodischen Death-Thrash und tragen ihrerseits dazu bei, die Bühne für den Headliner vorzuwärmen. Dass die Vier nicht erst seit gestern auf einer Bühne stehen, merkt man ihnen an. Wie BLEEDING RED haben die Jungs auch schon auf dem Summer Breeze spielen können. Routiniert verstehen sie es, die Leute mitzunehmen und für ihr Set zu begeistern. Die stehen aber auch auf den Sound der Band. BLEEDING RED haben bei der Auswahl ihres Vorprogramms ein stilsicheres Händchen bewiesen. ARCTURON pendeln mit ihrem Sound irgendwo zwischen frühen IN-FLAMES-Schrägstrich-DARK-TRANQUILLITY und INSOMNIUM und wissen mit eingängigen Melodien und dem nötigen Bums zu gefallen. Nichtsdestotrotz wird es langsam Zeit für die Hauptattraktion. Das wissen auch ARCTURON und räumen nach einem überzeugenden Auftritt die Bretter für die Lokalamatadore.
Gekommen um zu bleiben: BLEEDING RED
Als BLEEDING RED die Bühne betreten, gibt es davor so gut wie kein Durchkommen mehr. Keine Frage, wer hier gefeiert wird. Ohne große Umschweife legt der Headliner des Abends dann auch los. Das Set rekrutiert sich natürlich vom Erstling (woher auch sonst), den die Band in seiner Gesamtheit zum Besten geben. Die Rückkehr von Drummer Fabi, der die letzten Monate hinter Schulbüchern verbracht hat, um sich auf sein Abi vorzubereiten, tut dem Sound der Band gut. Zwar hat auch Interimsdrummer Denis, der übrigens bei DESOLATION CATALYST trommelt, seinen Job ausgesprochen gut gemacht. Fabis Tightness ist für den BLEEDING RED’schen Sound aber in etwa so wichtig und stilprägend wie der von Ex-VADER-Drummer Doc (R.I.P.) für den Sound der Polen. Was der gute Fabi aus seinem Drumkit drischt ist aller Ehren wert und wirklich beeindruckend. Besonders wohl fühlt er sich offensichtlich bei den furztrockenen Blasts, die BLEEDING RED so gern einsetzen.
Dennoch sind die Songs von „Evolution’s Crown“ schön ausgewogen und abwechslungsreich. Irgendwie erinnern mich BLEEDING RED – sicher auch aufgrund ihres jungen Alters – an die jungen RAISE HELL, als die noch die blutbesudelten DISSECTION-Nacheiferer waren. Mit dem feinen Unterschied, dass BLEEDING RED variabler agieren als die Schweden auf „Holy Target“. Da wurde ja wirklich zu 90% Hochgeschwindigkeit gefahren, währender die Aalener mehr Groove verarbeiten.
Frontmann Timo hat sichtlich Spaß und den gesamten Gig über ein breites Grinsen im Gesicht. Die Energie der Songs entlädt sich im Auditorium in wilden Circle Pits und Walls Of Death, so sie der Platz im lauschigen Rock It! zulässt. Einzelne Songs herauszupicken ist müßig. Da hat jeder einzelne Hand und Fuß und seine eigene Note. Besonders catchy fallen allerdings „Running Man“ und „Wasted Screams“ vom Demo und der neue Albumtrack „Thoughtcrime“ aus. Insgesamt ist es ein saugutes Gefühl, dass es heute noch so junge Leute gibt, die nicht als x-und-zwölfte Core-Clowns ihr Glück versuchen, sondern einen Sound spielen, der gerade groß war, als sie noch nicht einmal eingeschult waren. BLEEDING RED (ja, und auch DESOLATION CATALYST) zeigen sehr schön, dass melodischer Death Metal heute nicht automatisch nach industrieller Legebatterie klingen muss. Da ist noch Saft drin!
Nach einer guten Stunde haben BLEEDING RED den letzten Song ihres Albums gespielt – lassen sich von der angestachelten Meute aber gerne noch einmal auf die Bühne applaudieren, wo sie eine Version von DISSECTIONs „Night’s Blood“ hinlegen, die man absolut stehen lassen kann. Richtig gut. Wie der gesamte Gig. Man kann’s nicht oft genug sagen: BLEEDING RED sind eine Band, die man im Auge behalten muss.
Galerie mit 20 Bildern: Bleeding Red - Releaseparty
Bester Dank gilt Jürgen Ilg von showtime-photos.de für die Bilder, die diesen Artikel zieren.
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