Bang Your Head!!!
Der große Bericht - Bang Your Head!!! 2012
Konzertbericht
POWERWOLF
(15:45 – 16:45)
„Resurrection By Errection“, „Sanctified With Dynamite“, „Raise Your Fist, Evangelist“ – eigentlich sagt ein Blick auf die Setlist bereits alles aus, was man über diese Band wissen muss. So braucht man wohl kaum noch erwähnen, dass POWERWOLF eine Menge Spaß in den Backen haben und gerade deshalb in Teilen der chronisch auf die Ernsthaftigkeit ihres Hobbies bedachten Metal-Gemeinde auf wenig Gegenliebe stoßen. Gleichzeitig lieben sie ihre Fans für die spaßigen Bühnenshows, das völlig überdrehte Werwolfs- und Vampir-Image und den theatralischen Akzent von Frontmann Attila Dorn, den über eine ganze Show hinweg durchzuhalten ihm trotz aller erkennbarer Mühe nicht immer gelingt. Dabei sorgt nicht zuletzt der selbstironische Humor der Band für einen extrem hohen Unterhaltungswert und macht jede ihrer Shows zu einem sehenswerten Erlebnis.
Allzu leicht übersieht man bei all dem Klamauk aber die musikalische Klasse, die den Power-Metal-Kompositionen von POWERWOLF innewohnt. Gerade die neueren Stücke sind perfekt auf den Punkt komponiert und werden von mitsingkompatiblen Ohrwurm-Melodien getragen, die auch einem wiederholten Hörgenuss standhalten. Wirkliche Überraschungen bietet die heutige Show nicht, da wird geweihräuchert, Flagge geschwenkt, „Blut“ getrunken und wild um die Wette gepost. Und obwohl das alles inzwischen genauso altbekannt ist wie Attilas Frage nach der Morgenlatte der anwesenden Herrenriege, fühlt man sich unter dem Strich wieder einmal bestens unterhalten.
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KAMELOT
(17:00 – 18:00)
Auf den Auftritt von KAMELOT durfte man zurecht gespannt sein, handelt es sich doch um die erste Show mit Neu-Sänger Tommy Karevik (SEVENTH WONDER). Und obwohl die Fußstapfen Roy Khans nicht gerade klein sind, hat der Schwede das Zeug dazu, sie auszufüllen. Dementsprechend freundlich wird er von den Fans empfangen. Dabei scheint er mir etwas zu sehr darauf bedacht, Stil und Klang seines Vorgängers nachzuahmen, was bis hin zu einer unveränderten Übernahme aller Mitsingspielchen reicht. Hoffentlich gelingt es ihm zukünftig noch, stärker eigene Akzente zu setzen, sobald er sich erst in seinen neuen Job hineingefunden haben wird.
Auf das tighte Zusammenspiel der Instrumentalfraktion hat die Neubesetzung des Sängerpostens keine Auswirkungen. Die Setlist wird von Stücken neueren Datums dominiert, Höhepunkt des Gigs sind aber vor allem die Klassiker „Center Of The Universe“ und „Forever“, sowie das als Zugabe gespielte „Karma“. Mit „Sacrimony“ präsentiert man auch einen brandneuen Song. Falls das Stück repräsentativ für das im September erscheinende Album „Silverthorn“ ist, dürfte dieses nahtlos an „Ghost Opera“ und „Poetry For The Poisoned“ anknüpfen, insgeheim hoffe ich jedoch, dass KAMELOT wieder etwas stärker in Richtung von „Karma“ und „Epica“ tendieren.
Doch lassen wir die Spekulationen über die musikalische Zukunft der Band und wenden uns lieber noch einmal der Gegenwart in Form einer wahrlich heißen Live-Show zu. Meterhohe Flammensäulen heizen der Menge ordentlich ein und tragen zur intensiven Atmosphäre bei. Für Background-Vocals sorgt wieder einmal AMARANTHE-Sängerin Elize Ryd, die auch optisch eine extrem gute Figur macht und für einige Showeinlagen in verschiedene Kostüme schlüpft. Den finalen „March Of Mephisto“ leiten sie und eine weitere Dame mal wieder mit einer kleinen Show-Trommel-Einlage ein, die allerdings nicht ganz synchron zum vom Band eingespielten Sound abläuft. Den rundum positiven Eindruck einer starken live-Performance kann dieses kleine Detail jedoch nicht schmälern.
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ARCH ENEMY
(18:15 – 19:20)
Auch auf ARCH ENEMY war ich heute sehr gespannt, denn mit ihrem Melo-Death-Sound zählen die Schweden mit der deutschen Sängerin am obersten Ende der „Bang Your Head!!!“-internen Härteskala. Dennoch kommen sie beim Publikum extrem gut an und schaffen es sogar, einen kleinen Moshpit zu erzeugen – durchaus bemerkenswert für das tendenziell pogophobe „Altherrenfestival“. Natürlich fällt einer Handvoll untervögelter Vollpfosten wieder einmal nix besseres ein, als Frontfrau Angela Gossow ein wahnsinnig kreatives „Ausziehen!“ entgegenzurufen, diese Stimmen gehen aber glücklicherweise im begeisterten Jubel unter.
