Bang Your Head!!!
Bang Your Head!!! - Festivalbericht 2010

Konzertbericht

Billing: Hammerfall, Twisted Sister, The Quireboys, The Haunted, Sabaton, Queensryche, Nevermore, Loudness, Krokus, Jon Oliva's Pain, Anvil, Hades, Grand Magus, Forbidden, Fates Warning, Doro, Destruction, Darkane und Dark Tranquillity
Konzert vom 2010-07-16 | , Balingen

Bang Your Head!!!

Seit Wochen steuert Deutschland auf einen der heißesten Sommer der letzten Jahre zu. Und so brennt auch am heutigen Freitag die Sonne unerbittlich vom wolkenlosen Himmel auf die feierwütigen Festival-Besucher herab. Ein regelmäßiges Einreiben aller unbedeckten Hautflächen mit Sonnencreme ist heute unverzichtbar, um wenigstens den schlimmsten Sonnenbrand abwehren zu können. Gegen den Hitzeschock hilft dagegen nur regelmäßige Flüssigkeitszufuhr und während der Schweiß in Strömen fließt, schießt der Umsatz an den Getränkebuden, aber auch in den Supermärkten und Imbissbuden außerhalb des Balinger Messegeländes enorm in die Höhe.

Vor einem heftigen Sonnenstich hilft dagegen nur die Suche nach einem schattigen Plätzchen. Dieses findet sich heuer praktischerweise im weit vorne positionierten großen Bierzelt, von wo aus man nicht nur einen relativ freien Blick auf die Bühne hat, sondern zudem einen immerhin noch recht passablen Sound genießen kann – eine deutliche Verbesserungen im Vergleich zum letzten Jahr. Verschlechtert hat sich hingegen die Sitzplatz-Situation. Auf der gesamten Bierzelt-Fläche von rund 500 Quadratmetern verteilt finden sich nämlich nicht mehr als fünf Bierbänke und -tische. Wer seine vom langen Stehen schmerzenden Beine ausruhen möchte, muss sich somit auf den unbequemen und in zunehmendem Maße von Zigarettenstummeln und Müll übersäten Schotterboden setzen, obwohl bei einer Vollbestückung mit Biergarnituren nicht weniger Menschen Platz unter dem schützenden Zeltdach gefunden hätten.

Bang Your Head!!!

Wie im Vorjahr, stellt tagsüber die Messehalle eine Alternative zum Bierzelt dar. Hier finden sich die andernorts schmerzlich vermissten Biergarnituren und „richtige“ Toiletten. In der Halle finden sich auch die auftretenden Künstler zu ihren Autogrammstunden ein, während der Metal-Markt wieder in ein großes Zelt im hinteren Bereich des Geländes verlagert wurde. Dafür wartet im „SB-Bistro“ eine überraschend vielfältige und lecker aussehende Auswahl an verschiedenen Speisen aus dem süddeutschen Raum (unter anderem Schnitzel, Weißwürste und echt schwäbische Maultaschen) auf Kundschaft, die bereit ist, etwas mehr Geld für das leibliche Wohl auszugeben als an den zahlreichen Fressbuden im Außenbereich des Geländes. In Puncto Preis-Leistungs-Verhältnis kann aber keines der Speisenangebote auf dem Gelände mit der in unmittelbarer Nachbarschaft, keine fünf Minuten vom Eingang entfernt gelegenen „Subway“-Filiale mithalten, die sich an diesem Wochenende ebenfalls über regen Zulauf freuen kann.

Überhaupt liegt das Preisniveau auf dem „Bang Your Head!!!“ zwar noch im Rahmen des erträglichen, so günstig wie auf diversen kleineren Festivals kommt man hier aber nicht weg. 3,40 Euro kostet der Becher Bier (0,4 Liter), für denselben Preis bekommt man auch einen Liter Wasser. Extrem lästig ist in jedem Fall das umständliche Bon-System, bei dem die Preise durch Umrechnung in Bons à 1,70 Euro verschleiert werden. Um das Hantieren mit Bargeld kommt man unter dem Strich aber auch nicht wirklich herum, denn sowohl einige der Fressbuden als auch die Stände auf der Händlermeile wollen natürlich lieber harte Währung sehen. Auch die stattlichen fünf Euro für die Benutzung des (natürlich weder bewachten noch befestigten) Tagesparkplatzes sind in bar zu entrichten.

Bang Your Head!!!

Dennoch hat man den Eindruck, dass die Veranstalter bemüht sind, den Fans für ihr Geld auch einen angemessenen Gegenwert zu bieten und jährlich über mögliche Verbesserungen nachdenken. So ist in diesem Jahr trotz der strengen Auflagen der Stadtverwaltung nicht bereits um 23 Uhr Schluss mit Livemusik – man nutzt den Platz in der Halle, für eine zweite Bühne, wo in Abendstunden je drei Bands aufspielen, deren letzte direkt im Anschluss an den Headliner bis 0:30 Uhr weiterspielen darf. Und wer dann immernoch nicht genug hat, kann einfach für die „Aftershowparty“ hierbleiben, die bis in die frühen Morgenstunden mit Musik „aus der Konserve“ andauert.

