Betraying The Martyrs -
Live in Hamburg
Konzertbericht
Manchmal gibt es Tage, da läuft es nicht so ganz rund. Rund lief zum Beispiel auch nicht der Tourbus der BETRAYING THE MARTYRS eigentlich am 15.03.2018 im Rahmen der „The Still Resilient Tour 2018“ nach Hamburg führen sollte. Irgendwo auf der Reise in den Norden blieb dieser nämlich mit Motorschaden liegen und änderte etwas die ursprünglichen Tourpläne der Franzosen. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben und so bekommt Hamburg heute abend im Logo doch noch sein Fett bzw. seine Portion Metalcore weg.
Den Anfang machen HEARTBOUND aus Hamburg, die wohl an diesem Abend unter den schwierigsten Voraussetzungen zu kämpfen haben. Punkt eins wäre da eine Location, die zur Stagetime vielleicht mit maximal 50 Leuten gefüllt ist. Punkt zwei wären die latenten Soundprobleme, unter denen die Band während ihres Gigs leidet. Immer wieder setzt das Mikrofon aus. Unterbricht quasi Sänger Johnny inmitten jeglicher Action und lässt das Set unrund und krampfig wirken. Da springt dann auch nicht so brennend heiß der Funke über. HEARTBOUND machen dennoch das Bestmögliche daraus und lassen sich nicht aus der Fassung bringen. Ihr Repertoire: eine solide Bandbreite Posthardcore/Metalcore mit ordentlichen Shouts. So wirklich aufgewärmt fühle ich mich nach dem 30-minütigem Auftritt allerdings nicht.
Galerie mit 10 Bildern: Heartbound - The Still Resilient Tour 2018Bisschen mehr ist dann schon los als ONE MORE WORD die kleine Bühne bespielen und sagen wir es ruhig bespaßen. Der Truppe aus der Nähe von Pinneberg sieht man direkt an, wie viel Bock sie haben und das ist sofort ansteckend. Mittlerweile haben den Weg ins Logo fast 100 Leute gefunden. Und da kann man schon mal den ein oder anderen Pit heraufbeschwören, wie es Fronter Julian erfolgreich tut. Relativ zeitnah balgen sich die ersten kleinen Verrückten herum. ONE MORE WORD liefern ein straffes Gewitter in Sachen Modern Metal und bringen mich mit Songtiteln wie „Effectus Pavonis“ zum Grinsen. Das Ganze hat was und selbst wenn es hier und da bei den Übergängen etwas holpert, machen das ONE MORE WORD gnadenlos mit guter Laune und einem Frontmann der ambitioniert animiert, wieder wett. Am Ende des Sets, sehe ich, wie sich einige sehr zielstrebig und interessiert dem Merchandisingstand der Band nähern. Soviel machen die Jungs also gar nicht falsch und sind definitiv mein Aha-Moment des Abends.
Galerie mit 12 Bildern: One More Word - The Still Resilient Tour 2018„Geht langsam“, denke ich und fühle mich jetzt bestens vorbereitet für eine Runde BETRAYING THE MARTYRS. Gegen kurz vor 22 Uhr ist es dann auch soweit. Untermalt von aufblitzenden, gleißendem Lichtgewitter, legt die muntere Bande um Aaron Matts an der Front los. Was anfangs noch fast schüchtern und verhalten wirkt baut sich von Track zu Track immer weiter auf. Ja Hamburg ist nordisch kühl und auch BETRAYING THE MARTYRS müssen erst warm werden. Als sie das aber sind, gibt es Vollgas vom Feinsten. Dabei setzten die Franzosen nicht nur auf die neueste Platte „The Resilient“ sondern mischen den Abend gut durch. „Love Lost“ und „Liberate Me Ex Inferis“ („Breathe In Life“ /2011) trifft auf „Lost For Words“ und „Unregistered“ („The Resilient“/2017). Dabei sind fünf von sechs Musikanten immer wieder fröhlich in Interaktion mit allem was sich vor der Bühne sammelt. Fünf von sechs, weil es Drummern ja bekanntlich eher schwerer gemacht wird, einfach mal zum Bühnenrand zu spurten. Aaron entschuldigt sich während des Gigs immer wieder für den Ausfall des ursprünglichen Termins und bedankt sich gleichzeitig dafür, dass es Menschen gibt, die nach einem langen Tag an einem Montagabend hier sind. Dabei grinst er, schneidet Grimassen, winkt fröhlich und lässt sich Getränke aus dem Publikum reichen. Auch Victor kommt immer wieder hinter seinem Keyboard hervor und klatscht sich mit Kuttenträgern ab. Menschenscheu sind die schon mal nicht. Ein Hauch von familiärer Wohnzimmmer-Atmosphäre. Kommt an. Bei mir und dem Rest. Die Folge: süße, kleine Circle Pits.
BETRAYING THE MARTYRS zimmern und gröhlen und wuseln sich kraftvoll durch ihr fast einstündiges Set bis dann nach einer Zugabe, durchgeschwitzt bis auf das Feinrippunterhöschen, Feierabend auf der Bühne gemacht wird. Nachholtermin in Hamburg erfolgreich abgeliefert würde ich mal sagen, auch wenn der Abend schwerer aus dem Puschen kam. Hinten heraus ziehen BETRAYING THE MARTYRS alles gerade und machen aus einem Montagabend eine keksrunde Sache.
SETLIST BETRAYING THE MARTYRS:
- Lost For Words
- Wide Awake
- Where The World End
- Ghost
- Man Made Disaster
- Love Lost
- Liberate Me Ex Inferis
- Life Is Precious
- Unregistered
- Disconnected
- The Resilient
- Zugabe: The Great Disilusion
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