Belphegor
RockArea Open Air 2009
Konzertbericht
Samstag
Einen guten Gag haben sich die Veranstalter ausgedacht und eine nicht ganz unbekannte Band als Opener für den Samstagmorgen engagiert. AGNOSTIC FRONT, die Großväter von so ziemlich allem, was sich Hardcore schimpft und gerne brutal und cool auf einmal sein will, stehen doch tatsächlich um halb eins, also kurz nach Sonnenaufgang, auf der Bühne und zeigen der Welt, wo sie herkommen. Hardcore from New York City. Das ist die Ansage, und Tracks wie „Friend Or Foe“, „Crucified“, „For My Family“ führen durch die beachtliche Bandgeschichte. „I love the smell of Hardcore in the morning“, so die Aussage von Sänger Roger Miret. Und verdammt noch mal: Er hat Recht. Die Idee, eine solche Band als Wachmacher klarzumachen, kommt hervorragend an. Wo bei anderen Festivals um diese Uhrzeit gähnende Leere auf dem Gelände herrscht, springen überraschend viele wache Typen durch die Gegend und lassen es sich gut gehen. Der Aufforderung, um diese Uhrzeit einen Circlepit zu bilden, wären manche hundertprozentig umgehend nachgekommen, doch offensichtlich haben die New Yorker keinen Schimmer, auf was für einem Gelände sie sich hier befinden. Und so muss es zu „Gotta Go“ ausreichen, dass man sich ein wenig „anrempelt“. Sehr geile Show von einer Band, die sich ihre Credits schon seit 1982 erspielt. Respekt. (Christian Kaltenmaier)
AGNOSTIC FRONT lassen nach ihrem Auftritt eine doch recht überschaubare Menschenmenge zurück, die sich aufgrund der vorherrschenden Hitze samt Sonneneinstrahlung allerdings lieber an den schattigen Plätzen jenseits des Platzes vor der Bühne aufhält. Der old-schoolige Death/Thrash der Saarländer von ICON kann leider nach einem Auftakt, wie ihn AGNOSTIC FRONT boten, trotz gutem Sound nicht so sehr punkten, was man hauptsächlich an der kaum Zuwachs erhaltenden Zuschauermenge festmachen kann. Nichtsdestotrotz ziehen die Saarländer um Sänger Thomas „Slavegrunter“ Pickard ihre tighte Show durch, bei der sich die Rampensau-Qualitäten von Thomas nach dem gestrigen Auftritt von GODSLAVE einmal mehr bemerkbar machen. Die Animationsversuche fruchten auf jeden Fall bei dem spärlich anwesenden Publikum, hinterlassen am Ende vor der Bühne leider nur ein paar glückselig grinsende Metaller. (Markus Möwis)
Die nächste Band wird mit „Sperma“-Rufen empfangen und antwortet mit einer Mischung aus Ironie und Hard Rock. MUTTERSCHUTZ ist, wie viele andere hier, eine Band aus dem Saarland. Die Saarländer spielen vor einer sehr überschaubaren Publikumsfront ihre Stücke runter. Dazu gehören „Nicht schon wieder du“, „Ich bin das Böse“ und auch der „Heavy Metal Antichrist“ Klopapierrollen fliegen durch die Gegend, und Gummipuppen werden verschenkt, denn: „Loch ist Loch“. Wieder was gelernt. (Christian Kaltenmaier)
Nun ist es an der Zeit für die Lokalmatadore von NOISE DRUG. Die Musik lässt sich in etwa als eine Mischung aus Progressive- und Thrash Metal beschreiben, ist also dementsprechend nicht unbedingt für jedermann geeignet. Das spiegelt sich auch in der Menge vor der Bühne wider, es haben sich nur ein paar Interessierte eingefunden. Mit fortlaufendem Set mehrt sich die Menge allerdings. Kein Wunder, hat sich die Bühnenpräsenz der Jungs im letzten Jahr doch enorm verbessert. Sie spielen ihr Set souverän und mit Laune für beide Seiten, der Sound ist okay, das Publikum freut‘s. (Markus Möwis)
Mehr Menschen fanden sich auch bei LAMERA nicht ein. Die Süddeutschen demonstrieren einen Mix aus Neo-Thrash und avantgardistischen Einflüssen. Sehr gut in Szene gesetzt und überzeugend ist die Stimme insbesondere bei „Apex Predator“. Trotz weniger Zuschauer geben sich die Jungs sichtlich Mühe alles was vor der Bühne steht zu motivieren und abzuholen.
