Europa Blasfemia
Behemoth, Secrets Of The Moon, Mgła und Dawn Of Disease live in Köln
Konzertbericht
Kennst du diesen Essigfabrik-Moment, wenn du pünktlich vor Ort bist, aber noch immer in der Einlassschlange stehst, während drinnen die erste Band beginnt? Schon jetzt ein Klassiker. Während die Damen und Herren Securities den Begriff „Sicherheitskontrolle“ im Gegensatz zu manch schlampiger Kölner Location wenigstens noch ernst nehmen, rumpeln drinnen die Osnabrücker DAWN OF DISEASE los.
Die Death Metaller machen derzeit einen Support-Slot nach dem anderen klar und eröffnen nicht nur am heutigen Abend für BEHEMOTH, sondern später im Jahr auch noch für AMON AMARTH. Und nach dreizehn Jahren im Business weiß der Fünfer erfreulicherweise ein gewisses Maß an Abwechslungsreichtum auszuspielen und drückt den Hörern abwechselnd schleppende, melodische und groovige Todeskost aufs Ohr. Eine amtliche Mische, die zu keiner Zeit gezwungen wirkt und sich vor allem stets an der einzig wichtigen Devise des Genres orientiert: Immer schön draufhauen.
Shitstorm um MG?A führte im Vorfeld zur Verlegung
Nachdem sich auch der letzte Nachwuchs-Szenefan durch die Eingangstüre gequetscht hat, ist es plötzlich auch schon eng wie in der Kombüse. Womöglich der Reiz des Verbotenen? MG?A und ihre auf den zweiten Blick nicht immer ganz sauberen Verstrickungen in der polnischen Black-Metal-Szene sind schließlich mit schuld an der Verlegung des heutigen Konzertabends aus Wiesbaden in die Domstadt. Nachdem die Betreiber des Alten Schlachthofs die nicht mehr wirklich undergroundigen Vorzeigestars des traditionellen Schwarzmetalls aus dem Line-up gestrichen hatten, setzte die Netzgemeinde ihnen einen tiefbraun duftenden Shitstorm auf die Facebook-Pinnwand, der schließlich in der Absage des gesamten Abends resultierte. Mahlzeit.
Nun denn, nachdem ein erster Kleidungsscan zwar keinerlei BURZUM– oder ABSURD-Patches, dafür aber dutzende MG?A-Shirts ermittelt, manifestiert sich der Eindruck, dass der aktuelle Hype um das 2015 erschienene Studioalbum „Exercises In Futility“ etwaige rechte Szenespinner erfreulicherweise kaltgelassen hat. Stattdessen blickt das Quartett in über 1000 glückliche Gesichter, die den Querschnitt durch sämtliche EPs und Alben der Band gewissenhaft abfeiern. Dass mancher Fan der ersten Stunde intimen Kellerkonzerten ohne bunte Moving-Lights und jutebeuteltragende Milchgesichter hinterhertrauern dürfte – geschenkt. Denn ob MG?A wirklich auf die große Bühne gehören ist fraglich. Funktionieren tun sie dort aber bestens.
Eine weitere Spezialität der heutigen Location: Zu viele verkaufte Tickets. Zwar meldet die Essigfabrik schon nach wenigen Gästen an der Abendkasse den Ausverkauf, dafür ist der Laden dann aber auch schon verdammt früh überfüllt. Bis in die letzte Reihe herrscht Gedränge, schnell werden Erinnerungen an den legendären OPETH–Gig von 2011 wach, den mancher Gast bloß auf dem Merchtisch liegend verfolgen konnte. Wer Platz zum Atmen will, kann sich aber ja auch einfach im Klo einschließen. Ganz großes Kino.
SECRETS OF THE MOON mit gemischter Setlist
Egal, Ellbogen raus und weiter, nicht wahr? So lautet ja schließlich auch die Grundeinstellung von SECRETS OF THE MOON, die den Black-Metal-Fanatikern abermals ihr jüngstes, erfreulich widerspenstiges Manifest „SUN“ vorsetzen. Zwar gibt’s das Album diesmal nicht in voller Länge zu hören, dafür orientiert die Setlist aber weiterhin an der 2015er Release-Tour. Statt „Worship“ gibt es heute „Seven Bells„, am Schluss steht wie immer „Lucifer Speaks“. Heißt im Klartext: Fans von „Carved In Stigmata Wounds“ und „Privilegivm“ gehen abermals leer aus.
Was nicht bedeutet, dass die Frischzellenkur der Band nicht äußerst gut zu Gesicht stünde. Das Headbang- und Bewegungspotenzial von Stücken wie „Here Lies The Sun“ wird in den vorderen Reihen so gut wie möglich genutzt, aber dennoch haben SECRETS OF THE MOON – trotz äußerst stabilem Essigfabrik-Sound – schon mal mehr geknallt. Nach dem Siegeszug beim Prophecy Fest zumindest ein kleiner, aber verschmerzbarer Dämpfer.
BEHEMOTHs „The Satanist“ gleicht einem großen Theaterstück
Selbstredend hingegen, dass beim Headliner dann wieder alles stimmt. BEHEMOTH-Shows sind längst klanggewordene Perfektion – und gehen weit darüber hinaus. Die erneute Darbietung von „The Satanist“ in voller Länge gleicht einem durchkonzeptionierten Theaterstück, das visuelle und akustische Reizüberflutungen zu einem blasphemischen großen Ganzen zusammensetzt. Nachdem der während der einleitenden schwarzen Messe zum Einsatz kommende Weihrauch zahlreiche verschnupfte Nasen vor eventuell einsetzenden Erkältungen bewahren konnte, schießen BEHEMOTH neben den Standard-Hits „At The Left Hand Ov God“ und „Chant For Eschaton 2000“ unter anderem den Black ’n‘ Roll-Brecher „Pure Evil And Hate“ hinterher.
Eifrig danken die Polen dem Publikum für einen triumphalen Tourauftakt, bevor Bowies Schwanengesang „Lazarus“ vom Band erklingt und für knapp 1100 Gäste den Rausschmeißer gibt. Und nein, Nergals frisch gebackene Oblaten gab es heute Abend leider nicht zu kosten. Dafür aber ein Tourpackage, das Leib und Blut des Herren geschmacklich jederzeit in den Schatten stellen dürfte.
Fotos: Alex Klug | 2 Rights Make 1 Wrong
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Behemoth, Secrets Of The Moon und Dawn Of Disease auf Tour
04.04.25 | Behemoth - "The Unholy Trinity" European Tour 2025Behemoth, Satyricon und Rotting ChristGasometer, Wien |
05.04.25 | Behemoth - "The Unholy Trinity" European Tour 2025Behemoth, Satyricon und Rotting ChristZenith, München |
06.04.25 | Behemoth - "The Unholy Trinity" European Tour 2025Behemoth, Satyricon und Rotting ChristColumbiahalle, Berlin |
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Das jemand mit einem Burzum Patch ein rechter Szenespinner ist, halte ich für sehr fragwürdig.