Die sechs „Hallenbands“ schlagen allesamt eine eher härtere metallische Gangart ein als der „Bang Your Head!!!“-Durchschnitt. Und ziehen folgerichtig eher den jüngeren Teil des Publikums an. Dieser stilistische Unterschied wirkt allzu großen Wanderungsbewegungen zwischen der Open-Air-Bühne und der Halle entgegen. Leider kommt es aber zu unschönen Spielzeit-Überschneidungen, so dass man sich in den Abendstunden teilweise zwischen zwei starken Acts entscheiden muss. Dass dies nicht immer leicht fällt, spricht für die Bandauswahl des Veranstalters. (Xeledon)

THE NEW BLACK (10:00 – 10:40)
Zur Eröffnung des Festivals darf mal wieder eine einheimische Newcomer-Combo auf die Bühne. Da es mit der pünktlichen Anreise natürlich mal wieder nicht ganz so glatt läuft, höre ich die Band nur aus der Ferne, während ich das Auto parke, mein Eintrittsbändchen abhole, und mir schließlich einen Weg aufs Gelände bahne. Schade eigentlich, denn das, was da als Sound von der Bühne herüber klingt, weiß mit einer angenehm frischen Mischung aus klassischen Heavy-Metal-Elementen, Alternative-Anleihen und dezenter Punk-Schlagseite zu gefallen. Selbst die extrem coolen Mundharmonika-Einlagen, bei denen authentisches Country-Feeling aufkommt, wirken nicht fehl am Platz. Wenn die Jungs auch aus der Nähe eine so gute Figur machen, wie ihre Musik auf diese doch recht große Distanz, könnten wir in Zukunft noch viel Spaß mit ihnen haben. (Xeledon)

Bang Your Head!!!

ENFORCER (10:50 – 11:30)
Als nächstes stehen die jungen Schweden von ENFORCER auf dem Programm und bringen ein bisschen mehr Leben auf die Bühne. Stilecht in hautenger 80er-Kluft schmettern die Fünf während der nächsten 40 Minuten eine geballte Ladung Heavy/Thrash-Metal in die Zuschauer, die in für die frühe Stunde verhältnismäßig großer Zahl erschienen sind, und reißen dabei zudem mit energischer und erfrischend bewegter Performance auf der Bühne mit. Kein Song verfehlt sein Ziel, so dass bereits nach kurzer Zeit ordentlich Stimmung aufkommt: Unzählige Mähnen werden geschüttelt, jedes Soli mehr oder weniger originalgetreu auf der Luftgitarre mitgeschreddert und in den ersten Reihen wird mitgegrölt, was das Zeug hält. Besonders die Stücke vom neuen Album der Schweden „Diamonds“ kommen dabei besonders gut an, doch auch Songs vom Vorgänger „Into The Night“ finden ihren Weg ins Set und werden ordentlich abgefeiert. Sehr gelungene Show und für mich die optimale Einstimmung für den Festival-Freitag. (Katharina.Beck)

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GRAND MAGUS (11:40 – 12:30)
Bei strahlendem Sonnenschein verwöhnen GRAND MAGUS nun das Publikum mit ihrem exzellenten Sound zwischen Doom und Stoner-Rock. Obwohl die hymnenhaften Stücke eher düster-ernst daherkommen, macht das Trio ordentlich Stimmung. Da Frontmann JB durch die Doppelbelastung als Gitarrist und Sänger die meiste Zeit über an seinen Mikroständer gefesselt bleibt, wirkt das Stageacting recht statisch. Dennoch stimmen Ausstrahlung und Action-Gehalt und spätestens nach seiner augenzwinkernden Entschuldigung für seine leicht verstimmte Klampfe („It was in tune when I bought it.“) hat er alle Anwesenden auf seiner Seite.

Angesichts der brütenden Hitze legt der um die Gesundheit seiner Fans besorgte Sänger diesen nahe, möglichst viel Bier zu trinken. „Trinkt kein Wasser, das Zeug ist pures Gift!“ – spricht’s und greift prompt selbst grinsend zur Wasserflasche: „Jetzt trinke ich selbst schon das Gift.“ Doch alle Selbstironie sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Musik von GRAND MAGUS sich auf hohem Niveau bewegt und von erwachsener Reife und Ernsthaftigkeit dominiert wird. Eigentlich schade, dass die Band trotz hervorragender Kritiken in allen relevanten Magazinen ihren Geheimtipp-Status in der Szene noch nicht so recht überwunden hat und heute dementsprechend früh auf die Bretter geschickt wird. (Xeledon)

Bang Your Head!!!

