Bang Your Head!!!
Bang Your Head!!! - Festivalbericht 2007
Konzertbericht
ARCHER
Dass beim „Bang Your Head!!!“ auch gerne mal ein Newcomer den Reigen eröffnen darf, ist ja nichts Neues und hat sich Gott sei Dank bewährt. So darf auch dieses Jahr eine junge Truppe aus den Staaten den Samstag morgen einläuten. Die Jungs kommen aus Santa Cruz in Kalifornistan und spielen einen Sound, der mich ein Stück weit an eine rock ’n‘ rollige Variante von METALLICA erinnert. Gerade Frontmann und Gitarrist Dylan kommt wie eine Mischung aus Zakk Wylde und James Hetfield rüber, der Rhythmussektion mit Basser Isaiah und Trommler Tyler merkt man an, wie viel Hummeln sie im Hintern und wie viel Freude alle Beteiligten an dem Opening-Slot haben. Da wird auch gerne verziehen, wenn Isaiah vor lauter Euphorie mal über die Monitor-Box stolpert, das müde Publikum wird trotzdem ruck zuck wach und feiert mit den Frühzwanzigern den Europa-Auftakt. Die Mucke ist – wie gesagt – rockig und doch metallisch, hart aber nicht zu sehr auf aggressiv oder gar modern getrimmt. Songs wie „Last Of His Kind“ oder „Hell Hath No Furies“ zitieren mal METALLICA, mal THIN LIZZY, mal BLACK LABEL SOCIETY und wirken dabei gleichzeitig frisch und zeitgemäß, aber doch klassisch und der hart rockenden Tradition verbunden. Wer Lunte gerochen hat, der kann mal auf der MySpace-Seite der Band vorbei surfen. [Rüdiger Stehle – Powermetal.de]
MYSTIC PROPHECY
Noch immer mit zu wenig Schlaf von der letzten Nacht gesegnet, tapse ich mit meiner Kollegin Elke Richtung Bühne, um mir MYSTIC PROPHECY morgens um 10.50 Uhr immer noch ohne Knoppers livehaftig zu geben. Und was soll ich schreiben: Der Stampf-Metal mit sehr starker SINNER-Kerbe ist die ideale musikalische Dosis, um wach zu werden. Das Quintett ist für die frühe Zeit sehr bewegungsfreudig, wenn nicht sogar enthusiastisch unterwegs. Zwar ist der Power Metal eher simpel gestrickt, kann jedoch mit eingängigen Refrains und guten Soli glänzen. Sänger R.D. Liapakis ist auch sehr journalistenfreundlich, was die deutlichen Songansagen unter Beweis stellen. Noch ist es ein bissi frostig vor der Bühne, aber ab „Sign Of The Cross“ schält sich die Sonne aus ihrer Wolkendecke, um den abgehenden Metalheads ein bisschen Wärme zu schenken. Zwar sind nur die vorderen Reihen aktiv, aber rundherum kann man den einen oder anderen Mitwipper ausmachen. Dass bei den Songs auch klassischer Kanadastahl der Sorte ANNIHILATOR Pate gestanden hat, merkt man „Nightmares Of Demons“ sehr deutlich an. Die eine oder andere Ähnlichkeit mit „Set The World On Fire“ vom gleichnamigen Album, allein vom Rhythmus her, ist nicht von der Hand zu weisen. Auf der anderen Seite ist da „Savage Souls“ zu nennen, das verdammt stark an „Blood Red Skies“ vom JUDAS PRIEST-Klassiker „Ram It Down“ angelehnt ist. „Dark Forces“ hingegen vom kommenden Album „Satanic Curses“ kann vom Riffing her eine ordentliche SLAYER-Schlagseite vorweisen. Was jedoch bei all der Erbsenzählerei zählt, ist der Spaß an der Sache. Und den haben die Protagonisten vor und auf der Bühne. Nach knapp vierzig Minuten ist der Spaß dann auch schon vorbei – und ich bin wach. Da hätte ich mir auch den Morgenkaffee sparen können, wenn ich gewusst hätte, dass mich MYSTIC PROPHECY auch so wach machen. [Tolga Karabagli – Powermetal.de]
