Beyond The Redshift Festival
Beyond The Redshift 2014
Konzertbericht
SYNDROME
Zwanzig Minuten später öffnet sich dann auch endlich der Konzertraum, welcher die ganze Pracht des „Forum“ offenbart. Manch einer mag wohl zunächst glauben, sich in ein riesiges Kino verlaufen zu haben, doch am Fuße der Bühne, vor der imposant-breiten Leinwand, hockt ein einzelnes Individuum, dass sich als Mathieu Vandekerckhove, seines Zeichens Gitarrist bei AMENRA, entpuppt. Unter dem Banner seines Soloprojekts SYNDROME präsentiert uns der Belgier hier sein 2012 erschienenes One-Track-Werk „Now And Forever“, womit sich auch gleich erklärt, was die Kuratoren CULT OF LUNA mit der Ankündigung einer „audio-visual experience“ meinten.
Auf musikalischer Ebene benötigt Vandekerckhove lediglich ein Mikrofon, eine Gitarre, einen E-Bow und gefühlte fünf Loop-Stations, um eine halbstündige Reise durch tiefe Ambient/Drone-Welten zu erschaffen. Die Show verläuft – ähnlich wie bei AMENRA – alles andere als selbstinszeniert, der Fokus liegt weniger auf der Musik als auf dem Gesamtbild. Beinahe andächtig gibt sich das Publikum, das den Hauptgraben vor der Bühne für diese Uhrzeit bereits beträchtlich füllt, dem Erlebten hin, versinkt in tosenden (akustisch wie visuell projizierten) Meeren, bis der Song schließlich in einem minutenlangen Crescendo endet, der dann auch mir noch die Stöpsel in die Ohren treibt. „Syndrome – Now And Forever“ ziert in großen Lettern den Bildschirm und während der Belgier die Bühne bereits als Schatten verlässt, hallen die Delay-Loops noch mehrere Minuten nach.
Galerie mit 7 Bildern: Syndrome - Beyond The Redshift 2014
Hui, erst mal durchatmen. Das war anstrengend, aber irgendwie auch schon bewegend, ergibt zusammen also einen gelungenen Start.
Setlist SYNDROME
- Now And Forever
AMENRA
Schon mal eine AMENRA-Show gesehen? Nein? Dann nicht weiterlesen, denn meine Worte werden der Sache wohl nicht ansatzweise gerecht werden.
Nach dem Herr Vandekerckhove eben die Gitarre tauscht, geht es im fliegenden Wechsel weiter. 13:50 Uhr, erst mal eine geballte Ladung Sludge. Vom ersten Ton an agieren die fünf Belgier als musikalische Einheit und beweisen so, dass tonnenschweres Riffing eben auch am Mittag bestens funktioniert.
Die Setlist besteht gewohntermaßen aus einem Querschnitt der letzten drei Alben „Mass III“ bis „Mass V“. Dank der sich fortsetzenden cineastischen Komponente (leinwandtechnisch ist kein großer Unterschied zu SYNDROME zu erkennen) hat man zuweilen das Gefühl, dass es irgendwie egal ist, welche Songs AMENRA hier genau aufs Parkett bringen. Minimalistische Interaktion, tiefe Gitarrenwalzen und der gar nicht mal so stimmbandschonende Gesang von Fronter Colin H van Eeckhout (stets mit dem Rücken zum Publikum) machen die Mixtur aus, die das Publikum 60 Minuten lang ausnahmslos abfeiert.
Galerie mit 8 Bildern: Amenra - Beyond The Redshift 2014
Doch auch einige Hits haben sich im Set versteckt. Beim schrammeligen Clean-Drop-B-Gitarrenintro von „Razoreater“ geht ein anerkennendes Raunen durch die Menge. Trotz früher Stunde ist das Forum verdammt gut gefüllt und so lassen Fans und Band diesen Auftritt zu einem frühen Highlight des Tages werden.
Setlist AMENRA
- The Pain. It Is Shapeless. We Are Your Shapeless Pain.
