Barther Metal Open Air
Barther Metal Open Air
Konzertbericht
Nachdem ich es am Tage zwei in Barth geschafft hatte, mich zum Aufstehen durchzuringen, hieß der Plan, um wieder Mensch zu werden, erst einmal in die nahe gelegene Innenstadt zu tigern und sich dort in der nächstbesten Bäckerei mit Kaffee und Brötchen für den anstehenden Tag zu wappnen.
Nach jenem Frühstück und einem kurzen Bummel durch die Fußgängerzone bei strahlendem Sonnenschein begann gegen 14 Uhr auch schon die erste Band mit dem Musikprogramm.
BITTERPIECE
Den Anfang machten BITTERPIECE, die in deutlich besserem Soundgewand als die Bands am Vortag daherkamen – für den Samstag wurde nämlich eine aufwändigere Anlage aufgefahren. Hier hatte man sich dem Thrash der 80er Jahre verschrieben und legte auch mit einiger Spielfreude und Energie los. Von der Sonne ließ man sich nicht irritieren – einzig die bereits vorhandene Lichtshow war bestenfalls zu erahnen – gegen die Müdigkeit und den Kater der Zuschauer konnte man allerdings noch nicht allzu viel ausrichten. So wurde der Auftritt zwar von den ersten Anwesenden mit wohlwollendem Beifall gewürdigt, aber richtige Partystimmung kam logischerweise noch nicht auf.
Auch die Freundin des Schlagzeugers (laut ihrem T-Shirt Rückenaufdruck), die einer Eisverkäuferin im Kino gleich durch die Reihen schlenderte und mit leuchtenden Kinderaugen Demos der Band verkaufen wollte, hatte nur sehr bedingten Erfolg damit. Mein Fazit war jedenfalls, dass BITTERPIECE sicherlich eine wirkungsvolle Möglichkeit boten, die gröbste Müdigkeit abzuschütteln, trotzdem gab es hier auch nicht wirklich etwas zu entdecken, was man von den großen Thrash-Bands nicht schon einmal vernommen hatte. So kam diese Band bei mir nicht über einen Status als erträgliche Hintergrundberieselung hinaus. Sie machten ihren Job soweit trotzdem gut, wirkliche Innovation suchte man hier nur erwartungsgemäß vergeblich.
HELRITT
Als nächste Kapelle betraten nun HELRITT die Bühne, die stark angeschwärzten Pagan-Metal darboten, und damit in eine recht ähnliche Kerbe wie am Vortag ASMODI schlugen. Hiermit lockten sie dann schon ein wenig mehr Leute vor die Bühne und auch mir gefiel diese Band live sehr viel besser als die Lieder, die ich mir zur Vorbereitung auf ihrer Myspace-Seite anhört hatte. Teilweise sehr melodisch und mit zwischen Gekeife und cleanem Gesang wechselnden Vocals war hier ein rauer Nordwind angesagt. Probleme machte nun der Monitorsound, wie bei fast allen nachfolgenden Bands, und beim zweiten Song verabschiedete sich ein Beckenständer vom Schlagzeugpodest. HELRITT ließen sich jedoch weder davon noch von der Nachmittagssonne beirren und zogen ihr Ding durch.
Gefiel mir, würde ich mir allerdings nicht auf CD kaufen.
Anschließend wurde während der Umbaupause ein Wikingerschaukampf aufgeführt, der ganz stimmungsvoll rüberkam und auch wirklich professionell aussah. Erst Einzelkämpfe und später eine kleine Schlacht zwischen zwei Söldnergruppierungen wurden dargeboten und mit den dazugehörigen Erklärungen versehen. Den Leuten gefiel es und während der späteren Umbaupausen tauchten die Schaukämpfer dann immer mal wieder auf. Einzig, dass als Hintergrundbeschallung hierzu SOULFLY und sonstige Nu Metal-Mucke verwendet wurde, passte nicht so ganz ins Konzept. Hatte denn niemand eine BATHORY- oder FALKENBACH-CD zur Hand? Dies wäre in meinen Augen um einiges stimmungsvoller gewesen. Das Publikum ließ sich davon aber nicht weiter beirren und jubelte den Kämpfern zu.
SINNER’S BLEED
Nach diesem Spektakel war nun eine Band an der Reihe, die etwas aus dem sonstigen Billing heraus stach – SINNER’S BLEED aus Berlin. Herausstechen tat sie deshalb, weil hier im Gegensatz zu der eher vergangenen Tagen zugewandten Musik der meisten anderen Bands sehr moderner, technischer Deathgrind der neueren amerikanischen Schule aus allen Rohren gefeuert wurde. Mir kam die Abwechslung gelegen und die Band ging mit sehr viel Energie und technischer Präzision zu Werke. Trotz Hochleistungsgebolze konnte man weniger Zuhörer für sich gewinnen, was in meinen Augen neben der frühen Spielzeit in erster Linie an der nicht ganz mit den restlichen Bands übereinstimmenden Zielgruppe lag. Der Auftritt selbst war tadellos, die Saitenfraktion und der Schlagzeuger stellten so einiges in den Schatten, was sich sonst so Technical Death Metal schimpft, und der Sänger zog alle Register im Abgehen. So ließ man trotz allem „die Kuh fliegen“!
FJOERGYN
Als nächstes betraten FJOERGYN die Bühne, die eine komplizierte Mixtur verschiedener Metal-Sparten zauberten. Der Fundus reichte von eher modernem Riffing bis hin zu Black Metal-Versatzstücken, lief aber im Endeffekt wohl ehesten auf Gothic Metal hinaus. Dies lag vor allem an den Keys aus der Konserve und dem Gesang. Nun, diese Band gefiel mir so gar nicht, was nicht zuletzt daran lag, dass der Frontmann in seinem Gesang und seinen Ansagen so unendlich gekünstelt und schauspielerhaft wirkte. Die Songs waren viel zu verkopft und endeten irgendwie alle völlig abrupt und unerwartet, wie aus dem Nichts. Vielleicht ist dies auch einfach eher eine Band fürs Wohnzimmer als für die Bühne, einige FJOERGYN-Fans vor der Bühne schienen das allerdings anders zu sehen. Dabei ließen sie sich auch nicht davon beirren, dass die opulenten Effekte und die Lichtshow eher peinlich wirkten in Anbetracht des anhaltenden Tageslichtes. Für mich war das hier definitiv nichts!
ORLOG
Froh war ich daher, dass mit ORLOG nun wieder etwas mehr Aggression auf die Bühne getragen wurde. Die zockten Black Metal der nordischen Machart und setzten hierbei immer wieder sehr melodische Gitarren-Leads ein. Gerade letzteres wusste durchaus zu gefallen. Der Sound fiel allerdings eher mäßig aus, da sich immer wieder das Bassdröhnen in den Vordergrund drängte. Auch auf der Bühne hatten die Musiker wieder mit dem Monitorsound zu kämpfen. Dennoch setzen ORLOG ihr Schwarzmetall gut und schnörkellos um, wirkliche Neurungen waren allerdings auch hier nicht zu vernehmen und der Sänger wirkte mit seinem Gepose etwas übertrieben auf mich. So stellten sie für mich zwar nach FJOERGYN eine wohltuende musikalische Abkühlung da, mein Hunger war am Ende dann aber doch stärker und ich wandte mich von der Bühne ab, um eine Bratwurst zu erjagen.
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