The Disease Tour
Moshpits und Ohrwürmer
Konzertbericht
Für Fans von Hardcore, Metalcore & Co. führt derzeit wohl kein Weg an BEARTOOTH vorbei. Die Jungs um Frontmann und Bandgründer Caleb Shomo haben innerhalb der letzten Jahre einen kometenhaften Aufstieg hingelegt, mit „Disease“ 2018 ein Album veröffentlicht, das in der Szene beinahe ausnahmslos gute Kritiken bekam und auch live ordentlich überzeugen konnte. Kein Wunder also, dass die aktuelle Europatour des US-Quintetts komplett ausverkauft ist, denn neben BEARTOOTH gibt es dort noch Australiens Post-Hardcore-Exportschlager THE AMITY AFFLICTION und die britischen Senkrechtstarter HIGHER POWER zu bestaunen. Grund genug, die drei Bands bei ihrem Tourstopp in der Münchner TonHalle einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
HIGHER POWER – Die Zukunft des Genres liegt in ihren Händen
Mit „27 Miles Underwater“ haben HIGHER POWER dieses Jahr die Szene bereits mächtig aufgemischt: Ihr Zweitling könnte eine neue Ära des Genres einläuten, denn die Sänger Jimmy Wizard und seine Bandkollegen spielen nicht einfach „nur“ Hardcore, sondern würzen ihren ohnehin schon mächtigen Sound mit allerlei Zutaten aus Alternative, Grunge und Nu-Metal. Entsprechend souverän präsentieren sich die fünf Briten auch live: Der Opener „Shedding Skin“ knallt gewaltig, während energiegeladene Nummern wie „Rewire (101)“ oder „Low Season“ das Publikum bestens auf den Rest des Abends eingrooven. HIGHER POWER liefern ein authentisches und recht vielseitiges Set, dem man durchaus hätte länger zuhören können.
Setlist:
Shedding Skin
Rewire (101)
Can’t Relate
Passenger
Lost in Static
Low Season
Drag The Line
Seamless
THE AMITY AFFLICTION – Kitschige Melodien frei Haus
Hand aufs Herz: So wirklich überzeugen konnten THE AMITY AFFLICTION unsere Redaktion auf Platte bisher nicht. Daran hat auch ihr neustes Album „Everyone Loves You Once You Leave Them“ nichts geändert. Doch wer weiß? Womöglich punkten die Australier ja hinsichtlich ihrer Live-Qualitäten. Tatsächlich macht der kurze, aber stimmungsvolle Opener „Coffin“ einiges her. Anschließend sorgt die Post-Hardcore-Truppe aus Down Under für kitschbeladene Elektro-Melodien vom Band, einige gut platzierte Breakdowns und Songs zum Mitsingen, darunter das tanzbare „Feels Like I’m Dying“ oder das emotionale „Shine On“ – kann man mögen, muss man aber nicht!
Dennoch: Die Stimmung ist gut und THE AMITY AFFLICTION wären angesichts ihrer zahlreichen, durchaus sehr textsicheren Fans auch glatt als Headliner durchgegangen. Das poppige „Don’t Lean On Me“ zündet ebenso gut wie die Ausnahmenummer „Pittsburgh“ oder der Abschiedssong „Death’s Hand“. Auch wenn die Australier musikalisch oftmals nur bedingt überzeugen, ihr Erfolg ist angesichts ihrer Live-Qualitäten durchaus nachvollziehbar.
Setlist:
Coffin
All My Friends Are Dead
Open Letter
Feels Like I’m Dying
Soak Me in Bleach
Shine On
Ivy (Doomsday)
Don’t Lean On Me
Pittsburgh
Death’s Hand
BEARTOOTH – Die US-Abrissbirne überzeugt auf ganzer Linie
Bereits vor der Show hallen laute BEARTOOTH-Rufe durch die Halle – keine Frage: Die US-Amerikaner um Frontmann und Ausnahmetalent Caleb Shomo gehören derzeit zu den gefragtesten Acts der Szene. Schon der bockstarke Opener „The Lines“ beweist, wieso die Zukunft des Genres auch auf den Schultern des sympathischen Quintetts aus Ohio liegen könnte. Die Nummer bietet nicht nur einen fantastischen Einstieg in das durchweg überzeugende Set, sondern eröffnet standesgemäß binnen weniger Sekunde den ersten Moshpit.
Apropos Moshpit: BEARTOOTH wissen definitv, was zu einem ordentlichen Abriss gehört. Während der knapp achtzigminütigen Spielzeit steht das Publikum so gut wie gar nicht still und mobilisiert für Hits wie „Afterall“ oder „Bad Listener“ immer wieder aufs Neue allerletzte Kraftreserven, wo angesichts der zahlreichen Mosh- und Circle Pits eigentlich gar keine Energie mehr vorhanden sein dürfte – mit dem richtigen Soundtrack geht eben alles! Dazu gibt es ein überzeugendes Schlagzeugsolo und das furiose „Fire“ direkt hinterher, das dann auch wirklich den letzten Zuschauer davon überzeugt, dass an diesem Abend ein guter Zeitpunkt fürs Crowdsurfen ist. Besonders lobenswert: Obwohl es zum Teil sehr wild zugeht, achten alle Anwesenden aufeinander und feiern gemeinsam zu Klassikern wie „Body Bag“ oder dem titelgebenden „Disease“.
Als Zugabe gibt es nicht nur eine Liebeserklärung (und Geburtstagswünsche seitens des Publikums) an Caleb Shomos Ehefrau, sondern natürlich auch die Nummer, dank der viele der Anwesenden BEARTOOTH zum ersten Mal kennen und schätzen gelernt haben: „In Between“. Ein großes und dementsprechend würdiges Finale für einen Act, der auch bei seinem nächsten Münchenbesuch mit ausverkauftem Haus rechnen darf.
Setlist:
The Lines
Enemy
Hated
Aggressive
Afterall
Bad Listener
I Have a Problem
You Never Know
Manipulation
Schlagzeugsolo
Fire
Beaten in Lips
Sick of Me
Body Bag
Disease
In Between
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