Barther Metal Open Air
Barther Metal Open Air

Konzertbericht

Billing: Barther Metal Open Air
Konzert vom 2007-08-17 | Open Air, Barth

Gestärkt erwartete ich nun, GOLEM zu sehen, doch an deren Statt betraten nach einer ewig langen Umbaupause die Schweizer ELUVEITIE die Bühne, um zu einem endlos wirkenden Soundcheck ihrer unzähligen folkloristischen Instrumente anzusetzen. Gebracht hat das Ganze nicht viel, denn als sie dann loslegten gab, es nur einen ziemlichen Soundbrei. Statt dass man die verschiedenen Instrumente hätte raushören können, blieb so meist nur Gedudel und Gefiepe zu erahnen. Der seichte Party Metal dieser Spaßtruppe fand allerdings ziemlichen Anklang und die Band schaffte es mit Mallorca-Animatösen-Motivations-Ansagen durchaus, die Leute von ihren Sitzplätzen vor die Bühne zu locken. Mir ist dieser aktuelle Folk-/Ska-/wasweißich Metal-Trend schon immer äußerst fremd gewesen, aber ELUVEITIE setzten dem Ganzen soweit die Krone auf. Ein Phänomen ist auch jedes Mal, wie viele Besucher in den ganz bösen Bandshirts, von denen Unheil und Misanthropie verkündet wird, vor der Bühne rumtollen, durch die Gegend hüpfen und bildlich gesprochen nackt durch den Wald tanzen.
Der Tausch mit GOLEM wurde dann im Laufe des Auftrittes so aufgeklärt, dass diese sich freundlicherweise zum Tausch bereiterklärt hatten, da ELUVEITIE nach dem Auftritt sogleich weiter mussten, um ein neues Album aufzunehmen. Zwar bedankte man sich artig, jedoch drängte sich die Frage dabei auf, ob sie das wirklich erst am Tag des Festivals wussten und ob man das nicht im Vorfeld hätte klären können. Irgendwann verhallten dann auch diese “Hey, Hey…“-Schreie und der Spuk war vorbei.
Man kann sicherlich nicht leugnen, dass es für die Band ein erfolgreicher Auftritt war und er vielen Besuchern Freude bereitete, doch oh meine Brüder, euer treuer Erzähler musste mit dem Brechreiz kämpfen.

ANGANTYR

Doch nun endlich kam mit ANGANTYR eine Band, die für mich einer der Hauptgründe meines Besuches darstellte, auf die Bühne und sie kamen mächtig. Bereits beim Aufbauen geschminkt und äußerst blutverschmiert, zogen sie alle Register des Black Metal-Bühnengeschehens. Langsam setzte die Dämmerung ein und schuf damit perfekte Voraussetzungen. Der Sound passte zur Abwechslung auch wirklich. Nach einem kurzen klassischen Intro legte die Band voll los – inklusive Blutspucken. Die sehr martialischen, antichristlichen Ansagen waren zwar etwas übertrieben, aber passten halt irgendwie ins Konzept. In der Mitte des Sets fiel leider für kurze Zeit die Bassdrum aus und es wurde ein kurzes Stück mit cleaner Gitarre eingeschoben, bei der sich (vermutlich auf Grund der Anspannung) einige Unsicherheiten bemerkbar machten. Das Schlagzeugproblem konnte glücklicherweise schnell gelöst werden und das Inferno ging weiter. Als sich dann kurz vor Ende auch noch die Wikinger-Schaukämpfer mit auf die Bühne gesellten, um dort die perfekte Kulisse in Form eines Schlachtengetümmels darzustellen, war die Stimmung auf dem Höhepunkt und eine wirklich sehr dichte Atmosphäre geschaffen. Sicherlich triefte dieses Konzert vor Black Metal-Klischees, aber hier wurde es wenigstens stimmig umgesetzt, so dass es zu keiner Zeit billig oder lächerlich wirkte. Außerdem darf man sich ja auch mal was gönnen! Schade war allerdings, dass der Auftritt ein Lied eher als geplant abgebrochen wurde, da die Zeit mittlerweile soweit fortgeschritten war. Von mir aus hätte man da auch gerne zu Lasten einer anderen Band kürzen können, aber so was lässt sich ja nun mal nicht ändern und es war nichtsdestotrotz ein wirklich gelungener Auftritt!

GOLEM

Kurze Zeit später enterten nun die mit ELUVEITIE getauschten Death Metal-Urgesteine GOLEM die Bühne. Anfangs schien es so, als hätte der Wechsel in der Running Order der Band nicht so wirklich gut getan, da sich nur vergleichsweise wenig Festival-Besucher für sie zu interessieren schienen. Auch konnten mich die Songs für den ersten Eindruck nicht so recht mitzureißen. Im Laufe des Auftritts begannen mir GOLEM allerdings immer besser zu gefallen und es fiel auch auf, dass das neue Material sehr viel moderner ausfällt. Am Sound gab es auch nichts zu meckern, wenn man davon absieht, dass die vom SINNERS BLEED-Schlagzeuger bedienten Drums ein wenig leise waren. Gerade die Gitarren-Leads hatten es mir irgendwie angetan und ein großes Plus der Band war für mich, dass die Lieder zwar teilweise doch sehr technisch, aber nie zu abgehoben und damit immer nachvollziehbar waren! Nicht nur in letzterem Punkt erinnerten sie mich ein klein wenig an DEATH.

TROLLFEST

Mit den Norwegen von TROLLDEST folgte eine Band, der ich im Vorfeld wenig positive Gefühle entgegenbrachte. Immer noch traumatisiert vom Auftritt ELUVEITIEs erschien mir der Gedanke, jetzt noch eine Folk-/Humpa-/Black-Metal Truppe zu sehen, wenig wünschenswert und sowohl das peinliche Logo, als auch die Klänge der Gruppe im Internet hatten das im Vorfeld schon bestätigt. Vielleicht war dieser Argwohn im Nachhinein eher förderlich, denn TROLLFEST stellten für mich wirklich eine positive Überraschung dar. Nach einem Humpa-Intro legten die Jungs nämlich sehr fix und aggressiv los und machten so von Anfang klar, dass es sich um keinen mit aufgesetzter Fröhlichkeit ausstaffierten Hippie-Metal handelte. In gewisser Weise erinnerten sie ein wenig an die Abräumer des letzten Jahres – FINNTROLL. Dabei waren sie allerdings noch ein gutes Stück schneller und härter, besonders was den Gesang betraf. Na gut, Fan dieser Musik werde ich sicherlich in diesem Leben nicht mehr werden, allerdings waren TROLLFEST von allen Truppen der Marke FINNTROLL, ENSIFERUM etc…, die ich bereits hören „durfte“, mit Abstand die Erträglichste. Ein bisschen gefiel es mir sogar, aber das werde ich nicht zugeben!
Bemerkenswert an diesem Auftritt war allerdings noch eine Sache: Ein junger Mann ließ diesen Auftritt für seine Freundin unvergesslich werden, indem er ihr auf der Bühne einen Heiratsantrag machte! Witzigerweise hatten wir genau diesen jungen Mann vorher noch kennen gelernt und so bleibt es mir nur, an dieser Stelle Robert und seiner nunmehr Verlobten alles Gute zu wünschen!
Der lauteste Schreihals des Publikums konnte dann am Ende der Show noch eine Frei-CD und ein Bier abstauben und der Trollspuk legte sich wieder.

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05.09.2007

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