(Folk) Rock vom Feinsten bieten die Dresdener von LETZTE INSTANZ. Eindeutig lässt sich die Musik nicht einer Schublade zuordnen, denn es finden sich allerlei Einflüsse in der Musik der Mannen wieder: Von Gothic bis hin zum Nu Metal-Riff ist alles in ihrer Musik vertreten. Vom Mittelalter-Rock der ersten Scheibe „Brachialromantik“ ist bei diesem Auftritt gar nichts zu merken, denn gespielt werden beinahe ausnahmslos neuere Stücke. Zu Anfang hat die Band leider mit einigen Sound-Problemen zu kämpfen, weswegen Gitarrist Oliver Schmidt kaum zu hören ist. Glücklicherweise legt sich das aber im Laufe des Auftritts, so dass alle den Auftritt der Gruppe genießen können. Sänger Holly D. macht ordentlich Stimmung und tanzt und springt auf der Bühne herum, dass es eine wahre Freude ist. Die Fans fangen die Stimmung sofort auf und versuchen, den Hüpfeinlagen zu folgen oder bewegen sich einfach nur im Takt. (Wiebke Hörmann)
Weiter im Quartett geht es nun mit den Herren des Schwachsinns. Gemeint sind A.O.K., welche anfangs noch bekleidet, innerhalb von kürzester Zeit völlig entblößt auf der Bühne stehen und allerlei Schabernack treiben. Wer sich in die ersten Reihen traut, kann sich darauf gefasst machen, entweder von Bier, Cornflakes, Baguette oder einem Salatkopf abgeschossen zu werden. Oder möglicherweise hautnahe Bekanntschaft mit einem der blanken Hintern zu machen. Eine ganze Wagenladung an Songs macht es natürlich nicht einfach, doch die irren Frankfurter greifen zielsicher in die Musikkiste und zaubern herzzerreißende Titel wie „Baguette Attack“, den „Brombeerhagel“, „Satan, Hölle Und Salat“ oder „Speak Hessisch Or Die“ hervor und machen viele Verrückte vor der Bühne glücklich. (Christian Kaltenmaier)
Wir wollen nicht lange um den heißen Brei herum reden, entweder man mag Power Metal der Marke BRAINSTORM oder eben nicht. Auf der Loreley spielen sie nun die letzte Show der „Downburst“-Tour, und scheinbar läuft der Sound einer annehmbaren Anzahl von Menschen recht gut rein. Der Tour-Marathon ist trotz überzeugender Leistung bemerkbar. So richtig frisch, fromm, fröhlich, frei, wie beispielsweise SABATON am Vortag, spielen sie nicht auf. BRAINSTORM wären aber nicht BRAINSTORM, wenn sie nicht aus der Not eine Tugend machen und mit einer Auswahl von richtig starken Songs („Shivas Tears“, „Worlds Are Coming Through“, „My Suffering“, „Fire Walk With Me“, etc.) das Publikum dennoch auf ihre Seite holen. Den einen oder anderen sogar so weit, dass er sich mit einem grazilen Sprung über die Absperrung sauber im Fotograben auf die Fresse legt. „Wir sind BRAINSTORM! Und Ihr seid scheißegeil!“ Das sind die Worte von Sänger Andy. Ob es nun am schwäbischen Akzent liegt, weiß man nicht genau, doch verstanden haben die meisten nur „scheißegal“. (Christian Kaltenmaier)
Die Erwartungen an die nächste Band sind im Vorfeld recht gering, hatten ONSLAUGHT doch bei den letzten Auftritten nicht unbedingt das gehalten, was man sich versprochen hatte. Dieser Auftritt lässt all dies jedoch sehr schnell vergessen, denn diese Band ist d-i-e Überraschung des Festivals. Ausdrucksstark, energisch, kraftvoll, temporeich – das sind nur ein paar Adjektive, um diesen Gig einigermaßen in Worte zu fassen. ONSLAUGHT sind zurück und das mit voller Macht! Gespielt werden größtenteils Stücke vom neuen Album und von „The Force“. Nur das obligatorische „Power From Hell“ fällt aus dieser Reihe heraus. Obwohl die Setlist den Fokus etwas mehr auf die älteren Sachen hätte richten können, macht dieser Auftritt sowohl den Fans als auch der Band einfach nur Spaß.
