Bang Your Head!!!
Bang Your Head!!! - Festivalbericht 2007
Konzertbericht
BRAINSTORM
Die Gute-Laune-Welle schwimmt weiter. Und obenauf reitet die Schwaben-Truppe BRAINSTORM. Stilsicher haben sich die Mannen um das dynamische Gitarren-Duo Torsten „Todde“ Ihlenfeld und Milan Loncaric den folkloristischen Megahit „Auf de schwäb’sche Eisebahne“ als Einlaufmusik ausgewählt, der beim einheimischen Teil des Publikums großen Anklang findet. Trotzdem freut man sich irgendwie, als die Verstärker augedreht werden und das starke „Worlds Are Coming Through“ amtlich durch die Menge rockt. Vorturner Andy B. Franck lässt sich wieder mal stark von der begeisterten Menge mitreißen und strahlt zwischen launigen Ansagen und starker Sangesleistung mit der Sonne um die Wette. Natürlich erwähnt er ganz nebenbei auch die inzwischen erschienene „Honey From The B’s“-DVD, aber über deren Veröffentlichung sind alle Anwesenden bereits hinreichend informiert, immerhin sind die zahlreichen, strategisch günstig über das Festivalgelände verteilt aufgehängten Werbeplakate nicht zu übersehen. Doch die beste Werbung für eine Live-DVD ist immernoch ein starker Auftritt – und der gelingt dem schwäbischen Power-Metal-Kommando vortrefflich. Dabei steht die leichte düster-aggressive Note von Kompositionen wie „Shiva’s Tears“ in krassem Gegensatz zum sonnigen Gemüt, das BRAINSTORM stets zur Schau tragen und sie zu einem gern gesehenen Gast auf jedem Festival macht. Das sehen auch die mittlerweile recht zahlreich vor der Bühne versammelten Zuschauer so und gehen beim Überhit „Highs Without Lows“ ordentlich steil. Als der 50-minütige Auftritt mit dem ohrwurmigen „All Those Words“ zu Ende geht, erntet das Schwaben-Quintett begeisterten Applaus und kann sich sicher sein, dass man dieses Publikum mühelos noch eine weitere Stunde lang mit formidablen Power-Metal-Hymnen bestens unterhalten hätte können. [Xeledon]
NAZARETH
Dass beim „Bang Your Head!!!“ Rockurgesteine ihren zweiten Frühling feiern können, haben FOREIGNER letztes Jahr sehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Diese Bürde wird dieses Jahr NAZARETH zuteil, die immerhin 37 (!) Jahre Rockerfahrung vorweisen können. Nach den eher krachigen Combos ist es eine willkommene Abwechslung für die geschundenen Ohren. Ein ewig langes schottisches Dudelsackintro eröffnet den einstündigen Rockreigen. Und als ob Petrus dem Quartett einen Gefallen tun möchte, kämpft sich die Sonne durch die Wolken und lässt die Betriebstemperatur vor und auf der Bühne um ein paar Grad steigen. Gitarrist Jimmy Murrison kommt stilecht mit einem SLAYER-Shirt auf die Bühne, lässt aber einmal mehr den Fiedelgott in sich raus. Während Sänger Dan McCafferty optisch sehr deutlich in die Jahre gekommen ist und sich nicht dafür zu schade ist, darüber Scherze zu reißen („I feel like I’m 150 years old.“), ist Bassist Pete Agnew mit seinem überdimensionalen Paul-McCartney-Gedächtnisbass der Gute-Laune-Garant in der Truppe. Zusammen mit seinem Sohn Lee Agnew an den Drums bildet das Duo ein ideales Groovefundament, auf dem sich Dan und vor allem Jimmy ordentlich austoben können. Vor allem ist Dan trotz seines biblischen Alters noch sehr gut bei Stimme. Allen voran bei den Klassikern „Razamanaz“, „This Flight Tonight“ und „Hair Of The Dog“ kommt das professionelle Krächzen sehr gut zur Geltung. In dem Zusammenhang kann ich verstehen, warum GUNS’N’ROSES „Hair Of The Dog“ auf ihrem „Spaghetti Incident“-Album gecovert haben. Das minimale Stageacting macht die Truppe mit ihren guten Songs und der guten Laune wett, die auch auf das Publikum abfärbt, allerdings nur bei den bekannten Klassikern. Warum Dan allerdings bei „Hair Of The Dog“ einen Dudelsack rausholt, um seinem Mikro ohrensichtlich mit einer Voicebox komische Töne zu entlocken, bleibt nicht nur mir ein Rätsel. Ansonsten gewährt Dan Jimmy an der Axt viel Spielraum, die er zum Teil selbstverliebt auch ausnutzt. Bleibt ein gutes Konzert, bei dem sogar mit „Love Hurts“ und „Dream On“ die zwei Überballaden der Combo in die kuschelbedürftige Menge rausgehauen werden. Nun heißt es auf W.A.S.P. warten, auf die ich mich persönlich sehr freue. [Tolga Karabagli – Powermetal.de]
W.A.S.P.
