Billy Talent
Dead Silence World Tour
Konzertbericht
BILLY TALENT haben in den letzten Jahren einen wahren Siegeszug vollzogen. Mit den Alben „I“, „II“ und „III“ konnten die Jungs aus Kanada die ganze Musikelt für sich gewinnen und auch das neue Album „Dead Silence“, welches auf dem 1. Platz der Media Control Charts eingestiegen ist, pusht die Band noch weiter nach vorne. Darauf, dass BILLY TALENT gerade zu Deutschland ein sehr gutes Verhältnis haben, wird später noch eingegangen. Am 09.10.2012 gastierten die Rocker in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle, um ihr neues Album live zu promoten.
Mit im Gepäck waren noch die ebenfalls aus Kanada stammenden Alternative-Rocker ARKELLS sowie die Polit-Punker von ANTI-FLAG. Gerade ARKELLS müssen live mächtig überzeugt haben. Leider wurde der Auftritt verpasst, da die Jungs bereits um 19 Uhr 30 auf die Bühne gingen, während generell der Beginn von 20 Uhr angekündigt wurde. Nach Rücksprache anwesender Zuschauer konnten ARKELLS mehr als einen Achtungsapplaus für sich verbuchen und sicherlich einige Fans hinzugewinnen.
Anders sah es da bei den Jungs von ANTI-FLAG aus, die schon seit 1993 musikalisch aktiv sind. In der Vorhalle sah man viele Fans mit Shirts der Punks rumlaufen und als die Amis auf die Bühne gingen, war die Halle proper gefüllt. Das aktuelle Album von ANTI-FLAG, was im März in Deutschland veröffentlicht wurde und die Charts entern konnte, trug mit Sicherheit zum begeisterten Publikum bei. Sänger und Gitarrist Justin Sane hatte jedenfalls leichtes Spiel und konnte durch sein cooles Acting überzeugen. Auch wenn seine Stimme mit der Zeit ein wenig litt, hielt der Mann tapfer durch. Und als die Ansage von ihm kam, dass gleich BILLY TALENT die Bühne stürmen würden, gab es in der Menge kein Halten mehr.
Und nach einer Umbaupause von ca. 20 Minuten war es endlich soweit. BILLY TALENT, auf die gewiss allein 90% der Zuschauer gewartet hatten, waren an der Reihe. Zu beachten ist, dass mehr weibliche als männliche Besucher die Halle füllten – und die weiblichen Zuschauer lagen im Schnitt um die 20 Jahre alt. Dass BILLY TALENT jedoch keine Girlie-Rocker sind, bewiesen die Mannen im Nachgang. Zuallererst wurde das Intro vom neuen Album „Dead Silence“, „Lonely Road To Absolution“, angespielt. Und zwar vor einem riesigen schwarzen Vorhang und nur von Sänger Benjamin Kowalewicz und Gitarrist Ian D’Sa vorgetragen. Als die beiden auf die Bühne kamen, gab es ein ohrenbetäubendes Kreischkonzert – seitens der weiblichen Fans. Das übergehende „Viking Death March“ haute dann direkt in die Vollen. Die Zuschauer hüpften, pogten, bangten – es war alles dabei, was Freude macht. Kein Wunder, so bietet die Nummer doch genug Potential für einen Hit.
Im Programm ging es weiter mit dem coolen „Turn Your Back“ von „III“, gefolgt von der Übernummer „Devil In A Midnight Mass“, welches sogar die anwesenden Kuttenträger (oh ja, die waren auch da) zum headbangen animierte. Klasse Song, der von „This Suffering“ würdevoll abgelöst wurde. „Love & Sinker“ vom Klassiker „I“ sprach besonders die langjährigen Fans an während „Love Was Still Around“ vom aktuellen Album auch ohne längere Existenz zu überzeugen wusste. Die Band gab sich währenddessen stets spielfreudig und äußerst gut gelaunt. Die Frage von Sänger Benjamin, warum sich die Düsseldorfer und die Kölner nicht leiden können, wurde zwar nicht aufgeklärt, allerdings hatte er damit so einige Lacher auf seiner Seite.
Der Hit „Rusted From The Rain“ brachte die Mengen zum Dauerklatschen während die Scheinwerfer die Halle absuchten. Das unterschätzte „Saint Veronika“ konnte da nicht ganz mithalten, allerdings ist auch dieser Track eine Klasse für sich. Ein Indiz dafür, dass BILLY TALENT nicht nur durch ihre bereits bekannten Songs punkten, ist, dass auch eine neue, noch nicht im Radio gespielte Nummer wie „Runnin‘ Across The Tracks“ die Massen zu begeistern weiß. Starker Song, klasse Resonanz. „Surrender“ bot das Mitsingen an, was tausende von Kehlen sich auch nicht nehmen ließen. „Diamond On A Landmine“ und „Man Alive!“ folgten im Anschluss, bis mit der weiteren Übernummer „This Is How It Goes“ die Stunde von Gitarrist Ian D’Sa und Bassist Jonathan Gallant kam. Die Gitarrenläufe sorgten live für eine noch stärkere Gänsehaut als auf Platte und der Song brachte die Halle zum kochen. In einem Zug wurde noch „Try Honesty“ hinterhergefeuert. Sänger Benjamin nutzte beim letzten Track der regulären Setlist, „Devil On My Shoulder“, eine ruhige Passage um sich beim Publikum zu bedanken. Die von ihm genannte Tatsache, dass BILLY TALENT schon viele Jahre nach Deutschland kommen und die Fans sie hier immer abfeiern, brachte ihm einen Extraapplaus. Er appellierte an die Fans auch noch, sich durch die momentanen angespitzen Lagen der Länder nicht verrückt machen zu lassen und stattdessen an den Rock ’n‘ Roll zu glauben.
Mit den letzten Riffs von „Devil On My Shoulder“ war das reguläre Set beendet und die Jungs verließen die Bühne, durch frenetischen Jubel wurden sie kurze Zeit später jedoch wieder auf selbige zurückgefördert um mit dem Gassenhauer „Fallen Leaves“ wieder einzusteigen. Und noch einmal bewiesen BILLY TALENT, dass sie in ihre neuen Songs Vertrauen haben. Denn mit „Surprise Surprise“ wurde die aktuelle Single des Albums „Dead Silence“ im Zugabenteil gezockt. Fehlte noch was? Ja, sicher! Das fulminante „Red Flag“ durfte natürlich nicht fehlen, bei dem die Jungs noch mal alles gaben. Und die Zuschauer übrigens auch.
BILLY TALENT haben in Düsseldorf bewiesen, dass sie zu den momentan heißesten Rock-Acts gehören. Und auch ganz ohne große Showeffekte (bis auf eine coole Lightshow und große Monitore, damit auch kleine Menschen die Gruppe sehen können), rockten die Kanadier die Hütte in Grund und Boden. Und der Fundus an genialen Songs machte es für BILLY TALENT einfach, die Meute zu begeistern.
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