Bang Your Head!!!
Bang Your Head !!! 2003
Konzertbericht
Annihilator (15.35 – 16.30 Uhr)
Auf ANNIHILATOR war ich im folgenden sehr gespannt, da sie, oder besser gesagt Mainman Jeff Waters, erst kürzlich Fronter Joe Comeau gefeuert und durch Dave Padden aus Vancouver ersetzt haben. Mal sehen, wie sich der Neue vor einem solch großen Publikum einfügen sollte. Die Instrumentalfraktion machte während dieser 55 Minuten auf jeden Fall keine Gefangenen und ballerte bei gnadenlos gutem und klarem Sound eine enorm große Portion Thrashpower in die Menge, welche neue Songs wie „The Blackest Day“ oder alte Knaller der Marke „Set The World On Fire“, „Refresh The Demon“, „Never Neverland“ und „Phantasmagoria“ dementsprechend abfeierte. Dies lag mit Sicherheit zum Teil auch am neuen Fronter, der stimmlich eine einwandfreie Leistung bot. Einzig in punkto Ausstrahlung kann er es (noch) nicht mit seinen Vorgängern aufnehmen. Deswegen überließ er auch gerne Herrn Waters die Bühne, der diese unermüdlich von einem Ende zum anderen wie ein nimmermüder Hampelmann beackerte und dabei ein Killerriff nach dem anderen aus dem Ärmel schüttelte. Dieser Gig machte Laune. Das dachte sich wohl auch ein Fan, der es, wie in der Einleitung schon beschrieben, irgendwie auf die Bühne schaffte und dort kräftig abbangte, bis er sich nach einem Shakehands mit dem Meister himself wieder friedlich in die Crowd verabschiedete. Und das alles ohne übertriebenes Eingreifen der Security. Ich kann es nur nochmals betonen: So muss das sein! Und genauso muss ich betonen, dass mit dem obligatorischen „Alison Hell“ einer der besten Gigs dieses Festivals seinen würdigen Abschluss fand. Mal schauen, zu was Annihilator auf ihrem nächsten Album fähig sind. Das hier war schon mal aller Ehren wert.
Sodom (18.05 – 19.05)
Der gute Onkel Tom Angelripper und seine Thrash-Veteranen, die unter dem Banner SODOM immer wieder ihre Einstellung zu Themen wie dem Vietnam-Krieg im Speziellen, dem Krieg im Allgemeinen, den Zeugen Jehovas und vielen anderen Themen präsentieren, dürften nicht gerade eine Band erster Wahl für das eher „traditionelle“ Publikum des Bang Your Head!!!-Festivals sein. Dennoch wurde die Band erfreulicherweise von ihren Fans abgefeiert und so kam bei bestem Dschungelwetter einiges an Sodom-Feeling auf. Bei diesem Gig wurde wieder tongewaltig demonstriert, wie gut sich auch neuere Tracks a la „Among The Weirdcong“, „Napalm In The Morning“ und „Device Of Killing“ in eine, ansonsten von Klassikern und Evergreens dominierte Setlist, einfügen. Sodom sind ihrem Stil eben immer treu geblieben, weshalb sie bei einem Konzert bedenkenlos auf Stücke jeder Ära der Band zurückgreifen können, ohne dass eine stilistische Kluft durch den Gig geht. Zur Freude der anwesenden Thrash Fans wurden natürlich Hits wie „Wachturm“, „“Remember The Fallen“ und „The Saw Is The Law“ nicht ausgelassen. Und auch ganz alte Perlen wie „Sodomy And Lust“ und „Outbreak Of Evil“ wurden zum Besten gegeben. Die Menge nahm sie dankend im Empfang. (DanDevil)
Hammerfall (19.30 – 20.40)