Die Berichte über Blackie Lawless‘ Auftritte sind sehr unterschiedlich. Anscheinend hängt es stark von der Tagesform des W.A.S.P.-Masterminds ab, ob die Shows der Amerikaner ein Erfolg oder ein Flop werden. Heute zumindest scheint die schrille Stilikone einen guten Tag erwischt zu haben. Trotz der 12-minütigen Verspätung und leichter technischer Schwierigkeiten rocken die Amis unverzagt los und geben sich musikalisch keine Blöße. Im Reigen der vielen starken Frontmänner dieses Festival-Tages kämpft Blackie Lawless um Anerkennung und bekommt diese auch völlig zurecht. Mangelhaft ist hingegen der Kontakt zum Publikum, auf das der exzentrische Frontmann in seinen Ansagen überhaupt nicht eingeht. Mehr als die Songtitel tut er nicht kund. Obwohl ich mit dem W.A.S.P.-Songmaterial nicht wirklich vertraut bin, geht die Musik schnell ins Ohr und in die Beine und sorgt für jede Menge Spaß. W.A.S.P. geben sich routiniert und wissen jede Menge starke Songs auf ihrer Seite, mit denen beim „Bang Your Head!!!“-Publikum überhaupt nix schiefgehen kann. Und wer gegen Ende des Auftritts nicht aus voller Kehle den Refrain des Überhits „I Wanna Be Somebody“ mitsingt, stellt seine schwermetallische Glaubwürdigkeit ohnehin extrem in Frage. [Xeledon]
HAMMERFALL
Schon als in der Umbaupause nach und nach eine megalomanisch anmutende Menge von zehn mit den Buchstaben des Bandnamens beklebten Bassdrums auf die Bühne gebracht wird, lässt sich erahnen, dass die Schweden für die Rückkehr an den Ort ihres ersten internationalen Live-Triumphs eine Menge Show-Effekte im Gepäck haben. So haben nicht nur die Musiker auf, sondern auch die Techniker hinter der Bühne alle Hände voll zu tun und zünden ein Feuerwerk nach dem anderen. HAMMERFALL besinnen sich indessen auf ihre bekanntesten Bandhymnen und liefern dazu eine solide Rockshow ab, bei der sie sowohl den Aufbau links und rechts des Drum-Raisers als auch den ein Stück weit in die Menge hinausragenden Steg ausgiebig mit einbeziehen. Mein Interesse gilt natürlich in erster Linie dem neuen und gleichzeitig altbekannten Bassisten Fredrik Larsson, der schon das unübertroffene und in seinem Stellenwert für die internationale Metal-Szene gar nicht hoch genug einschätzbare Debütalbum „Glory To The Brave“ eingespielt hat. Dieser scheint seine Rolle in der Band erst noch finden zu müssen und hält sich demnach auch im Hinblick auf das wilde Gepose der übrigen Musiker wie auch seines Vorgänger Magnus Rosén merklich zurück. Sein Bassspiel indes kann überzeugen und sorgt gemeinsam mit dem Drumming von Anders Johansson für eine solide groovende Basis für die Party auf und vor der Bühne. Ob „Renegade“, „The Fire Burns Forever“ oder die vielleicht stärkste HAMMERFALL-MidTempo-Hymne „Templars Of Steel“, Sänger Joacim Cans zeigt sich in Höchstform und verfügt mittlerweile auch über eine amtlich-raue Rockröhre, die den Stücken mehr Pepp verleiht als auf den manchmal eine Spur zu clean daherkommenden alten Alben der Band. Dass dabei auch das nötige Gefühl nicht verlorengeht, zeigt die frenetisch abgefeierte Ballade „Glory To The Brave“ mehr als eindrucksvoll. Mag man das klischeehafte Auftreten der Echtmetaller noch so sehr belächeln, musikalisch sind HAMMERFALL mittlerweile routiniert genug, um zu wissen, was ihr Publikum sich wünscht. Und da dieses nicht nur ausgesprochen kopfstark ist, sondern sich zudem aus Vertretern aller Altersklassen zusammensetzt, lässt sich eine gewisse musikalische Klasse nicht leugnen. Nach einer Stunde verschwinden die Schweden von der Bühne, um sich von lauten „Zugabe“-Rufen alsbald zurückpfeifen zu lassen und mit „Natural High“ und „Hearts On Fire“ zwei Singles jüngeren Datums in die Menge zu feuern, die auch mich als erklärten Fan der „alten“ HAMMERFALL-Werke begeistern können. [Xeledon]
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