Da Eluveitie im Stau stehen, bekommen die Essener von KREATOR mehr Spielzeit zugestanden, als ursprünglich geplant, und können so noch ein paar mehr Ansagen und Lieder in die Setlist einbauen. Sänger Mille ist bei diesem Gig ungewohnt gut gelaunt und genießt ausgiebig die Vorteile des langen Laufstegs, um dem Publikum nahe zu sein. Gespielt wird eine Songauswahl ohne größere Überraschungen, lediglich „Voices Of Dead“ findet dank längerer Spielzeit den Weg in die Setlist. Die zahlreichen Fans sind hocherfreut über die extra Portion Thrash, haufenweise Headbanger und sogar vereinzelte Crowdsurfer können gesichtet werden. Aufgrund der kleinen Bühne muss die Videoleinwand der Essener weichen und wird stattdessen durch viel Stoff mit Bildern aus dem neuen Album bei gewohnt rotem Licht ersetzt. (Wiebke Hörmann)
Im Anschluss gibt es erst einmal lange Gesichter auf der Bühne: die mittlerweile doch noch eingetroffenen Schweizer von ELUVEITIE nutzen die Umbauphase vor BOLT THROWER, um sich bei ihren Fans für den entfallenen Auftritt zu entschuldigen. Nette Geste, die Enttäuschung der acht Akteure ist aber kaum zu übersehen. (Julia Wiesner) Gegen 23 Uhr betreten BOLT THROWER die Bühne des Rockarea-Festivals und beginnen ihr Set sofort mit einem absoluten Hit der Band: „IVth Crusade“. Insgesamt strotzt die Songauswahl nur so vor Klassikern und lässt die Fans ausrasten. Stücke wie „Mercenary“, „Those Once Loyal“, „Forever Fallen“ oder „No Guts No Glory“ werden frenetisch gefeiert. Auch BOLT THROWER profitieren vom Ausfall der Schweizer. Die Band scheint ebenso gute Laune zu haben wie die Fans und gibt sich energisch. Karl Willetts verzaubert die Fans und findet zwischenzeitlich sogar auch mal den Weg auf den Laufsteg ins Publikum. Ein sehr würdiger Headliner und genialer Abschluss des Rockarea 2009! (Wiebke Hörmann)
Nachdem das Rockarea Festival letztes Jahr noch im idyllischen Losheim stattfand und man sich eigentlich schon wieder auf diese Location gefreut hat, wurde man angenehm vom neuen Austragungsort überrascht. Beinahe ideales Wetter, eine ganz besondere Atmosphäre, jede Menge interessante Leute und die bereits angesprochene Bandauswahl lassen viele gute Eindrücke zurück. Der Weg vom Campground zum Gelände gleicht, im Gegensatz zum letzten Jahr, keiner Sonntagswanderung, sondern einem kurzen Sprint. Freundliche Sicherheitsbeamte und eine lockere Stimmung so weit das Auge reicht, lassen auf kommendes Jahr hoffen. Wir kommen in jedem Fall gerne wieder und empfehlen das Rockarea Festival wärmstens weiter. Vielen Dank an alle Mitstreiter, insbesondere an Wiebke Hörmann von Igelmetal.de und Michael Wiesner vom Legacy für tatkräftige Unterstützung.
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