Die Mehrheit der Anwesenden interessiert sich weit mehr für Angela Gossows geniale Aggro-Shouts und Growls als für ihre – zugegebenermaßen auch nicht zu verachtenden – Brüste. Doch mehr noch als die harschen Vocals sind es die gleichermaßen brachialen wie melodischen Riff-Attacken von Bandkopf Michael Amott und seinem derzeitigen Sidekick Nick Cordle, die auf dem in die Publikumsmenge ragenden Steg stehend und dabei um die Wette posend eine extrem gute Figur machen. Das sichere Gespür für eingängige Melodien ist es letztlich, dass ARCH ENEMY auch für all diejenigen interessant macht, die üblicherweise mit Death-Metal wenig anzufangen wissen – und davon dürfte es gerade auf dem „Bang Your Head!!!“ einige geben.
Das Zusammenspiel der Musiker ist tight, die Show recht kurzweilig und die Stimmung gut. Nur das Wetter will nicht so recht mitspielen. Mussten die Besucher schon den ganzen Tag immer wieder einzelne Tropfen Regen über sich ergehen lassen, wird im Laufe des ARCH-ENEMY-Auftritts ein kleiner Schauer daraus, der mich die zweite Hälfte des Sets unter ein sicheres Zeltdach flüchten lässt. Hier tönt der Sound zwar reichlich dumpf, Spaß machen Kracher wie das unvermeidliche „We Will Rise“ aber dennoch.
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THIN LIZZY
(19:40 – 21:00)
Obwohl der Regen nicht nachlässt, meldet sich langsam der Magen knurrend zu Wort und lässt mich eine kleine Pilgerreise zur nahegelegenen „Subway“-Filiale antreten, die sich über mangelnden Umsatz an diesem Wochenende wahrlich nicht beklagen kann. Nicht wenige Besucher sehen in den Sandwichs eine preiswerte Alternative zu den gesalzenen Preisen der Fressbuden auf dem Festivalgelände. Von den fairen Preisen eines „Rock am Härtsfeldsee“ ist das „Bang Your Head!!!“ hier leider weit entfernt, aber so ist das eben mit Großveranstaltungen.
Als ich gesättigt aufs Messegelände zurückkehre, sind THIN LIZZY bereits in der Mitte ihres Sets angelangt und fangen gerade – perfektes Timing – an, ihren Volkslied-Gassenhauer „Whiskey In The Jar“ abzuliefern. Natürlich bin ich nicht einmal ansatzweise alt genug, um ernsthafte Vergleiche zu den „echten“ THIN LIZZY unter dem 1986 verstorbenen Phil Lynott (der in einer Ansage ebenso gewürdigt wird wie der ebenfalls verstorbenen Blues-Legende Gary Moore) ziehen zu können. Doch auch als eine Art Tribute-Band funktionieren THIN LIZZY ziemlich gut und trotz des hartnäckigen Regens bleibe ich eine Songs lang stehen und habe Spaß an der Show.
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VENOM
(21:20 – 23:00)
VENOM mögen zwar die rechtmäßigen Begründer des Black-Metal-Genres sein, mir persönlich war ihre Musik aber irgendwie schon immer viel zu rumpelig. Für die Mannen um Bassist und Sänger Conrad „Chronos“ Lant spricht aber in jedem Fall, dass sie sich selbst nie zu ernst genommen und ihr Böse-Buben-Image als reines Show-Element verstanden haben. So hat ihre Show auch heute ihren Charme, wenngleich da im Grunde nur drei Jungs auf der Bühne stehen und ohne irgendwelche ausgefallenen Kabinettstückchen ihre Instrumente spielen. Im Kern also eine puristische Rock’n’Roll-Show.
Vereinzelt werden mitten im Set Pyros gezündet. Diese sind aber weniger was fürs Auge, sondern erzeugen praktisch nur einen ohrenbetäubenden Knall, bei dem man sich durchaus berechtigte Sorgen um seine Trommelfelle machen darf. Da der Einsatz dieser Krachmacher zudem völlig willkürlich im Set platziert scheint und dadurch eben nicht gezielt Songparts hervorgehoben werden, fragt man sich ernsthaft, was die Band damit – abseits eines ordentlichen Tinnitus bei den Festivalbesuchern – erreichen will.
Sei’s drum, ein sichtlich gealterter Chronos, der charismatische Gitarrist La Rage und Drummer Danny „Danté“ Needham geben sich sichtlich Mühe und liefern auch eine ordentliche Leistung ab, das ändert aber nix am extremen Rumpel-Faktor der Band, für den ich mich einfach nicht erwärmen kann. Angesichts des noch immer lästigen Regens verlasse ich deshalb alsbald den Ort des Geschehens und statte lieber der Halle einmal einen Besuch ab.
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