- Dearborn And Buried
- Razoreater
- Boden
- Terziele
- Nowena | 9.10
- Am Kreuz
- Silver Needle. Golden Nail
JESU
Wenn man schon nach London fliegt, müsste man Soundtüftler Broadrick ja eigentlich auf dem Schirm haben. Gut, hatte ich ja auch, allerdings irgendwie nur mit GODFLESH. Also im Voraus brav an den Plattenladen meines Vertrauens gewandt und noch schnell das aktuelle Album „Everyday I Get Closer To The Light From Which I Came“ erstanden. Eine große Scheibe, warum hat die bei uns eigentlich keine Review? Freilich, mit Post-Metal hat das Ganze schon lange nichts mehr zu tun. Vielmehr gleichen die Sounderzeugnisse inzwischen einer hallgetränkten Mixtur aus Post-Punk und Electronica.
Das funktioniert auf Platte, aber heute leider nicht live. Drummer Ted Parsons hat man zuhause gelassen und damit beschränkt sich die Besetzung auf Diarmuid Dalton am Bass und Justin K. Broadrick an Gesang, Siebensaiter und MacBook. Leider stiehlt gerade letzteres den beiden introvertiert performenden Musikern ein wenig die Show: Die viel zu sterilen Virtual Drums schneiden die atmosphärischen Klangwelten auf unschöne Art und Weise und pumpen (nachdem AMENRA auch in dieser Hinsicht gut vorgelegt haben) die Bass-Messlatte endgültig ins Untererträgliche. Bei drei Instrumenten fällt es nicht leicht, sich davon nicht stören zu lassen und so sehr ich mich auf diesen Auftritt gefreut hatte, so sehr bildeten JESU leider die kleine Enttäuschung eines großartigen Festivals.
Nächstes Mal wieder mit richtigem Drummer, die Herren?
Galerie mit 7 Bildern: Jesu - Beyond The Redshift 2014
FURTHER DOWN
Zeit den Club zu wechseln! Im „Boston Music Room“ findet sich jetzt die ultimative CULT-OF-LUNA-Fanboy-Elite ein, um den Pianoklängen eines jungen Studenten aus Tschechien zu lauschen. Ja, richtig gehört: Der als FURTHER DOWN agierende Dave Tichý hat sich im vergangenen Jahr mit YouTube-Covern des „Somewhere Along The Highway“-Albums einen gewissen Namen gemacht. COL-Fronter Johannes Persson zeigte sich begeistert, kontaktierte den Musiker und akquirierte ihn für das heutige Festival.
Ach ja, der „Boston Music Room“. Im Keller unter dem „Dome“ gelegen, hat er die Atmosphäre einer überdimensionalen Bar und entlockt den Anwesenden zunächst leider auch einen entsprechenden Gesprächs-Pegel. Der noch ein wenig angespannte Tichý beginnt derweil sein Set mit dem Zehnminüter „Finland“. Anerkennendes Nicken im Publikum. Neben drei Stücken des oben genannten Werks von 2006 hat mit „In Awe Of“ auch ein Song des aktuellen „Vertikal“-Zyklus seinen Weg in das halbstündige Set gefunden. Dieses Kontrastprogramm am Nachmittag ergreift die Anwesenden auf eine angenehm andere Art und Weise und so gibt sich das Publikum mit jedem Aufwallen des begnadeten Pianisten ein Stückchen mehr der Musik hin.
Galerie mit 6 Bildern: Further Down - Beyond The Redshift 2014
Die Arrangements sind lang, episch und steigern sich dramatisch. Genau wie ihre Originale – und doch so anders. Spätestens beim finalen „Dark City, Dead Man“ kreiert FURTHER DOWN einen für ein einziges Instrument so unglaublich atmosphärischen Sog, dass im Raum 15 Minuten lang Totenstille herrscht. Dann: tosender, nicht enden wollender Applaus. Der provisorisch eingerichtete Merch-Stand (bestehend aus Portemonnaie und selbstgebrannten CDs in Papierschubern) wird nahezu überlaufen und Tichý muss noch lange bis in die Umbauphase hinein signieren.
„Es war eine wirklich aufregende Sache für mich“, verrät er mir später im Gespräch. Songs der Schweden habe er zuvor noch nie in der Öffentlichkeit dargeboten. „Jetzt freue mich vor allem auf die CULT-OF-LUNA-Show nachher.“ – Zurecht!
Setlist FURTHER DOWN
- Finland
- In Awe Of
- Dim
- Dark City, Dead Man
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