Beatsteaks
Feiern Hoffest im Schokoladen mit Cava
Konzertbericht
Es ist ein lauer Sommerabend in Berlin. Die heißesten Tage liegen hinter uns, und ein Open-Air-Sommer neigt sich langsam dem Ende zu. Wie könnte man das in der Hauptstadt besser feiern, als mit einem letzten Abend im Freien? Das haben sich zumindest die Lokalhelden der BEATSTEAKS gedacht und am 26.08.2023 zu ihrem letzten Konzert für dieses Jahr geladen. Nur dieses Mal zelebrieren die BEATSTEAKS ihren Jahresabschluss nicht in der Berliner Wuhlheide vor 16.000 Menschen. Stattdessen hat man sich die Szenelocation Schokoladen in Berlin-Mitte ausgesucht. Normalerweise spielen und proben hier winzig kleine Bands aus dem Bereich Rock, Alternative oder Punk, die noch auf ihre Entdeckung warten. Für die BEATSTEAKS aber wurde extra der Innenhof bereit gemacht, denn der Andrang auf die Tickets war verständlicherweise groß. Das Konzert war auch ruckzuck ausverkauft. Eine bessere Location für ein gepflegtes Punk-Rock-Konzert hätten sich die BEATSTEAKS auch nicht aussuchen können. Denn der unsanierte Altbau im Herzen eines eher gentrifizierten Viertels erzeugt alleine schon durch die Optik seinen ganz eigenen Charme. Wer braucht da schon moderne Mehrzweckhallen?
CAVA läuten den Abend ein
Doch bevor die BEATSTEAKS die kleine Bühne im Innenhof betreten können, ist es an CAVA, das Berliner Publikum aufzuwärmen. CAVA ist eine ebenfalls aus Berlin stammende Band, die nur aus zwei Mitgliedern besteht. Die beiden Musikerinnen Peppi und Mela haben sich mit ihrer Band dem Garage Rock verschrieben und beweisen an diesem Abend, dass sie sich schon eine gewisse Live-Routine erarbeitet haben. Musikalisch machen CAVA nichts Neues. Dennoch funktioniert ihre Mischung aus Punk und Alternative an diesem Abend sehr gut, und sie passt auch ideal zur abendlichen Temperatur. Und auch wenn CAVA vielen im Publikum sicherlich noch unbekannt sind, geht ihre Energie sehr gut auf das Publikum über. Was CAVA jedoch besonders macht – und auch für viele erstaunte Gesichter sorgt – ist, dass beide Musikerinnen beide Instrumente (Gitarre und Schlagzeug) beherrschen. So kommt es dann, dass Mela und Peppi mitten im Set ihre Positionen tauschen und das andere Instrument übernehmen. Das sorgt auch für einen angenehmen Wechsel in der Dynamik.
Die BEATSTEAKS von hier
Nach einer angenehm kurzen Umbaupause ist es dann aber so weit, und die BEATSTEAKS betreten unter tosendem Applaus und mit breitem Grinsen im Gesicht die Bühne. Man sieht den Fünf an, dass sie richtig Lust auf Rock’n’Roll haben. Und ihre Energie überträgt sich direkt auf das Publikum. Dass sie für das Berliner Publikum bereit sind, beweisen sie schon mit dem kurzen Opener „Not Ready To Rock“. Voller Energie legen die BEATSTEAKS einen adrenalingeladenen Kaltstart hin. Und das Publikum rastet vollkommen aus. Arnim und seine Jungs scheinen zu spüren, dass dies ein besonderer Abend sein wird. Denn kurzerhand wird die Setlist umgestellt. Das eigentlich als Standard für die Zugabe gesetzte „Jane Became Insane“ wird spontan als zweiter Song gespielt. Sofort sind alle Dämme beim Publikum gebrochen, und bis zur letzten Reihe wird gehüpft, mitgegrölt oder getanzt. Um dem Abend noch mehr Besonderheit zu schenken, kündigt Arnim an, dass heute exklusiv viele ältere Songs gespielt werden. Als Beweis liefern sie „Shiny Shoes“ von der 1999er Platte „Launched“. Nach so viel Action gleich zum Start braucht Arnim eine kleine Pause vom Singen. Weswegen Peter kurzerhand das Mikrofon ergreift und den Hildegard-Knef-Klassiker „Von nun an gings bergab“ covert.
Ein wilder Ritt durch die eigene Vergangenheit
Nachdem Arnim wieder bereit ist, folgt eine wahre Fülle an Songs der frühen Alben. „Hail To The Freaks“, „Schlecht“, „Me Against The World“, „48/49“ reihen sich nahtlos aneinander, und das Publikum kommt eigentlich gar nicht mehr zur Ruhe. Das möchte an diesem Abend auch eigentlich keiner. Wo man sich auch umschaut, blickt man in überglückliche Gesichter. Nach fast einer Stunde folgt dann mit „Automatic“ einer der wenigen „neueren“ Songs der BEATSTEAKS (auch wenn der schon zwölf Jahre alt ist). Richtig laut wird es dann aber, als die BEATSTEAKS ihren Klassiker „Let Me In“ anstimmen. Und so mancher in der Nachbarschaft vom Schokoladen wird sich bestimmt fragen, was hier los ist. Denn die Fans singen den kompletten Song fast im Alleingang und in einer Lautstärke, dass die Hauswände wackeln. Fast ebenso laut wird es auch bei den Hits „Ain’t Complaining“, „Hello Joe“ und dem FU MANCHU-Cover „Frieda und die Bomben“. Arnim gönnt sich danach nochmal eine kleine Pause und lässt Peter ans Mikro. Nach Knef folgt nun Ilona Schulzs Hit „Hey Du“ in der BEATSTEAKS-Variation. Das Publikum nutzt die drei Minuten, um noch einmal durchzuatmen.
Ein sommerliches Finale à la BEATSTEAKS
Denn mit dem furiosen „Panic“, „Gentleman Of The Year“, „Unminded“, „Cut Off The Top“ und „I Don’t Care As Long As You Sing“ folgt noch einmal ein energiegeladener Ritt durch die BEATSTEAKS-Diskographie. Nach so viel Leidenschaft haben sich die BEATSTEAKS ihre kleine Pause verdient. Doch natürlich hat das Publikum noch nicht genug und verlangt nach mehr Adrenalin. Das kommt mit Ansage. Denn mit „Hand in Hand“ und dem BEASTIE BOYS-Cover „Sabotage“ folgt ein mehr als furioses Doppel. Ein (vor-)letztes Mal verabschieden sich die BEATSTEAKS von den Berliner Fans. Doch Profis wie die BEATSTEAKS wissen natürlich, wie man sich zünftig Auf Wiedersehen sagt. Mit den sommerlichen Songs „Soothe Me“ und „Summer“ adeln sie diesen ohnehin schon fantastischen Konzertabend im Innenhof des Schokoladens. Und damit endet auch einer der letzten warmen Sommerabende der Hauptstadt mit einem zünftigen Soundtrack.
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