FORBIDDEN (12:40 – 13:30)
Im Anschluss gehen die Bay-Area-Thrasher FORBIDDEN wieder etwas zackiger zu Werke und treffen damit eindeutig mehr meinen Nerv als ihre Vorgänger GRAND MAGUS. Sympathisch wie eh und je entern die fünf Herren aus Kalifornien die Bühne und lassen einen Killer-Song nach dem anderen vom Stapel: Tracks wie „Step By Step“, „Through Eyes Of Glass“, „Infinite“, „Chalice Of Blood“, „R.I.P.“ und natürlich „Forbidden Evil“ heizen dem Publikum gehörig ein und auch das neue Stück „Adopt Or Die“ wird sehr gut aufgenommen. Den absoluten Höhepunkt der Show stellt allerdings das BLACK SABBATH-Cover „Children Of The Sea“ dar, bei dem sich FORBIDDEN mal von einer ganz anderen Seite zeigen und auf voller Länge überzeugen können. Eindeutig einer der besten Tributes an diesem Wochenende!

Lediglich in Sachen Bühnenshow habe ich FORBIDDEN schon in besserer Form gesehen, denn die Hitze macht der Band und besonders Fronter Russ Anderson wirklich zu schaffen, der sich fast während der kompletten Show nur im hinteren, schattigen Teil der Bühne herum drückt und so immer in gewisser Distanz zum Publikum steht. Die Menschen nehmen ihm das allerdings kaum übel, denn der charismatische Sänger liefert gesanglich eine herausragende Leistung ab, versucht, auch über die Entfernung Kontakt zum Publikum aufzunehmen und punktet durch sympathische Ansagen und Kommentare zwischen den Songs. Für mich eines der Highlights des diesjährigen „Bang Your Head!!!“-Festivals. (Katharina.Beck)

Bang Your Head!!!

SABATON (13:40 – 14:30)
Mit SABATON steht nun bereits die dritte schwedische Band des noch jungen Tages auf dem Plan. Live ist das Quintett um den sympathischen Irokesen-Träger Joakim Brodén eine absolut verlässliche Bank und garantiert erstklassige Unterhaltung. Der Sänger, dessen Lieblingspose verdächtig an eine Dehnübung für den Leistenbereich erinnert, wirkt dennoch überrascht angesichts des großen Publikumszuspruchs und strahlt der Menge verzückt mit von einem Ohrläppchen zum anderen reichendem Grinsen entgegen. Überschwänglich bedankt er sich für die großartige Unterstützung seiner „kleinen, schwulen Heavy-Metal-Band aus Schweden“. Und obwohl die darin mitschwingende Ungläubigkeit offensichtlich von Herzen kommt, klingt das angesichts solch großartiger Stimmungs-Hits wie „Panzer Batallion“ oder dem Ronnie James Dio gewidmeten „Cliffs Of Gallipoli“ nach argem Understatement.

SABATON machen heute wieder einmal alles richtig und untermalen ihre starke Show mit wohlgesetzten Flammensäulen und schußartig krachenden Pyro-Effekten, deren extremer Schalldruck das Publikum in den ersten Reihen unweigerlich zusammenzucken und um die Unversehrtheit seiner Trommelfelle fürchten lässt. Die auf Sänger Joakims Shirt aufgenähten Stahlplatten dürften heute Temperaturen erreichen, bei denen man eigentlich als Show-Highlight Spiegeleier auf ihnen braten könnte. Kein Wunder also, dass der Frontmann sich dieses Kleidungsstücks nach etwa der Hälfte des Gigs entledigt und fortan dem Publikum stolz seinen darunter verborgenen Brustpelz präsentiert.

Mit ihrer ungewöhnlichen Verbindung von eher ernster Kriegs-Thematik mit spaßigen Gute-Laune-Hymnen dürften SABATON allen Zeigefinger schwenkenden Moral-Aposteln ein Dorn im Auge sein. Bei der Power-Metal-Gemeinde treffen die Schweden hier aber einen ganz anderen Nerv und zählen völlig zu recht zu den derzeit meistgefragten Bands in ihrem Sektor. Etwas albern ist hingegen, dass die Band bei einem 50-minütigen Festival-Gig Zeit darauf verschwendet, kurz hinter die Bühne zu verschwinden und sich von den Zugaberufen der Fans wieder zurückholen zu lassen. Ansonsten aber ein großartiger Auftritt, der mit „Primo Victoria“ seinen würdigen Abschluss findet. (Xeledon)

LOUDNESS (14:40 – 15:30)
Im direkten Vergleich mit den Vorgängern müssen LOUDNESS einfach tierisch abkacken. Die Band ist ohnehin eigentlich nur dafür berühmt, aus Japan zu stammen und dennoch akzeptable Musik zu machen. Auf Originalität und echte Genialität braucht man demnach erst gar nicht hoffen. So kommt es, wie es kommen muss, die Japaner legen einen ordentlichen Auftritt auf die Bretter, der aber doch nur Thrash- und Heavy-Metal-Standards aufwärmt. Da steht mir der Sinn doch eher nach etwas anderem aufgewärmtem und ich beschließe, außerhalb des Geländes als Mittagessen ein frisch getoastetes Sandwich einzuwerfen. (Xeledon)

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18.08.2010

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