HAMMERFALL sind zu vorgerückter Stunde als Headliner oder Co-Headliner eigentlich immer ein Spass. Wenn man schon ein paar Bierchen intus hat, kommen deren stählerne True Metal-Hymnen meist noch besser und man legt jegliche Hemmungen in punkto Mitgröhlen ab. Aus diesem Grunde freut man sich immer wieder auf die Warriors um Oberblechdose Oskar Dronjak. So auch heute, weswegen schon beim Intro „Lore Of The Arcane“ die Stimmung ziemlich hoch kochte und für den Rest des Gigs auf diesem Level bleiben sollte. Nur bei mir wollte sich irgendwie kein Hochgefühl einstellen, obwohl ich diesem Auftritt wirklich entgegengefiebert hatte. Woran lag das? Nun, zum einen sind Hammerfall auf der Bühne mittlerweile einfach äußerst routiniert. Alles wirkt von vorne bis hinten einstudiert, weswegen absolut kein Platz mehr für Spontanität ist. Herr Dronjak poste wie immer in seiner Rüstung, während Bassist Magnus Rosen wohl bei Metallica Neuling Robert Trujillo in die Lehre gegangen ist. So tief in die Knie gebeugt habe ich ihn noch nie spielen sehen, von seinen immer noch lustig anzusehenden Grimassen ganz zu schweigen. Darüber hinaus kann sich Herr Cans Sätze wie „You are definitely the best audience in the whole world!“ getrost sparen, da sie anscheinend zum Standardrepertoire eines jeden Gigs gehören. Musikalisch gab es allerdings, von ein paar Klampfenaussetzern mal abgesehen, nichts zu meckern. Die Setlist umfasste alle Hits, wobei ich mir noch ein paar mehr Songs vom Debüt gewünscht hätte. Nichtsdestotrotz wurden „Riders On The Storm“, „The Metal Age“, The Way Of The Warrior“, „Hero’s Return“, „Let The Hammer Fall“ oder „Renegade“ stürmisch bejubelt, bevor nach „Crimson Thunder“ (mit üblichem Menge-Mitsing-Part) erstmals der Vorhang fiel. Als Zugabe bekam Balingen danach „Heeding The Call“, „Hearts On Fire“ und das obligatorische „Hammerfall“ um die Ohren gefeuert, bevor sich die fünf Kreuzritter in einem Funkenregen von ihren großteils begeisterten Fans verabschiedeten. Drummer Anders Johansson zog zu guter Letzt sogar noch vor der versammelten Meute blank. Fazit: Hammerfall haben ohne Fehl und Tadel ihren Stiefel heruntergespielt, dabei jedoch jegliche Spritzigkeit und Natürlichkeit vermissen lassen. Allerdings schien das nur wenige gestört zu haben.
Dio (21.10 – 23.00)
Genauso wenig scheint es Ronnie James DIO zu stören, dass er mittlerweile jenseits der 60 Lenze verkehrt. Trotzdem ist der ehemalige Fronter von Black Sabbath immer noch fit genug, den Headlinerposten eines solchen Festivals mit immerhin fast zwei Stunden Spielzeit zu bestreiten und dabei die Menge noch richtig mitzureißen. Von weitem sah er zwar ein wenig aus, wie Klaus Meine Anfang der 80er, wenn man ihn mal ohne seine Lederkappe erwischt hat, aber das hat nichts zu sagen. Durch die Adern dieses Dinosauriers fließt nämlich anno 2003 immer noch mehr Metal, als dass bei Herrn Meine jemals der Fall gewesen war. Das merkte man vor allem an neueren Stücken wie „Killing The Dragon“ oder „Rock n‘ Roll“, die sich anstandslos in die Reihe aus dargebotenen Klassikern (z.B. „Straight Through The Heart“, „Stand Up And Shout“ oder das obligatorische, von allen exzessiv mitgesungene „Holy Diver“) einfügten. Einzig das Drum Solo trübte die Stimmung ein wenig, da es doch einige Leute gibt, die so etwas, genau wie ich, für überflüssig halten. Dies änderte aber nichts daran, dass Dio samt seinen Mitstreitern eine absolut würdige und vor allem sehenswerte Hauptattraktion des ersten BYH!!!-Tages war, den er mit „Rainbow In The Dark“ und „We Rock“ standesgemäß ausklingen ließ. Ja mann, das hat gerockt!
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