Black Sabbath
Black Sabbath live in der Festhalle Frankfurt
Konzertbericht
Die Heavy-Metal-Gründerväter BLACK SABBATH kehren 2013 für ein paar wenige Dates auf Deutschlands Bühnen zurück – wir waren in der Festhalle in Frankfurt/Main und sagen Euch, wie es war.
Rückblende in das Jahr 1969: Während auf der anderen Seite des Atlantik die Hippie-Bewegung ihr Woodstock-Festival zelebriert, beschwören im englischen Birmingham vier junge Musiker eine gänzlich andere musikalische Revolution herauf. Sie nennen sich BLACK SABBATH, definieren mit düsteren, tonnenschweren Klängen das Heavy-Metal-Genre und prägen damit Generationen von Musikern. Geezer Butler (Bass), Bill Ward (Schlagzeug), Tony Iommi mit seinen prägnant fräsenden Gitarrenriffs und Ozzy Osbourne mit seinem unnachahmlichen Gesang nehmen gemeinsam acht Studioalben auf, die gespickt sind mit Klassikern.
Nach dem Bruch im Jahre 1979, als sich die Band von Ozzy Osbourne aufgrund von dessen Drogenproblemen trennt, wächst im Jahr 2013 wieder zusammen, was zusammen gehört: das von Rick Rubin produzierte Reunion-Album „13“ knüpft mit schwerem, zäh fließendem Doom-Metal und sinistren Texten nahtlos an alte Zeiten an, und die Band geht in Originalbesetzung auf eine ausgedehnte Tournee – bis auf Drummer Bill Ward, der von Tommy Clufetos ersetzt wird.
„I can’t fuckin‘ hear you“
Am 04. Dezember macht das Quartett Station in der Frankfurter Festhalle, wo sich 12.000 Fans aller Altersklassen tummeln, von Teenagern in Metal-Kutten bis hin zu längst ergrauten Altrockern. Manch einer davon mag sich im Vorfeld die bange Frage gestellt haben: Bringen es BLACK SABBATH noch live, oder demontiert sich heute eine Legende? Bedenken, die bald darauf eindrucksvoll hinweggefegt werden.
„I can’t fuckin‘ hear you“ ruft Sänger Ozzy Osbourne, als er die Bühne betritt, und schon tobt der Saal in Ekstase. „War Pigs“ ist das Eröffnungsstück, und Osbourne zeigt sich nicht nur stimmlich auf der Höhe, sondern auch unerwartet agil – immerhin ist er einen Tag zuvor 65 Jahre alt geworden und hat erst kürzlich einen Drogenrückfall überstanden. Der Sound grollt dunkel und böse, hinter der Bühne flimmern Videosequenzen auf einem felsumrahmten Tryptichon, und bunte Scheinwerfer werfen psychedelische Lichtstrahlen in die Menge. Gitarrist Tony Iommi verstreut meisterhaft gespielte, tonnenschwere Rifflava, die Bassist Geezer Butler mit rasanten Läufen veredelt; der schwer tätowierte, langbärtige Schlagzeuger Tommy Clufetos, der Bill Ward von der Ur-Besetzung ersetzt, thront mit seinen Drums auf einem künstlichen Felsvorsprung und beweist mit seinem kraftvollen, variantenreichen Spiel, warum er als einer der weltbesten seiner Zunft gilt.
In Sachen Setlist setzt das Quartett vornehmlich auf alte Klassiker wie „Children Of The Grave“, „Black Sabbath“, „N.I.B.“ oder „Iron Man“, die mit ihrem morbiden Charme auch nach vier Jahrzehnten noch unvermindert frisch klingen und mächtig abgefeiert werden; mit „God Is Dead?“ oder „End Of The Beginning“ fließen auch einige Stücke vom aktuellen Reunion-Album „13“ nahtlos mit ein.
The gods aren’t dead!
Tausende Hände klatschen den Takt, viele bangen sich die Haarmatten fusselig, und immer wieder hallen „Ozzy“-Sprechchöre durch den Saal, die der „Madman“ selig lächelnd aufsaugt. Im Stil eines Hohepriesters dirigiert dieser die Massen, hetzt in Instrumentalpassagen flott, aber etwas wackelig über die Bühne und heizt auch die Fans auf den oberen Rängen an, kippt sich eimerweise Wasser über sein Haupt und sinkt manches mal auf die Knie, um sich vor der feiernden Meute zu verbeugen.
Der „Prince of darkness“, der einst einer Fledermaus auf der Bühne den Kopf abbiss, steht klar im Fokus und zieht mit seinem Charisma die Blicke auf sich, während Butler und Iommi eher in sich gekehrt und konzentriert ihr punktgenaues Spiel zelebrieren. Im Anschluss an „Fairies Wear Boots“ rückt Drummer Clufetos in den Mittelpunkt und kredenzt minutenlang eines der besten Schlagzeugsoli, die ich in en letzten 25 Jahren erleben durfte – schlichtweg großartig, der Mann!
Nach Ende des Sets gibt es genau eine Zugabe, und wie könne es anderes sein, es ist „Paranoid“ – der bekannteste ihrer Klassiker, den sie der Legende nach in wenigen Minuten schrieben als Lückenfüller für das gleichnamige Album. Dann fällt der imaginäre Vorhang, die Band lässt sich noch eine Weile für einen formidablen Auftritt bejubeln, und alle die nicht dabei sein konnten müssen sich nicht grämen: aufgrund der großen Ticket-Nachfrage werden im Juni nächsten Jahres vier weitere Konzerte in Deutschland folgen.
Bericht: Heiko Weigelt
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