POWERMAD
Meine Fresse! Was habe ich mich auf diesen Gig gefreut. Fast schon penetrant habe ich alle möglichen und unmöglichen Leute mit POWERMAD und ihrer Herrlichkeit genervt und hätte am liebsten alle einzeln vor die Bühne gezerrt. Das habe ich nicht ganz hinbekommen, und so verirren sich nur ein paar Kenner und wenige Interessierte vor der Bühne als es endlich so weit ist. Der Boden ist fast schon wieder trocken genug, um auf den Knien der Band zu huldigen, die mit „Nice Dreams“ einen der besten, wenn nicht sogar den besten Metalsong der 80er Jahre komponiert hat. Was dann folgt, ist Ernüchterung und Enttäuschung. Denn schon beim Opener „Terminator“ ist der Sound undifferenziert und wird vom starken Wind ziemlich verweht. Doch damit nicht genug. Die Vocals von Sänger Joey DuBay sind erst zu leise, wirken dann aber vor allem unsicher. Während die eher aggressiven Parts bei „Absolute Power“ oder „Slaughterhouse“ durchaus in Ordnung sind, singt Joey DuBay alle schwierigen Melodien aus „Plastic Town“ oder dem göttlichen „Nice Dreams“ einfach nicht. Das geht ja gar nicht. Zudem ist die Bühnenpräsenz eher mau und der Sound wird leider auch nicht besser. Und so gibt es bei POWERMAD keinen Triumphzug, wie ihn tags zuvor LETHAL angetreten haben, sondern in erster Linie enttäuschte Gesichter zu sehen. Ganz klar, mir wäre lieber, dass ich weiter mit der Illusion eines perfekten, aber eben nicht existenten Gigs gelebt hätte, als nun mit POWERMAD diesen schwachen Auftritt zu verbinden. Leider der Flop des Festivals. [Peter Kubaschk – Powermetal.de]
MERCENARY
Seit ich mit der Musik von MERCENARY Bekanntschaft machen durfte, hatte ich mit Liveauftritten der Dänen nicht viel Glück. Drei verpasste Gelegenheiten brauchte es, bevor ich bei Anlauf Nummer vier auf dem Earthshaker-Festival 2005 endlich Erfolg hatte. Nun in Balingen also der zweite MERCENARY-Livegig, an dem ich teilhaben durfte – und nach wie vor bin ich schwer begeistert. Melodisch, progressiv, kraftvoll und sehr heavy kommt der Sound aus den Boxen. In dieser Form liefern MERCENARY mal eben den stärksten Auftritt des Wochenendes ab – und das obwohl die Konkurrenz auch nicht von schlechten Eltern ist. Natürlich liegt der Schwerpunkt auf den beiden jüngsten Alben „11 Dreams“ und „The Hours That Remain“, die ich nach wie vor jedem Metal-Fan schwerstens ans Herz legen kann. Der Härtegrad liegt zwar einige Dimensionen über dem, was man in Balingen sonst gewohnt ist, dennoch werden die Dänen von einer gewaltigen Menge begeistert abgefeiert. Trotz der abwechslungsreichen und komplexen Strukturen gehen die Lieder schnell ins Ohr und wer den Refrain von „Redefine Me“ einmal gehört hat, beginnt bei der Wiederholung unweigerlich mitzusingen. Auch Sänger Mikkel Sandager brüllt und kreischt sich mit hochrotem Kopf die Seele aus dem Leib und schafft es trotz der frühen Stunde, eine beachtliche Menge vor der Bühne zu fesseln, die am Ende mehr als nur Höflichkeitsapplaus spenden. Mittlerweile ist von den knüppelharten Death-Metal-Wurzeln der Gruppe nicht mehr allzu viel zu erkennen, lediglich die vereinzelten Growls von Neu-Bassist René Pedersen sind geblieben. Im direkten Vergleich mit seinem Vorgänger zieht er aber den Kürzeren: Zwar lässt er stimmlich keine Wünsche offen, sein Auftreten und seine Präsenz auf der Bühne sind jedoch weniger charismatisch als die von Henrik „Kral“ Andersen. Mit dem Ohrwurmgaranten „11 Dreams“ beenden MERCENARY einen klasse Gig, der hoffentlich viele neue Fans auf die musikalische Klasse der Dänen aufmerksam gemacht haben dürfte. [Xeledon]
AMORPHIS
Obwohl sie schon seit vielen Jahren regelnmäßig starke Alben veröffentlichen, haben AMORPHIS den großen Durchbruch in kommerzieller Hinsicht nie geschafft. Vielleicht liegt das auch daran, dass sie sich als ausgesprochen wandlungsfähig erwiesen und ihre Fans mit mehreren Stilwechseln verunsicherten. Bei der Fachpresse und anderen selbsternannten Experten hat ihnen jedoch gerade das Bonuspunkte eingebracht. Mit ihrem jetztigen Sänger Tomi Joutsen, der das Grunzen zurück in den AMORPHIS-Sound gebracht hat, hat sich das Sextett zu den Death-Metal-Wurzeln zurückbewegt. So überrascht es wenig, dass die Finnen auch live verstärkt die Death-Metal-Keule schwingen. Wichtiges Element ist wie gewohnt die leise Melancholie, die man den Bewohnern Finnlands gerne nachsagt und die mal ziemlich offen, mal eher im Hintergrund, in allen Liedern präsent ist. Der Auftritt leidet zwar unter einem matschigen Sound, in dem die zweite Gitarre regelrecht untergeht, dafür entschädigen jedoch die starke Rasta-Bang-Action des Frontmannes und das starke Songmaterial. Zu den Highlights zählt dabei definitiv „The Smoke“ und auch das abschließende „House Of Sleep“ ruft Begeisterung im Publikum hervor. [Xeledon]
FINNTROLL
Wir bleiben in Finnland, wenden uns allerdings von der traurig-melancholischen Seite des Landes der Tausend Seen ab, hin zur Gute-Laune-Partymusik von FINNTROLL. Ursprünglich war das, was die verrückten Finnen da praktizieren, ziemlich einzigartig. Und obwohl mittlerweile Kollegen wie KORPIKLAANI, TURISAS oder ENSIFERUM in eine ähnliche musikalische Richtung gehen, sind die „Trolle“ immernoch ziemlich sehenswert. Das sieht auch ein Großteil der Zuschauer so und die Stimmung vor der Bühne ist hervorragend. Dazu trägt der gute Sound und die bunt gemischte Setlist bei, bei der alle bisher veröffentlichten Studioalben Berücksichtigung finden. Die Band trägt überwiegend schwarze Röcke, die aber Gottseidank lang genug sind, dass nur die Fotografen im Bühnengraben die Frage nach dem Darunter beantworten können. Sänger Mathias „Vreth“ Lillmåns liefert eine ordentliche Leistung ab, kann sich aber in Sachen Ausstrahlung nicht mit seinen Vorgängern Jan „Katla“ Jämsen und Tapio Wilska messen. Besonders beim genialen „Trollhammaren“ ist das dem Publikum aber denkbar egal, denn hier wird aus voller Kehle mitgebrüllt, getanzt und gejubelt. Auf Dauer wäre mir die Musik von FINNTROLL zwar ein wenig zu anstrengend und zu gleichförmig, über die Auftrittszeit von rund fünfzig Minuten hinweg kommt jedoch definitiv keine Langeweile auf. [Xeledon]
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